Der 75-stimmige Chor und die Musiker begeisterten das Publikum in der Pfarrkirche St. Laurentius. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Benefizkonzert: 75 Sänger und Orchester begeistern in St. Laurentius / Spenden für Caritas-Baby-Hospital

Das musikalische Lebensporträt von Niklaus von der Flüe und seiner Frau Dorothee Wyss hat am Sonntagabend in der Wolfacher Pfarrkirche St. Laurentius begeistert. Das Benefizkonzert fand zu Gunsten des Caritas-Baby-Hospitals statt.

Wolfach. Komponiert und mit einem Kinzigtäler Projektchor einstudiert wurde das Stück von Alexandra Kleiser. Der gut 75-stimmige Chor wurde musikalisch begleitet von einem kleinen, aber feinen Orchester bestehend aus Schülerinnen der Musikschule Ortenau und erfahrenen älteren Musikern.

Klarinettist Ingo Sum eröffnete das Benefizkonzert zugunsten des Caritas-Baby-Hospitals Bethlehem (CHB) mit einem einfühlsamen Mandala. Anschließend verlas Diakon Willi Bröhl die Grußworte des Freiburger Bischofs Stephan Burger, der selbst schon das Hospital in Bethlehem besucht hatte. "Musik vermag den Menschen aus der Gegenwart zu heben" – die Worte des Bischofs waren Programm für die nächste eineinviertel Stunden.

In drei intensiven Probetagen hatte Kleiser mit ihren Sängern und Musikern intensiv gearbeitet.

Worte des Bischofs leiten durch den Abend

Entstanden war ein musikalisches Gesamtkunstwerk, welches den Vergleich mit seinen Vorbildern aus dem Gospel-Bereich oder Anlehnungen an Andrew-Lloyd-Webber-Musicals nicht zu scheuen brauchte. "Wo immer du auch bist" und der wunderschöne Gospel "Ehre sei Gott in der Höhe" transportierten die wesentlichen Stationen aus dem ersten, gut fünf Jahrzehnte währenden weltlichen Leben des Niklaus von der Flüe und seiner Ehefrau Dorothee Wyss.

In "Euer Ja sei ein Ja, euer Nein sei ein Nein, so wie ihrs sagt" bildete der Chor in aller Deutlichkeit und mit berührenden Sprech-Szenen den Gewissenskonflikt des mitten im gesellschaftlichen Leben stehenden von der Flüe ab, als dieser angewidert von den Machenschaften der herrschenden Klasse alle politischen Ämter aufgab und nach intensiver Diskussion mit seiner Frau der Familie entsagte und das Leben als Eremit in der Ranft-Klause wählte.

"Steh mir bei" und "Ganz nah bei Dir sein" leiteten traurige Cello-Melodien das Hadern des Niklaus mit seiner Entscheidung für Gott ein. Ein Hauch von "Jesus Christ Superstar" wehte durch die Kirchenbänke, als der Frauenchor Niklaus‘ Zweifel (gesungen von Daniel Schrempp) mit das Göttliche beschreibenden Melodien beantwortete. Wenig später folgte der gesungene Beistand für Dorothee (Ingrid Bräutigam), die sich dem durch den Chor dargestellten Gerede der Nachbarn und der feinen Gesellschaft zu stellen hatte.

Chefärztin wünscht sich "neuen" Bruder Klaus

Vor dem Finale mit dem den Gläubigen in aller Welt vertrauten vertonten Gebet des Bruder Klaus stellten Renate und Willi Bröhl mit einem kurzen Video das Caritas-Baby-Hospital vor.

In tiefem Vertrauen auf Gott wünschte sich darin die palästinensische Chefärztin Hiyam Marzouqa einen "neuen" Bruder Klaus, der die Politiker der Welt im Jahr 2018 wieder zu Verstand bringen könne. Der "alte" Bruder Klaus hatte 1481 in einem schweren Konflikt zwischen den städtisch und ländlich geprägten Kantonen vermittelt und nach Ansicht der Historiker den Bruch der Eidgenossenschaft verhindert.

Nach dem wunderbaren "Mein Herr und mein Gott" durfte das Publikum endlich mit dem Applaus beginnen. Sichtlich gerührt versprach Kleiser als Zugabe den Gospel "Ehre sei Gott", diesmal aber durften sich die Zuhörer dem Chor anschließen.

Auch Hausherr Pfarrer Hannes Rümmele zeigte sich erstaunt über die Fähigkeit Kleisers, ihr Publikum für die Musik und Gott einzunehmen. Ebenfalls dankte Rümmele seinem Diakon Willi Bröhl für die tolle Idee, dieses Benefizkonzert in St. Laurentius zu veranstalten. Der Diakon gab das Lob weiter an seine Frau Renate, zusammen mit Kleiser die eigentlich treibende Kraft hinter dem Chorprojekt.

Was schließlich die Biographie des Niklaus von der Flüe anging, wähnten viele Mütter im Publikum den Anteil der Last, welche Dorothee Wyss zu tragen hatte, noch um einiges größer als in den Geschichtsbüchern niedergeschrieben. Zehn Kinder alleine zu erziehen weil der Mann sich auf den Weg zu Gott gemacht hatte, war auch im Spätmittelalter sicher kein Zuckerschlecken.

Die Geburt des 1947 heilig gesprochenen Niklaus von der Flüe jährte sich 2017 zum 600. Mal. Für die Wallfahrt der Erzdiözese Freiburg hatte die Gengenbacherin Alexandra Kleiser das Chorwerk "Viel näher als du glaubst" komponiert, welches am 24. Juni 2017 in Sarnen uraufgeführt wurde und in dem in 24 Liedern und Texten das Leben des Heiligen und seiner Frau porträtiert werden.