Das ehemalige Engelschulhaus wurde abgerissen. Auf dem Geände entsteht der Neubau des Brenz-Heims. (Archivfoto) Foto: Bea

Nach mehreren Monaten des Wartens, bürokratischen Hürden und langwierigen Bauarbeiten kann es bald losgehen: Das Johannes-Brenz-Heim will Ende September mit dem Neubau des Pflegeheims neben dem Hauptgebäude an der Kinzig starten.

Wolfach - Mit Spannung erwarteten die Mitglieder der Diakonischen Gesellschaft Johannes Brenz bei der Hauptversammlung für die Vereinsjahre 2019 und 2020 die neuen Informationen zum Neubau des Johannes-Brenz-Heims. Zuvor legte Geschäftsführer Markus Harter in der Wolfacher Schlosshalle die Jahresberichte für die genossenschaftliche Altenpflege-GmbH und den Verein als Eigentümer der Immobilie vor.

Viele Neukunden für "Essen auf Rädern"

Für die Diakonische Gesellschaft konnte Harter für 2019 und 2020 einen ordentlichen Gewinn in der Größenordnung der Vorjahre vermelden. Die GmbH kam laut Harter "mit einem blauen Auge" davon, 2019 gab es einen Verlust von circa 70 000 Euro und 2020 von 140 000 Euro. Ausschlaggebend dafür waren die begonnene Umstellung der Doppelzimmer auf Einzelbelegung und in der Tagespflege der von der Politik verordnete totale Lockdown, also die Einstellung aller Tagespflege-Aktivitäten im Alten Spital für ein Vierteljahr.

Kleine Lichtblicke waren ein Umsatzplus in der ambulanten Pflege um stattliche 35 Prozent und ein deutlicher Anstieg der Leistungen im Bereich "Essen auf Rädern", wo auf dem Höhepunkt der Pandemie binnen eines Monats knapp 30 Neukunden dazukamen.

Harter dankte der Stadt Wolfach, die den Lockdown genutzt hatte, um den Parkplatz am Alten Spital von einem "sandigen Dreckplatz" in ein "schön gepflastertes Terrain" umzugestalten.

Im Anschluss an die Entlastung des Vorstands stellte Harter den Anbau auf dem Gelände des ehemaligen Engelschulhauses vor: "Seit 2009 gilt die neue Landesheimbau-Verordnung (Rückbau der Doppelzimmer-Belegungen in Pflegeheimen) und jetzt endlich kann ich euch dazu die Pläne vorstellen", hielt Harter seine Vorfreude auf den fünf Millionen Euro teuren Anbau nicht zurück.

Auf zwei Geschossen werden die Wohngruppen vom Altbau kommend mit je zehn neuen Zimmern fortgesetzt, im Erdgeschoss entstehen sieben Wohnungen, welche die Lebenshilfe Haslach anmieten wird. Ebenfalls als Mietwohnungen entstehen im Dachgeschoss zwei 100 Quadratmeter große Penthouse-Wohnungen.

Aber auch mit den neuen Zimmern wird das Bettenangebot im Pflegeheim von 65 auf 60 Betten sinken, die Verordnung beschränke die maximale Zahl an Einzelzimmern pro Wohngruppe auf 15. Damit könnten Heime nur in 15er-Schritten wachsen und 75 Betten gäbe das Raumangebot in Alt- und Neubau zusammen nicht her, so Harter – zumal Wohngruppen aus praktikablen Gründen nicht über mehrere Stockwerke verteilt werden sollten.

Für die Finanzierung konnte Planer und Architekt Bernd Bohlayer die Baumaßnahme dank des Anschlusses an das Oberwolfacher Nahwärme-Netz in einem Förderprogramm unterbringen: Bei 29 Zimmern und 150 000 Euro Förderkredit je Zimmer erhält die Diakonische Gesellschaft somit einen Kredit von 4,4 Millionen Euro. 22,5 Prozent bekommt das Pflegeheim als Förderbetrag, den es nicht zurückzahlen muss.

Bewohner müssen sich an Kosten beteiligen

Bohlayer rechnet mit einer Bauzeit von 18 Monaten, der Baubeginn durch die Fischerbacher Schätzle-Bau soll Ende September/Anfang Oktober erfolgen.

Für den Investitionskostenanteil, den die Bewohner nach der Inbetriebnahme als Eigenanteil werden bezahlen müssen, rechnet Harter mit einer Mischkalkulation aus Alt- und Neubau. Pro Monat wird sich der Zahlbetrag um rund 150 Euro erhöhen. Diese Erhöhung wird durch höhere Kostenübernahmen durch die Pflegekassen ab dem 1. Januar 2022 abgefedert.

2020 wurde die Johannes-Brenz-Stiftung ins Leben gerufen. Diese setzt sich zum Ziel, über das rein Pflegerische hinaus die Lebensqualität älterer Menschen zu fördern, beispielsweise werden elektrisch verstellbare Duschstühle (Stückpreis 3 000 Euro) angeschafft oder ein Budget für Notfälle vorgehalten. Künftig sollen auch Maßnahmen außerhalb des Johannes-Brenz-Heims mit "Leuchtturm-Charakter" für die Lebensqualität älterer Menschen gefördert werden. Spenden für die Stiftung können mit der IBAN DE65 6645 2776 0000 0795 92 getätigt werden. Weitere Infos gibt es per E-Mail an info@johannes-brenz.de.