Die Geschäftsführer von Visuelle Technik, Meinrad Borho (von links) und Sebastian Paschun, sowie Manfred Herrmann aus der IT-Abteilung zeigen das ernüchternde Ergebnis ihres jüngsten Geschwindigkeitstests. Foto: Forth

Breitbandausbau: Firmen im Ippichen erwägen Standortwechsel. Geppert: "Betriebe baldmöglichst stärken".

Von einer schnellen Internetverbindung können die Firmen im Gewerbegebiet Ippichen bislang nur träumen. Eine rasche Verbesserung ist nicht in Sicht. Nun erwägen sie einen Standortwechsel.

Wolfach. "Mit der Internetverbindung haben wir ein massives Problem", sagt Sebastian Paschun, einer der Geschäftsführer der Firma Visuelle Technik, die ihren Sitz in dem Wolfacher Gewerbegebiet hat. Was das in Zahlen bedeutet, zeigt der Geschwindigkeitstest, den die Firma vor wenigen Tagen gemacht hat. Knapp 3000 Kilobit pro Sekunde schafft ihre Leitung im Download – höchstens. Eine normale Bilddatei wäre also in etwa zehn Sekunden geladen. Doch das Unternehmen wertet Bilddaten von Industrieunternehmen aus, arbeitet mit internationalen Firmen zusammen. "Das kann bei uns pro Bild bis hin zu 50 Megabyte gehen", sagt Paschun.

Bei mehreren Fotos läuft der Ladebalken dann minutenlang. Es seien bereits Mitarbeiter nach Hause gefahren, um die für die Qualitätssicherung benötigten Bilder zu laden, weil es von dort aus schneller geht. Nun bangt die Firma um Kunden, weil der Service teurer wird, je länger es dauert. "Die Wettbewerbsfähigkeit nimmt immer weiter ab, nur weil wir im mittleren Schwarzwald sind", sagt Paschun.

Seit 2005 sitzt das Unternehmen im Gewerbegebiet Ippichen. Damals sei die Geschwindigkeit vollkommen in Ordnung gewesen. Das ist heute anders: "Die Datenmengen sind in den letzten Jahren wahnsinnig gewachsen", sagt der Geschäftsführer. Auch Alternativen wurden bereits geprüft: Bei einer Internetverbindung per Satellit macht der Firma bei Live-Übertragungen die Verzögerung von einigen Sekunden Probleme. Für die entsprechende Funkverbindung, wie etwa LTE, müssten zahlreiche Verträge abgeschlossen werden, um genügend Download-Volumen zu erhalten.

Unternehmen hoffen auf schnelle Lösung

In dieser verzwickten Situation hatte die Firma auf die Gemeindeverwaltung gehofft. Es sei die Pflicht der Kommune, die Versorgung des Gewerbegebiets sicherzustellen. Nun fürchten die Firmenchefs, der schwarze Peter werde zwischen Kommune und der Telekom hin und her geschoben. Für zwei, vielleicht auch drei Jahre sei diese Situation noch hinzunehmen, sagt Meinrad Borho, ebenfalls Geschäftsführer der Firma, es müsse aber eine feste Zusage geben. "Wenn sich hier nichts tut, muss man über den Standort nachdenken", sagt Paschun.

Genau so sieht das auch Thomas Kleinsorge, Geschäftsführer von Sachtleben Mining Services, die ebenfalls einen Firmensitz im Ippichen haben. Zusammen mit der Firma Visuelle Technik hat er sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Zwar sei die Menge der Daten nicht so hoch wie bei den Kollegen, dennoch fühle auch er sich von der Gemeindeverwaltung im Stich gelassen, sagt er auf Nachfrage. Sollte es nicht schnellstmöglich zumindest zu Gesprächen oder besser einer festen Zusage kommen, steht seine Entscheidung fest: "Dann sind wir so schnell weg, wie wir gekommen sind." Doch allein wegen der Gewerbesteuer sollte die Stadt ein Interesse daran haben, die Firmen im Gebiet zu halten, findet Paschun. Eine schnelle Besserung sei nach einem ersten Gespräch mit Bürgermeister Thomas Geppert aber nicht in Sicht.

Bürgermeister bittet um Geduld

Dem Bürgermeister ist am Austausch mit den ortsansässigen Firmen viel gelegen, sagt er auf Nachfrage. Für Ende des Monats ist ein erneuter Termin vereinbart, bei dem über diesen "maßgeblichen Standortfaktor" gesprochen werden soll. "Wir sind bestrebt, unsere Betriebe in diesem wirtschaftlichen Wettlauf baldmöglichst zu stärken", sagt Geppert. Dafür müsse jedoch zunächst die digitale Infrastruktur vorliegen. Den Breitbandausbau sieht Geppert als "maßgebliches Zukunftsthema", das gemeindeübergreifend behandelt werden müsse. "Die Planung und bauliche Realisierung eines kreisweiten glasfaserbasierten ›Backbone‹-Netzes sei die "grundlegende Weichenstellung" dazu.

Der örtliche Breitbandausbau soll dann in einzelnen zeitlichen Abschnitten erfolgen. "Dass dabei unterversorgte Bereiche, wie beispielsweise Industriebereiche in Seitentälern – hier speziell Ippichen – vorne angestellt werden, liegt auf der Hand", sagt Geppert. Zeitlich könne damit begonnen werden, sobald das "Backbone"-Netz stehe – also etwa 2020 bis 2021. "Es braucht eben noch etwas Zeit", wirbt Geppert um Geduld. Kleinere Übergangslösungen für Privathaushalte seien zu besprechen, da es um geringere Datenmengen gehe. Ein Vergleich der Gewerbesteuer gegenüber Ausbaukosten bleibe mit Blick auf die ganzheitliche städtische Konzeption außen vor.