Große Freude über die geschafften Examen: Meike Kolfenbach, die Leiterin der Lahrer Hebammenschule (Dritte von vorne links), und Monika Bach, stellvertretende Pflegedirektorin des Ortenau-Klinikums Lahr (rechts) zusammen mit den Frauen der letzten Ausbildungsgeneration der Hebammenschule. Foto: Kapitel-Stietzel

Die Lahrer Hebammenschule schließt nach 36 Jahren, doch trotz Abschiedsstimmung war am Mittwoch die Freude bei den letzten Absolventinnen und dem Schulpersonal groß. 16 der Frauen, die ihre dreijährige Ausbildung in Coronazeiten begannen, haben die Examen geschafft und sind nun offiziell Hebammen.

Wie groß die Freude der letzten Absolventinnen der Hebammenschule ist, merkt man, sobald man das Gebäude der VHS in der Kaiserstraße betritt: Bereits die Treppe Richtung Roter Saal ist mit Luftballons nur so gesäumt. Die Abschlussfeier ist etwas Besonderes: Nach 36 Jahren schließt die Lahrer Hebammenschule demnächst (wir berichteten). Entsprechend war der Abschluss der finalen Generation neuer Hebammen der Schule ein besonderer Anlass, bei dem es – neben ganz viel Freude – auch ein bisschen Wehmut gab.

„Willkommen an diesem Tag, an dem wir uns Hebammen nennen dürfen“, begrüßte die Absolventin Leonie Jung zusammen mit ihren zwei Abschlusskameradinnen Janine Frich und Simone Kreuzer die vielen Familienangehörigen, Lehrkräfte und weiteren Gäste, die zur Feier gekommen waren. Sie bedankten sich insbesondere beim Schul- und Lehrpersonal für ihre Arbeit und Unterstützung: „Ihr habt euch für uns gefreut und uns gefeiert“, so Frich. Kreuzer ließ die knapp dreijährige Zeit an der Hebammenschule Revue passieren: Man habe sich 2020 anfangs in holprigen Zoom-Konferenzen zusammengefunden, aber dann später zusammen gelernt, Reisen unternommen und gefeiert. „Es wurden Kontakte geknüpft, die uns ein Leben lang begleiten werden“, so Kreuzer

Die Absolventinnen kamen für ihre Ausbildung an der Lahrer Schule teilweise von weit her: Neben Freiburg und Offenburg unter anderem auch aus dem Raum Oberkirch, dem Hochschwarzwald, Todtnau und Waldshut-Tiengen. Kreuzer selbst ist vom bayerischen Ammersee an die Schule in Lahr gekommen. Bei ihr sei am Ende die Wahl auf Lahr gefallen, weil sie sich an vielen Hebammenschulen beworben habe, aber es nur wenige Ausbildungsplätze gab. Doch laut Kreuzer sei es mit ihrer Ausbildung in Lahr „genau richtig gekommen“. Hebamme wollte sie werden, weil sie nicht nur gerne mit Familien, sondern auch vor allem mit Frauen arbeiten möchte. „Es ist unser Traumberuf“, fügt Frich hinzu.

Die Absolventinnen können sich nun Hebamme nennen

Auch die Leiterin der Hebammenschule, Meike Kolfenbach, ließ es sich nicht nehmen, in einer Rede Glückwünsche an ihre neuen Kolleginnen auszusprechen. Denn mit dem Bestehen ihrer Ausbildung dürfen die 16 Frauen nun offiziell die Berufsbezeichnung Hebamme tragen. Lächelnd kommentierte sie, dass sich die letzte Abschlussgeneration der Lahrer Hebammenschule „The Last Generation“ genannt hat – aber sich nicht festkleben würde.

Danach übergaben Kolfenbach und Monika Bach, die stellvertretende Pflegedirektorin des Ortenau-Klinikums Lahr, die Erlaubnisurkunden für die Führung der Berufsbezeichnung – mit vielen Umarmungen von Seiten der neuen Hebammen. „Es ist wehmütig, sie zu entlassen, aber es ist jetzt auch höchste Zeit“, erklärte die Schulleiterin danach.

Auch Bach gratulierte den jungen Damen, die die letzten Absolventinnen der klassischen Hebammenausbildung seien. „Dieser Tag ist auch unser aller Festtag“. Auch Frank Madundo, Oberarzt im Offenburger Klinikum, der in der Schule in Lahr Geburtshilfe gelehrt hat, gratulierte seinen ehemaligen Schülerinnen: „Ich bin sehr stolz auf sie“.

„Der letzte Kurs hat sich ordentlich ins Zeug gelegt“, kommentierte Kolfenbach bereits kurz vor der Veranstaltung. Sie erzählt, dass am Tag vor der Verleihung noch die finalen mündlichen Examen für die Absolventinnen stattgefunden haben – die Notenkonferenz sei bis 20 Uhr gegangen. Doch der Aufwand hat sich gelohnt: Die Absolventinnen hätten ihre Kompetenzen im Hebammenberuf vollumfänglich bewiesen.

Natürlich sei die Feier und das Ende der Hebammenschule ein Abschied – erfolgreiche Jahre würden zu Ende gehen. Doch „jetzt kommt was neues“, so die Schulleiterin. Denn sie und ihre Kolleginnen werden an das Ortenau-Klinikum wechseln (siehe Info).

Die beruflichen Chancen für die letzten Absolventinnen der Schule dürften gut stehen. So erklärte Jung, dass die Abschlussfeier auch deshalb nur einen Tag nach den mündlichen Examen stattfindet, weil viele der 16 neuen Hebammen schon eine Stelle gefunden haben – und mehrere von ihnen deshalb bereits ab Montag als Hebammen arbeiten werden.

Hebammen sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt

Auf die Frage, warum das so schnell gehe, antwortet Jung: „Weil Hebammen gebraucht werden“. Das zeigte sich auch an einem Lockangebot von Bach, falls sich die Absolventinnen für Stellen am Ortenau-Klinikum bewerben.

Die Zukunft ohne Schule

Die Lahrer Hebammenschule schließt Ende April – am 20. April findet eine Abschiedsfeier statt. Das Personal der Schule wird danach am Ortenau-Klinikum den praktischen Teil des dualen Studiums der Hebammenwissenschaft unterrichten. Auch weiterhin in Lahr, in den Räumen des Klinikums. Unterricht werde es laut Schulleiterin Meike Kolfenbach außerdem in Offenburg und Achern geben, die Büroräume werden in Offenburg sein. Laut Kolfenbach eröffnet die Hebammenausbildung als duales Studium bessere Möglichkeiten als bisher. Denn für die Abschlüsse der klassischen Ausbildung gebe es seit 2017 keine automatische Anerkennung in anderen EU-Ländern mehr.