Stolz präsentieren die Einheimischen die traditionelle Tracht. Foto: Bialy

Die 18-jährige Zellerin Maya Bialy berichtet von ihren zahlreichen Erlebnissen im Andenstaat Peru.

Zell/Lima - Maya Bialy aus Zell arbeitet seit September in einem Sozialzentrum in Peru. Dort wird die 18-Jährige ein Jahr lang Menschen betreuen, die in extremer Armut leben. In unserer Zeitung berichtet die Zellerin regelmäßig von ihren Erlebnissen.

Die Karnevalszeit in Peru beginnt mit der offiziellen Ausrufung. Zu diesem Anlass gab es hier in Abancay einen Straßenumzug, an dem alle zur Stadt gehörigen Organisationen teilnahmen – auch das Zentrum.

Am Tag danach bin ich nichtsahnend in die Stadt gelaufen. Es hat immer wieder hinter mir geplatscht, was mich sehrt verwirrt hat. Spätestens als mir von einem Dach ein Eimer Wasser über den Kopf geschüttet wurde, war mir klar, dass das kein Zufall mehr sein kann.

Mit geschürtem Argwohn habe ich also meinen Weg fortgesetzt und mit aufmerksamerem Blick sind mir ein paar Dinge aufgefallen: Unter Pullis versteckte Wasserbomben, Kinder mit Wasserpistolen, Wassereimer. Und immer wieder hämisch grinsende Jugendliche, wenn ihre Munition das Ziel erreichte – in dem Fall war das präferierte Ziel Dekolleté und Popo der "Gringa".

Höhepunkt des Karnevals ist auch im Andenstaat Peru ein großer Umzug. Wer daran teilnimmt, trägt die abanquinische Tracht und tanzt ausgelassen. Verkleiden, wie es bei uns zu Hause üblich ist, gehört nicht dazu. Der traditionelle Tanz, der ohne Ausnahme von allen Abanquinos beherrscht wird, beinhaltet "zapatear". Im Wörterbuch wird "zapatear" mit "rhythmisch auf den Boden stampfen" übersetzt. Ich würde es eher mit "auf den Boden eintrampeln, als würde es um Leben und Tod gehen" übersetzten.

Zellerin war Sensation in Lima

Dieser Tanz ist unglaublich anstrengend, weil man seine ganze Kraft hineinlegt und es deswegen nicht nur die Beine, sondern den ganzen Körper anstrengt. Während die Füße sich verausgaben, muss dann außerdem noch schön der Rock gehalten und nett gelächelt werden. Ganz ehrlich: Das ist gar nicht so einfach.

Während des Umzugs war ich die Sensation schlechthin. Natürlich ist es schon eine tolle Sache, die "Gringa" in der Tracht zu sehen – aber dann auch noch eine "Gringa" in Tracht, die den Tanz beherrscht! Die Kinder lernen den Tanz von klein auf und jeder Abanquino beherrscht diese Art zu tanzen. Leuten, die nicht aus Abancay kommen, fällt es schwer, das zu lernen. Deswegen war ich so eine Sensation.

Zum Höhepunkt des Karnevals wird nicht mehr nur mit Wasser, sondern auch mit Schaum gespielt – und zwar in allen Farben. Im Voraus wurde ich gewarnt, dass ich Hauptziel sein würde, dachte allerdings, dass die übertreiben. Pustekuchen! Nach zehn Minuten war ich nicht nur bis auf die Unterwäsche durchnässt, sondern auch mit Schaum bedeckt. Spiele mit Wasser und weißem Schaum sind in Ordnung, das gehört halt dazu. Der bunte Schaum dagegen ist ziemlich ärgerlich, weil er die Tracht ruiniert. Der hinterlässt auf der weißen Bluse und den Verzierungen grässliche Flecken, die sich nicht mehr herauswaschen lassen.

Mir hat der Umzug trotzdem Spaß gemacht. Zum einen ist es schön zu sehen, wie sich die Leute freuen, wenn ich ihre Tracht trage, weil sie das unglaublich stolz macht, dass ich ihre Kultur würdige und annehme. Zum anderen ist es ein beeindruckendes Erlebnis, an diesem Tanz teilzunehmen. Wenn eine ganze Gruppe beginnt, das Gleiche zu tanzen, ist das absolut mitreißend.
Nach dem Umzug gibt es noch eine "Comparsa", eine Art Tanzwettbewerb für Gruppen. Es wird dann gemeinsam um geschmückte Bäume herumgetanzt.