Dieser Anblick erwartete am Dienstag Reisende, die an Gleis 1 des Lahrer Bahnhofs ankamen. Foto: Lehmann

Am Lahrer Bahnhof sind am Montagabend Gegenstände aus Privatbesitz gefunden worden, die offensichtlich von einer Frau stammen. Wer die Unbekannte ist und weshalb sie die Sachen dort hinterlassen hat, ist unklar. Die Bahn will handeln.

Blusen und Pullis hängen an Kleiderbügeln, davor stehen Schuhe, Ordner mit Blättern, Pfannen und Töpfe samt Deckel, ein Schneidebrett, ein CD-Spieler und ein Bügeleisen. Auch ein Koffer ist zu sehen. Es wirkt, als sei ein halber Hausstand auf dem Bahnsteig abgelegt worden. Die Gegenstände scheinen einer Frau zu gehören. Doch wer ist die Unbekannte – und weshalb hat sie ihren Hausrat am Bahnhof hinterlassen, genauer gesagt am Geländer vor dem Aufzug? Unsere Redaktion ist der Frage nachgegangen.

Drei Mitarbeiter der Bahn, die beim Besuch unserer Redaktion am Dienstagmittag gerade mit Vermessungsarbeiten beschäftigt sind, sind die Sachen ebenfalls aufgefallen. Sie wissen allerdings nicht zu sagen, seit wann die Gegenstände dort liegen und von wem sie stammen. Auch ein Reisender am Bahnsteig ist überfragt. Ein weiterer Bahnmitarbeiter am gegenüberliegenden Gleis kann ebenfalls keine Auskunft dazu geben. Immer wieder bleiben indes Reisende stehen und gucken sich die Sachen mehr oder weniger fassungslos an. Tenor: Gegenstände dieser Art gehören nicht an einen Bahnhof, sondern in Kleider- und Küchenschränke. In eine Wohnung einfach.

Näheres weiß ein Bahnmitarbeiter am Schalter im Bahnhof: Die Gegenstände seien am Montagabend abgelegt worden. Die Aktion selbst habe er nicht beobachtet. Der Fall sei jedenfalls sonderbar, sagt der Bahnbeschäftigte. Jemand müsse die Sachen entweder dort hingetragen oder liegen lassen haben, als er aus der Bahn gestiegen ist.

Die Bundespolizei hat den Fall geprüft

Allerdings ist unwahrscheinlich, dass die Gegenstände mit dem Zug transportiert worden sind – es sind schlicht zu viele Dinge, um sie in der Bahn mitzunehmen. Außer eine Gruppe führte die Aktion aus und trug die Sachen zusammen aus dem Zug. Außerdem kann fast ausgeschlossen werden, dass der dafür Verantwortliche seine Fahrt direkt im Anschluss fortsetzte. Die Haltezeit ist viel zu kurz, um erst eine solche Menge an Gegenständen abzuladen und dann noch weiterzufahren. Dem Bahnmitarbeiter am Schalter zufolge war die Polizei am Montagabend vor Ort.

In einem Telefonat mit unserer Redaktion bestätigte ein Sprecher der Bundespolizei, dass Beamte am Montagabend um 21.15 Uhr am Lahrer Bahnhof waren, um den Fall zu prüfen. Dabei hätten sie festgestellt, dass auf dem Bahnsteig, an Gleis eins, Gegenstände abgelegt worden sind. Weil von den Sachen keine Gefahr für den Bahnverkehr oder Reisende ausgehe, habe man die Entscheidung, wie es damit weitergeht, der Bahn überlassen. Die habe bestätigt, dass sie die Entsorgung der Habseligkeiten übernehmen werde.

Spekulationen im Internet

Bei vielen Mitgliedern der Facebook-Gruppe „Du bist aus Lahr, wenn....“ stieß die Aktion auf Unverständnis. Einige vermuteten einen Flohmarkt, andere sahen die Überbleibsel einer vergangenen Beziehung oder eine wohltätige Spende. Manche dachten, da sei eine Frau daheim rausgeflogen oder von sich aus gegangen. Eine Ehekrise könnte dahinter stecken, lautete eine Spekulation im Internet.