So sehen die Rotoren der Windräder auf dem Kambacher Eck hoch über dem Kinzigtal von oben aus. Am Freitag durften Journalisten die Anlage besteigen. Foto: Braun

Energieversorger Badenova stellt Windpark am Kambacher Eck vor

Die vier Windräder auf dem Kambacher Eck liefern nicht nur umweltfreundlichen Strom, sondern könnten bald auch schon Bürgern Geld in die Kassen spülen. Der Betreiber Badenova plant eine Beteiligungsmöglichkeit für private Investoren.

Steinach. Seit einem Jahr sind die vier Windkraftanlagen hoch über dem Kinzigtal in Betrieb. Gestern jedoch, bei starkem Wind und eigentlich bester Auslastung, standen zwei Räder plötzlich für mehrere Stunden über die Mittagszeit still. Der Grund: Die Freiburger Badenova als Betreiber des Windparks hatte eine Gruppe Journalisten aus der Ortenau und dem Breisgau eingeladen, die Räder zu besichtigen – nicht nur von unten, wo die Windmühlen schon imposant aussehen, sondern ganz von oben, wo außer Fachpersonal sonst nie jemand hinkommt. Mit dieser Informationsaktion wollte die Badenova das oft spannungsgeladene Thema Windkraft aus ihrer Sicht erläutern.

Am Rande des Termins war zu erfahren, dass interessierte Bürger vermutlich schon bald Gelegenheit haben werden, sich auch wirtschaftlich an den vier Rädern und ihrer Stromerzeugung zu beteiligen. Entsprechende Planungen würden derzeit laufen, hieß es. Es gebe aber noch einige rechtliche Hürden für eine solche Beteiligung privater Investoren zu nehmen. In einigen Wochen könne es aber soweit sein, erfuhr der Schwarzwälder Bote.

Die Journalisten erlebten außerdem hautnah, wie es sich anfühlt, in den 150-Meter-Türmen ganz nach oben, an die Nabe des Windrades zu klettern. Nach Einweisung und Einkleiden mit allerlei Sicherungstechnik durften die Medienvertreter im spartanisschen Aufzugsschacht nach oben gleiten.

Acht Minuten dauert das, die winzige Förderkabine bewegt sich wie im Schneckentempo Meter um Meter im Turm nach oben. Stück für Stück wird der Turm schmaler, die Wände rücken immer näher. Das letzte Stück bis hinauf zum Maschinenraum muss man dann tatsächlich klettern. Über eine Hühnerleiter geht es viele Stufen hinauf bis zur Technikzentrale hoch über dem Boden. Dort geht es eng zu. Jeder Meter Raum wird genutzt.

Plötzlich öffnet sich eine Luke zum Himmel. Eine schmale Leiter führt nach oben – und hinaus auf das Dach des Maschinenraums, die halbrunde Nabe, an der die drei Rotorenblätter mit ihren jeweils rund 60 Metern Länge hängen. Ein kurzes Überlegen, ein Zögern, dann siegt die Neugier und man steht ganz im Freien, nur gesichert durch einen Haken. Links und rechts, in wenigen Zentimetern, geht es 150 Meter senkrecht nach unten. Doch die Aussicht ist fantastisch. Selbst bei wolkigem Himmel sieht man weit in den Schwarzwald hinein, in die Rheinebene. Festhalten ist jetzt Pflicht, denn das Windrad schwankt, obwohl es abgestellt ist. Wie auf einem Schiff bei leichtem Wellengang. Ganz gemächlich drehen sich die Rotorenblätter an einem vorbei, im Zeitlupentempo. "Wenn die Maschinen laufen, geht es hier oben deutlich heftiger zu", weiß Techniker Achim Mezger. Dann schwankt der Turm gut und gerne zweieinhalb Meter hin und her. Dann sind aber selbst die Windrad-Mitarbeiter längst wieder unten auf sicherem Boden. Das ist auch ihnen zu heftig.

INFO

Windpark Kambacher Eck

> Anlagen: Der Windpark Kambacher Eck besteht aus vier Anlagen vom Typ Enercon-E115 mit einer Nabenhöhe von 149 Metern. Sie haben eine Leistung von drei Megawatt. Sie sind die ersten E115-Anlagen im Schwarzwald.

> Bauzeit: Baubeginn war im September 2015, fertiggestellt und in Betrieb genommen wurden die Anlagen im ersten und zweiten Quartal 2016.

> Investition: Die Badenova hat insgesamt 22 Millionen Euro in den Windpark investiert. Rund 500 000 Euro davon entfielen auf Ausgleichsmaßnahmen.

> Erzeugung: Der Windpark erzeugt 28 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich.

> Gewicht: Eine Windkraftanlage wiegt rund 2000 Tonnen. Das Fundament ist drei Meter tief und hat einen Durchmesser von 23 Metern.                   (lmk)