Die Schlosshalle mit ihrem originalen Deckengewölbe in den 1920er Jahren, als sie als Turnhalle genutzt wurde. Zu sehen ist die Frauenriege des TV Wolfach unter der Leitung von Buchhändler Erich Sandfuchs (1904 bis 1993). Repro: Schrader Foto: Schwarzwälder-Bote

Reihe Wolfacher Schlossgeschichten, Teil 1: die Schlosshalle / Räume immer wieder als Ausweichquartier genutzt

Von Frank Schrader

Wolfach. Die Wolfacher Schlosshalle weist eine wechselvolle Geschichte auf. Ursprünglich war hier der Marstall des zwischen 1671 und 1681 durch Landgraf Maximilian Franz von Fürstenberg erbauten Schlosses untergebracht.

Da Maximilian Franz vor dem Ende der Bauarbeiten überraschend starb, diente das Schloss später nur noch als Verwaltungssitz. Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich im ehemaligen Marstall die Turnhalle des Turnvereins. In der Nacht vom 24. auf den 25. Januar 1947 brannten der Nordflügel und Teile des Westflügels des Schlosses vollständig aus. Dabei wurde auch der Marstall mit seiner aus dem 17. Jahrhundert stammenden gewölbten Decke komplett zerstört.

Den Wiederaufbau des Schlosses plante der Wolfacher Architekt Willy Vetter. Durch die Verlegung des verzierten Portals und des Treppenhauses des Nordflügels war es möglich, in der Schlosshalle eine Garderobe und Toilettenanlage einzubauen und ihr einen neuen Eingang von der Durchfahrt her zu geben.

Als erste Veranstaltung nach der Fertigstellung fand dort am 10. Juni 1950 das Festkonzert des "Großen Sängerfestes des Kinzigtalsängerbundes" anlässlich des 100. Geburtstages des MGV Liederkranz statt.

Die Schlosshalle diente im Laufe der Zeit immer wieder auch als Ausweichquartier für verschiedene Zwecke, beispielsweise der katholischen Kirchengemeinde als Ersatzgotteshaus während der großen Kirchenrenovation 1974 bis 1976. 1981/82 plante die Stadt, in der Schlosshalle ein Jugendzentrum einzurichten, das aber aus finanziellen und politischen Gründen nicht zu Stande kam. In den 1980er Jahren musste die Deckenkonstruktion in der Halle durch schwere Eisenträger abgestützt werden.

1989/90 wurden in der vorderen Hälfte der Schlosshalle zur Hauptstraße hin neue Probenräume für die Stadtkapelle eingerichtet, die hintere Hälfte zu einem Saal für kleinere Veranstaltungen umgebaut, die Toilettenanlage erneuert und eine neue Zwischendecke eingezogen. Die Probenräume der Stadtkapelle waren von 1921 bis 1970 im Erdgeschoss des Ostflügels untergebracht gewesen. Danach probte die Kapelle drei Jahre lang in den frei gewordenen Räumen der ehemaligen Bürgerschule über dem "Großen Rathaussaal". Wegen der beengten Platzverhältnisse waren Gesamtproben nur im "Großen Rathaussaal" möglich.

Nach dem Umzug der Gewerbeschule in den Neubau am Straßburger Hof entstanden bei einem Umbau nach Plänen des Architekten Willy Vetter im Obergeschoss des Rathauses neue Probenräume, die der grundlegenden Rathausrenovation von 1990/91 weichen mussten.