“Das Wohl der Fledermaus stand der Kita im Weg“, sagte OB Ibert am Sonntag – und zog damit den Unmut des Lahrer Nabu auf sich. Foto: dpa

Die „Eigennutz“-Aussagen von Lahrs Rathauschef Markus Ibert beim Frühlingsempfang sorgen für heftige Kritik vom Nabu, der nun seinerseits in die Offensive geht.

Einzelinteressen würden immer öfter über die der Gemeinschaft gestellt, hat Rathauschef Markus Ibert bei seiner Rede am Sonntag moniert und als Beispiel den verhinderten Ersatz-Bau für die Kita Bottenbrunnenstraße genannt. Die Verwaltung hatte den Schillingsweg als „hervorragenden, quartiersnahen Standort“ ausgemacht. „Aber das Wohl der Fledermaus stand der Kita im Weg.“ Der drohende Rechtsweg habe gereicht, um das Vorhaben zu verhindern.

Jeder wusste, wer gemeint ist

Auch wenn Ibert keinen Namen nannte, dürfte der Großteil der Besucher im Parktheater sofort gewusst haben, wem seine Worte galten – und auch der Lahrer Naturschutzbund selbst fühlte sich angesprochen. Per Pressemitteilung zeigten sich die Vereinsverantwortlichen Udo Baum, Wolfgang Bahr und Walter Caroli am Montag „empört“ über die OB-Schelte „bei einem offiziellen Termin mit vielen Gästen“: Motiv für den Einsatz des Nabu zum Erhalt der Grünfläche im Schillingsweg sei nicht Eigennutz gewesen, sondern „die Interessen des Naturschutzes“.

Anders als am Sonntag „inszeniert“, gebe es in Lahr keinen „großartigen ,grünen’ Fortschritt“, heißt es weiter – im Gegenteil: „Die Stadtverwaltung scheint bereit zu sein, auch noch ihre letzten wertvollen Grünflächen der Bebauung zu opfern.“

Verein sieht in Lahr einiges im Argen

Belege, die aus seiner Sicht für diese These sprechen, führt der Nabu einige auf: „einen in der Schublade liegenden verstaubten Landschaftsplan, mangelnde Kontrollen der Festsetzungen in den Bebauungsplänen, eine nicht vorhandene Bodenvorratspolitik, noch kein Freiraumkonzept, Wild-West in Kleingärten am Schutterlindenberg, am Galgenberg und anderswo, ein Defizit bei der Biotopvernetzung und völliges Versagen bei der Verhinderung von Schottergärten“. Zudem, fordert der Verein, „sollten endlich, wie mehrfach versprochen, die ,Schotterkreisverkehre’ in der Goethe-/Kaiserstraße und Burgheimer Straße/Kirschbaumallee bepflanzt werden“.

Das gemachte Angebot des Nabu, gemeinsam für Besserung zu sorgen, „wurde beim Frühlingsempfang mit Füßen getreten“.

Persönliche Spitze gegen Ibert

Zum Schluss gibt es noch eine persönliche Spitze Richtung Ibert. Sie erwarteten vom OB, schreiben Baum, Bahr und Caroli, „zu der Zusammenarbeit zurückzukehren, die über Jahrzehnte hinweg ein vertrauensvolles Verhältnis von Stadtverwaltung und Nabu Lahr gekennzeichnet hat“.

Die Kita in der Bottenbrunnenstraße muss bekanntlich wegen der Sanierung des Krankenhauses weichen. Statt in den Schillingsweg wird nun – weit entfernt – neben dem Schlachthof eine neue Einrichtung gebaut. Das wiederum hat der Stadt viel Ärger mit Eltern eingebracht.