Bereits am Sonntag musste das schwer beschädigte und teilweise noch brennende Obdachlosenheim abgerissen werden. Nun ist unklar, ob sich einer der ehemaligen Bewohner noch in den Trümmern befinden könnte. Foto: Achnitz

Vom Bewohner des Obdachlosenheims fehlt jede Spur. Kripo hat Ermittlungen übernommen.

Offenburg - Nach dem Brand in dem Offenburger Obdachlosenheim am Wochenende wird seit Donnerstag ein Bewohner vermisst. Die Polizei kann eigenen Angaben zufolge nicht ausschließen, dass er sich in der Dachwohnung des Gebäudes aufhielt.

Die Beamten haben im Lauf der Woche alle Bewohner persönlich angetroffen – den 61-jährigen Vermissten allerdings nicht. Die Kripo Offenburg ermittelt seit gestern und hat den Brandplatz beschlagnahmt, um Gewissheit über den Verbleib des Vermissten zu bekommen.

Noch am Montag hatte Oberbürgermeisterin Edith Schreiner mit Feuerwehrkommandant Peter Schwinn eine vorläufige Bilanz des Großeinsatzes gezogen und dabei verkündet, dass dank des Einsatzes aller keine Menschen schwer verletzt worden seien. "Lediglich zwei Personen mussten wegen Rauchgasvergiftungen kurzzeitig im Klinikum behandelt werden", so Schreiner. Bleibt zu hoffen, dass dieses Resümee nun nicht korrigiert werden muss.

Insgesamt rund 270 Einsatzkräfte waren teilweise über zwei Tage hinweg durchgehend vor Ort, wie Schreiner weiter berichtete. Erst gegen 21.30 Uhr waren am Sonntag die letzten Arbeiten beendet. Das Haus in der Rheinstraße 2 wurde abgerissen, weil die Glutnester von außen nicht wirksam bekämpft werden und die Feuerwehrleute wegen der Einsturzgefahr nicht mehr ins Gebäude vordringen konnten. Schwinn skizzierte minutiös den Ablauf des Einsatzes vom ersten Notruf um 20.34 Uhr bis zum Abbruch des Gebäudes. Peter Dieterle, Leiter des Offenburger Polizeireviers, schloss eine vorsätzliche Brandlegung und auch einen technischen Defekt aus. Das Feuer sei wohl durch eine unbeaufsichtigte Kerze in einem rückwärtigen Zimmer des Erdgeschosses ausgebrochen.

Der Grund dafür, dass es sich so rasch über alle zweieinhalb Stockwerke habe ausbreiten können, sei die Holztreppe in einem der beiden Treppenhäuser gewesen. Das auf ihren Stufen seit Jahrzehnten aufgebrachte Bohnerwachs habe dazu geführt, dass die Treppe sehr schnell in Flammen stand – und kurz danach auch der Dachstuhl. Dieser brannte beim Eintreffen der Löschzüge zehn Minuten nach dem Alarm lichterloh. Das Haus sei von vier Trupps mit Atemschutzmasken viermal durchsucht worden, um ganz sicher zu gehen, dass sich keine Bewohner mehr im Gebäude befinden. 35 Männer waren dort gemeldet, 28 von ihnen seien zum Zeitpunkt des Brands im Wohnheim gewesen.

Am Sonntagmorgen sei dann bei einer Begehung die Entscheidung gefallen, das weiterhin brennende Gebäude abzureißen. Damit sind von 170 kommunalen Notunterkünften der Stadt Offenburg mittlerweile bereits 47 ein Raub der Flammen geworden, wie die Verwaltung mitteilt.

Die meisten Bewohner waren noch in der Nacht vom DRK und vom Ursula-Heim versorgt und in Unterkünfte in der Lise-Meitner-Straße gebracht worden. Manche verloren sämtliches Hab und Gut bei diesem Brand, und einigen widerfuhr dies sogar schon zum zweiten Mal in ihrem Leben. Schreiner versprach ihnen unbürokratische und nachhaltige Hilfe durch die Stadtverwaltung.

INFO

Spenden

> Der Caritasverband und das St. Ursula-Heim haben inzwischen um Geldspenden für die Opfer des Brandes gebeten. Jeder Euro werde direkt bei den Betroffenen ankommen und diene vor allem der Wiederbeschaffung persönlicher Gegenstände, wie Andreas Hillebrandt vom Caritasverband betont.

> Bankverbindung: Caritasverband Offenburg-Kehl, IBAN: DE18 6645 0050 0000 0596 85, Sparkasse Offenburg-Ortenau, Stichwort: "Brand Rheinstraße"