Das Krankenhaus in der Klostenstraße: Wird es durch einen Neubau ersetzt? Foto: Keiper

Teilerfolg für Lahr: Zwar wird der Ortenaukreis – wie abzusehen war – das Herzzentrum nicht kaufen. Doch soll weiter geprüft werden, ob die Stadt ein neues Krankenhaus in Autobahnnähe erhält.

Man werde die 2018 beschlossene Klinikreform im Kreis „ohne den Erwerb der Mediclin-Einrichtungen Herzklinik Lahr und Klinik an der Lindenhöhe in Offenburg fortsetzen“, ließ das Ortenau-Klinikum am Dienstagabend in einer Pressemitteilung wissen. Vorausgegangen war eine mehr als dreistündige nichtöffentliche Sitzung des Klinik-Verwaltungsrats, bei der es nach Informationen der LZ bisweilen hitzig zuging.

Am Ende stand die Entscheidung gegen die zuvor monatelang ausgehandelte Übernahmeoption zwischen Mediclin und dem Ortenau-Klinikum. Es seien „ausführliche Gespräche und faire Verhandlungen“ gewesen, werden Landrat Frank Scherer und Christian Keller, Vorstandsvorsitzender des Klinikverbunds, in der Mitteilung zitiert. Am Ende sei für den Verwaltungsrat nicht der Kaufpreis das K.o.-Kriterium gewesen, „sondern eine gesamtwirtschaftliche Bewertung“, die insbesondere mit Blick auf erforderliche Folgeinvestitionen negativ ausgefallen sei. Die Risiken einer Übernahme hätten die Chancen deutlich überwogen, heißt es.

Einstimmiger Beschluss für Neubau-Prüfung

Wie berichtet, war vergangene Woche bekannt geworden, dass der geplante Kauf des Herzzentrums und der Psychiatrie an der Lindenhöhe durch den Kreis scheitern könnte. Mediclin soll für beide Häuser knapp 30 Millionen Euro aufgerufen, der Kreis nicht mehr als zehn Millionen Euro geboten haben. Im Vorfeld der Sitzung des Verwaltungsrats hatte man in Lahr befürchtet, dass so neben dem Verlust der Herzkompetenz auch die Aufgabe der damit verbundenen Klinik-Neubau-Pläne drohen würde.

Zumindest Letzteres hat sich vorerst nicht bewahrheitet. Denn die stimmberechtigten Kreisräte votierten laut Pressemitteilung ebenfalls geschlossen dafür, zu prüfen, ob auch ohne die Mediclin-Einrichtungen anstelle der bisher geplanten Großsanierung des Lahrer Krankenhauses am aktuellen Standort ein Neubau zwischen der Autobahn und dem Bahnhof umsetzbar wäre. Vorausgegangen war dieser Entscheidung nach LZ-Informationen ein Antrag der SPD-Ratsmitglieder.

Lenkungsgruppe stärkt Lahrer Position

Mit einem Neubau könnte „eine bestmögliche Erreichbarkeit des Klinikums Lahr und ein nachhaltiges und dauerhaftes medizinisches Angebot in der südlichen Ortenau“ gesichert werden, heißt es in der Mitteilung. Für Lahr bestünde die Chance auf eine „zukunftsorientierte“ Level-II-Klinik (siehe Info) – ohne langjährige Umbauarbeiten während des Betriebs, betonte Scherer.

Bereits am Montag hatte in Lahr die Lenkungsgruppe Klinikum, der auch Kommunalpolitiker aus der Region angehören, getagt. Die Zustimmung für die Position der Stadt sei groß gewesen, sagte OB Markus Ibert tags darauf. Ein geeignetes Grundstück für ein neues Krankenhaus gebe es bereits.

Die Kreisverwaltung soll die Neubauvariante nun zeitnah auch mit dem Land abklären. Mit dem Ergebnis von Prüfung und Abstimmung soll sich der Verwaltungsrat unverzüglich erneut befassen.

Level I, II, III

Nach Plänen der Bundesregierung sollen Krankenhäuser künftig in drei Level eingeteilt werden. Level-I-Krankenhäuser sind demnach Krankenhäuser der Grundversorgung, Level-II-Krankenhäuser sind Kliniken der Regel- und Schwerpunktversorgung und Level-III-Krankenhäuser übernehmen die Maximalversorgung.