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Ein spärlich besetztes Stadion und trister Fußball: Der VfB Stuttgart fremdelt in der Europa League weiter. Gegen den FC Kopenhagen kam er nur zu einem 0:0. Danach redete sich Fredi Bobic in Rage.

Stuttgart - Wann wacht der VfB in der Europa League endlich auf? Nach dem 2:2 gegen Steaua Bukarest und dem 0:2 bei Molde FK war die Nullnummer gegen den FC Kopenhagen auch nicht eben zielführend. „Wir haben gesagt, wir brauchen drei Siege. Wir haben noch drei Spiele. Jetzt müssen wir alle drei gewinnen“, sagte Manager Fredi Bobic. Womöglich reichen auch zwei Siege, um den zweiten Gruppenplatz zu ergattern, der zum Weiterkommen genügt. Hinter Steaua Bukarest (7 Punkte) liegen Kopenhagen (4), Molde (3) und der VfB (2) eng beieinander. Doch wenn das internationale Abenteuer nicht schon in der Gruppenphase zu Ende gehen soll, muss der VfB deutlich mehr investieren als gegen die abwehrstarken, ansonsten aber harmlosen Dänen. „Wir haben die erste Halbzeit verschlafen“, analysierte Trainer Bruno Labbadia, „in der zweiten waren wir viel aggressiver, aber wir haben sehr schlechte Flanken geschlagen und waren harmlos bei Standardsituationen.“ Außerdem zog sich Tunay Torun eine Muskelverletzung am Oberschenkel zu. „Schon wieder ein Verletzter“, stöhnte Labbadia.

Fredi Bobic jedenfalls schob mächtig Frust, und den lud der Manager nach dem Abpfiff auf die Torrichter ab, die zwei elfmeterreife Szenen für den VfB nicht erkannt hatten. „Das sind lauter Micky Mäuse, die da hinter der Torlinie herumrennen, ich kann sie nicht mehr sehen“, schimpfte er. Sechs Unparteiische wachen inzwischen über jedes Spiel. „Bald brauchen wir einen Mini-Van für die ganze Schiedsrichterabteilung“, wetterte Bobic weiter, „aber das Geld für die kannst du dir sparen. Der Torrichter steht ganz nah dabei und guckt nur dumm zu.“

„Warum soll ich mich als Spieler da hinschmeißen?"

Zuerst hatte der VfB nach einem Foul an Cristian Molinaro im eigenen Strafraum vergebens einen Strafstoß reklamiert (30.). Dann hatte Vedad Ibisevic sein Gegenüber Kris Stadsgaard umkurvt, seinen Schuss ließ Torhüter Johan Wiland prallen, der eingewechselte Tunay Torun setzte nach und stürzte dabei über den Schlussmann (47.). Wieder gab der portugiesische Schiedsrichter Artur Soares keinen Elfmeter, stattdessen zückte er wegen einer vermeintlichen Schwalbe Gelb für den entsetzten Torun. „Warum soll ich mich als Spieler da hinschmeißen? Torun kann den Ball ins Tor schießen“, erregte sich Bobic erneut.

Das waren schon fast die aufregendsten Szenen. Nach dem glanzvollen 1:0-Sieg in der Bundesliga beim Hamburger SV verbreitete der VfB Tristesse pur. Die 15 300 Fans, die in Erwartung einer prickelnden Europapokalnacht gekommen waren, wurden enttäuscht, bitter enttäuscht. Denn der VfB verfiel in sein altes Phlegma. Statt eines Feinschmeckermenüs wie in Hamburg servierte er seinem Anhang trocken Brot und Wasser. Viel zu behäbig, viel zu zögerlich suchte der VfB den Weg nach vorn, vielen Pässen fehlten Präzision und Schärfe, und der ganzen Mannschaft gingen Tempo und Laufbereitschaft ab. Im Notfall entschieden sich die Spieler für einen Rückpass, weil nach vorn die Anspielstationen fehlten.

Mehr Elan nach dem Wechsel

So war ein Schuss von Ibrahima Traoré aus 20 Metern die einzige Chance des VfB bis zur Pause – der Ball flog aber am Tor vorbei (16.). Ansonsten: Fehlanzeige nach vorn. Auf der Gegenseite wurde es auch nur einmal brenzlig, als Torhüter Sven Ulreich den Ball vor Cesar Santin ablenkte (40.).

Nach dem Wechsel präsentierte sich der VfB mit mehr Elan. Endlich war mehr Bewegung im Spiel, zwingend waren die Aktionen aber nicht. „Wir haben nie einen sauberen Abschluss geschafft“, ärgerte sich Bobic. Cristian Molinaro (69.) und der agile Torun (78.) prüften Torhüter Wiland. Von den Dänen ging nach vorn überhaupt keine Gefahr aus. Sie waren mit dem Punkt zufrieden. Dabei könnte er am Ende zu wenig sein. Für Kopenhagen, für den VfB – oder für beide.