Die Handdruckspritze aus dem Jahr 1845 diente vor mehr als 100 Jahren zum Löschen. Zur Jubiläumsfeier der Feuerwehr Boll kam das Gerät wieder zum Einsatz. Foto: Daiker

Nach einer Übung der Pflichtfeuerwehr wurde 1923 die Freiwillige Feuerwehr in Boll gegründet. Das 100-jährige Bestehen wurde nun gefeiert.

Seit 100 Jahren investieren in Boll mutige Feuerwehrmänner und -frauen getreu den Aufgaben der Feuerwehr, „Retten-Löschen-Bergen-Schützen“ viel Zeit und Kraft, den Einwohnern in Notsituationen zu helfen. Die Freiwillige Feuerwehr Boll wurde vor 100 Jahren gegründet und blieb nach der Eingemeindung in die Stadt Hechingen 1972 als Abteilung der Feuerwehr Hechingen bestehen.

Dieses große Jubiläum wurde nun gefeiert. Bürgermeister Philipp Hahn betonte in seiner Rede beim Festakt: „Heute wie vor 100 Jahren lief es in Boll gleich ab, vor allem wenn es um das Ehrenamt geht: Man macht halt einfach und schwätzt nicht lang“. Das große Engagement bei Übungen, Lehrgängen und Einsätzen lobte der Bürgermeister. Die Wehr habe einen hohen Anspruch und erfülle diesen durch ein gehöriges Maß an Pflichtbewusstsein, Mut und Einsatzbereitschaft.

Bürgermeister Philipp Hahn lobte die Einsatzkraft der Feuerwehrabteilung Boll. Foto: Daiker

Ortsvorsteherin Meta Staudt schloss sich diesem Lob begleitet von großer Anerkennung und Dank an. Stefan Jetter vom Kreisfeuerwehrverband Zollernalb und Stadtbrandmeister Frank Brecht würdigten ebenfalls die Leistung der Einsatzkräfte.

Anschließend wurde das große Jubiläum kräftig gefeiert. Der Musikverein Boll umrahmte nicht nur den Festakt musikalisch, sondern sorgte auch während des Frühschoppens und Mittagstischs für Stimmung.

Die Kinder erprobten sich an der Spritzenwand als Feuerwehrmänner. Foto: Daiker

Vor allem für die Kinder war etwas geboten, die Spielerisch in die Welt der Feuerwehr eintauchen konnte. An der Spritzwand versuchten sie sich im Löschen eines Holzhauses. Aber auch beim Luftballonkünstler und an der Hüpfburg herrschte Andrang.

Das Servieren von Kaffee und Kuchen war Aufgabe des Bürgervereines und die Feuerwehr konnte sich über eine große Anzahl gespendeter Kuchen freuen.

Zuschauer bilden eine „Eimerkette“

Am Nachmittag boten die Feuerwehrleute den Zuschauern eine kleine Zeitreise. In einer historischen Zeitreise zeigten sie, wie die Feuerwehr in verschiedenen Zeiten ihres 100-jährigen Bestehens gearbeitet hat. Um die Handdruckspritze aus dem 1845 mittels einer „Eimerkette“ mit Wasser zu versorgen, wurden Zuschauer mit in das Geschehen eingebunden. Der Spritzendruck über das Wenderohr wurde durch Manneskraft beim Pumpen erzeugt.

Dabei hatte es Boll recht früh gut: Es wurde recht früh eine Wasserleitung gebaut. Im September 1903 wurden die Quellen erfasst und zum Jahresende konnte man in allen Bollemer Häusern den Wasserhahn aufdrehen. Das kam auch der Feuerwehr zugute, die einen von Hand gezogenen „Hydrantenkarren“ anschaffte. Ein Standrohr, wenig Schlauchmaterial und ein Strahlrohr gaben genug Wasserleitungsdruck, um zu löschen.

Das erste Feuerwehrauto wurde 1961 gekauft

Im zweiten Abschnitt der Übung wurde gezeigt, wie die Motorisierung in der Feuerwehr Boll Einzug hielt. 1961 wurde der TS-A 6 beschaff. Der Anhänger musste von einem Schlepper gezogen werden, der durch einen Gespanndienst gestellt wurde. Die Motorpumpe förderte 600 Liter Wasser in der Minute und war noch über den Zeitraum von 1968 hinaus im Einsatz. Dies war das Jahr, in dem von der noch selbstständigen Gemeinde Boll, das erste Feuerwehrfahrzeug TSF Ford Transit, gekauft wurde. Dieser wurde 1993 vom Tragkraftspritzenfahrzeug TSF Mercedes abgelöst. Der Ford Transit war noch nicht mit Atemschutzgeräten ausgestattet. Diese standen erst ab 1993 zur Verfügung.

Bedeutende Einsätze in 100 Jahren

2013 wurde das heutige TSF-W mit 1000 Liter Wasser an Bord in den Dienst der Abteilung Boll gestellt. Im letzten Teil der Vorführungen stellten die Kameraden aus Schlatt die Schlagkraft mit dem modernen, baugleichen TSF-W den Zuschauern vor.

Bedeutende Einsätze unterschiedlichster Art ziehen sich durch die 100-jährige Geschichte der Boller Freiwilligen Feuerwehr. Da wären zu nennen: Wohnhausbrände, Brand des Friedrichstaler Hof, Gasverpuffung im Pfadfinderlager oder Sturm Lothar, Waldbrand durch Blitzeinschlag, Kellerbrand mit Evakuierung und die Flutkatastrophen. Auch bei Großbränden in Hechingen oder Jungingen, sowie Personenrettungen war die Feuerwehrabteilung Boll ge fordert.