Die Gemeinde Neuried „hat die Nase voll“: Der Glasfaserausbau wird vorerst gestoppt, da sich die „Deutsche Glasfaser“ als beauftragtes Unternehmen nicht an Abmachungen halte. Foto: Sina Schuldt/dpa/Sina Schuldt

Aufgerissene und nur notdürftig wieder verschlossene Straßen, Staub und Dreck an vielen Ecken. Der Glasfaserausbau im Neurieder Ortsteil Müllen hat vorerst nur Negatives mit sich gebracht, sagt die Gemeinde. Sie zieht nun die Reißleine.

Der Glasfaserausbau in der Gemeinde Neuried wird gestoppt. „So geht es nicht weiter“, erklärt Bürgermeister Tobias Uhrich in einer Pressemitteilung am Montagnachmittag. „Wir haben lange zugesehen und uns von der ,Deutschen Glasfaser’ hinhalten lassen. Jetzt sehen wir uns gezwungen, zu handeln.“ „Wir“, das sei nicht nur Uhrich selbst, sondern auch sein Leiter des Tiefbauamtes Peter Steinert und die Müllener Ortsvorsteherin Hilde Wurth-Schell.

Die Umstände, die die Gemeinde Neuried zu diesem Schritt veranlassen, könne man bei einer Ortsdurchfahrt durch den Ortsteil Müller begutachten. Aufgerissene und nur notdürftig wieder geflickte Straßen und Bürgersteige. Verlegt worden seien dort bislang nur Leerrohre, in die später die Glasfaserkabel eingeführt werden müssten. Tiefbauamtsleiter Steinert rechnet damit, dass dann eventuell die gleichen Stellen erneut aufgerissen werden müssen. „Keine guten Aussichten“, so Steinert.

Verantwortlich ist dafür die von der Deutsche Glasfaser beauftragte Firma „ERT Netzwerkbau“, vormals die Geodesia Deutschland, so die Gemeinde Neuried in ihrer Mitteilung. Diese wiederum beauftragten Subunternehmer, die dann weitere Subunternehmer mitbringen. „Ein ziemlicher Wirrwarr, aber kein Problem, wenn alles glatt läuft und sich alle an den Plan halten. Das ist aber nicht der Fall“, heißt es von Seiten der Gemeinde Neuried.

„Die Arbeiter vor Ort können am wenigsten dafür“, so Bürgermeister Uhrich. „Die bekommen einen Betrag X, für den sie arbeiten.“ Wenn dieser nicht ausreiche, um die aufgerissenen Straßen wieder ordnungsgemäß zu flicken, sei das ein Thema zwischen den involvierten Unternehmen.

Gemeinde fordert „verlässliche Lösungen“

„Unser Ansprechpartner ist die ,Deutsche Glasfaser’“, stellt Uhrich klar. „Welche Abmachungen die mit den anderen Unternehmen haben, ist für uns nicht relevant. Wenn die ,Deutsche Glasfaser’ sich aber – wie in den vergangenen Monaten viel zu oft geschehen – nicht an Abmachungen mit der Gemeinde Neuried hält, falsche Angaben macht, eine Hinhaltetaktik fährt und unzuverlässig ist, dann können wir uns das nicht mehr bieten lassen“, äußert sich Bürgermeister Uhrich mit deutlichen Worten.

Für Uhrich und sein Team sei ein Punkt erreicht, an dem es nicht mehr weiter gehe. „Bevor Müllen nicht fertig ist, darf die ,Deutsche Glasfaser’ an keiner anderen Stelle der Gemeinde eine neue Arbeit beginnen“, macht Uhrich klar. „Hier geht es um die Lebensqualität unserer Neurieder Bürgerinnen und Bürger.“ Es sei schlimm genug, dass diese bereits im Ortsteil Müllen beeinträchtigt sei. Das dürfe sich nicht auf weitere Teile der Gemeinde ausweiten.

„Wir gehen offen und lösungsorientiert an diese Aufgabe“, sagt Uhrich. „Das machen wir immer so. Aber nun muss die ,Deutsche Glasfaser’ glaubwürdig verlässliche Lösungen präsentieren. Alles andere wird uns nicht weiterbringen.“ Bürgermeister Uhrich und die Gemeinde Neuried haben „die Nase voll vom von Unzuverlässigkeit geprägten Gebaren des Unternehmens aus dem nordrhein-westfälischen Borken“, heißt es abschließend.

Unsere Redaktion hat eine Anfrage an das Unternehmen „Deutsche Glasfaser“ gestellt. Bis Redaktionsschluss hatte sich das Unternehmen nicht geäußert.

Planung seit 2021

Der Gemeinderat hatte im Juli 2021 dafür gestimmt, den Glasfaserausbau mit dem Unternehmen „Deutsche Glasfaser“ anzugehen. Den ursprünglichgen Planungen nach hätte der Ausbau spätestens 2024 beendet sein sollen. Wie es nun weitergehen wird, ist unklar.