Das Freiburger Tallis-Ensemble und der Ettenheimer Kammerchor traten gemeinsam in der Münchweierer Heilig-Kreuz-Kirche auf. Foto: Decozx

Michael Hartenberg hat das Freiburger Tallis-Ensemble und den Ettenheimer Kammerchor erstmals zusammengeführt: Unter dem Motto „Singet dem Herren ein neues Lied“ hatten sie an beiden Orten einen kirchlichen Doppelauftritt .

Angesichts erwartungsgemäß abgestellter Heizung hatten sich gut 150 Zuhörer dick vermummt eingefunden. Doch ums Herz wurde ihnen bald warm. Zum Einstieg brachte das Gesamtensemble das „Also hat Gott die Welt geliebt“ (dass er seinen eingebornen Sohn gab) von Heinrich Schütz als bedeutendstem Komponisten des Frühbarock zu Gehör. Feierlich mit verhaltenem Jubel brillierten die insgesamt 27 Vokalisten schon bei diesem leider sehr kurzen Werk von Schütz.

Zur Begrüßung hatte der gemeinsame Leiter Michael Hartenberg angekündigt, dass man sich mit dem Programm „auf alte und neue Musik“ konzentriert habe, mit verschiedenen Musiksprachen und -stilen. So etwa mit dem „Beata es, Maria“ vom noch lebenden, 70-jährigen Litauer Vytautas Miskinis, der dieses nach dem Lukastext lateinisch intoniert hat. Das Werk beginnt mit einem sehr getragenem, leise moderiertem Duktus, wird dann deutlich kräftiger mit einem triumphierend werdendem „Alleluja“ vor dem wiederum überraschend zartem Ausklang. Auch dieses war eine vergleichsweise eher kurze Komposition. Doch dafür können die Interpreten nichts.

Schon etwas länger kam Johannes Brahms mit seinem „Schaffe in mir, Gott, ein rein Herz“ daher, mit sechs Damen von Sopran bis Alt und fünf Herren vom Tenor bis Bass. Das Werk des hochromantischen Klassizisten Brahms ist mit der zweiten Motette sakral ergreifend, mit teils recht lebhaften Bitten: „Verwirf mich nicht vor Deinem Angesicht!“ Diese Vielstimmigkeit gelang auch dem kleineren Ensemble professionell mit abwechselnd dominierenden Sopranen oder Bässen mit großer Inbrunst.

Ebenso blendend überzeugte die gesangliche Gesamtbesetzung beim lateinischen „Magnificat“ von dem ebenfalls noch lebenden 89-jährigen Estländer Arvo Pärt. Der reduziert das Klangmaterial aufs Wesentliche mit langsamen, nahezu kontemplativen Tönen in geistlicher Andacht und neuer Einfachheit mit Anklängen an die Gregorianik. Und das in Pärts ganz eigenen Tintinnabuli-Stil (mit einer Melodie- und Dreiklangstimme) – dank des Ensembles lange nachklingend.

Norwegisch mit gregorianischem Anklang

Das „Peace I leave with you“ hat der vor zehn Jahren verstorbene Norweger Knut Nystedt komponiert, in Münchweier wurde es von zwölf Vokalisten dargeboten. Auch Nysstedt war musikalisch vom gregorianischen Choral mitbeeinflusst gewesen: Das Werk präsentierte sich langsam, besinnlich mit leichter Spannungssteigerung und wurde von den Sängern entsprechend sehr ausdrucksstark dargeboten.

Der Doppelchor brillierte zum krönenden Abschluss nach einer knappen Stunde mit Johann Sebastian Bachs titelgebendem Motetten-Werk: „Singet dem Herrn ein neues Lied!“ Da wurde es bei aller gebotenen kirchlichen Geistlichkeit hochbarock jubilierend mit gehörigem Tempo und entsprechender Lebensfreude! Auch hier paarten sich erwartungsgemäß ein stimmlich perfektes Zusammenspiel mit entsprechend starker Dynamik. Da kam über eine Viertelstunde lang keine winzige Spur von bedächtiger Langeweile auf. Ein entsprechend langer und lauter Schlussapplaus der Zuhörer belohnte das gesamte Ensemble für seinen professionell gelungenen Münchweierer Auftritt.

Ein gemeinsamer Leiter

Das Freiburger Tallis-Ensemble, 1996 als studentisches Ensemble gegründet, hat sich längst in der überörtlichen Chorszene einen guten Namen gemacht, auch durch Konzertreisen im In- und Ausland. Gleiches gilt für den Kammerchor Ettenheim, der sich allerdings seit 2010 unter seinem Leiter Michael Hartenberg als Projektchor nur für wenige Wochenenden mit speziell ausgewählten Komponistenwerken zusammenfindet. Da Hartenberg auch das Tallis-Ensemble leitet, kam es denn nun mit den Auftritten in der Freiburger Friedenskirche und in der Münchweierer Heilig-Kreuz-Kirche zum ersten erfolgreichen Gemeinschaftsprojekt der beiden längst renommierten Chöre. Hartenberg leitet übrigens auch das Emmendinger Symphonieorchester und den Kammerchor Kinzigtal.