Ein Ausschnitt aus der Württemberg-Karte von Abraham Ortelius, in dem der Fluss als "Wolfach" betitelt ist. Repro: Schrader Foto: Schwarzwälder Bote

Leseraufruf: Neue Erkenntnisse über Namensherkunft des Flusses / Schnittmengen mit anderen Theorien

Einen Leseraufruf bezüglich der Namensgebung des Flusses "Wolf" hat der Schwarzwälder Bote Mitte Mai diesen Jahres gestartet. Das hat neue Erkenntnisse zutage gefördert. Der einheimische Hobbyhistoriker Frank Schrader beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Thematik.

Wolfach . Wie einst Leser Hartmut Paul (wir berichteten), hat auch der Wolfacher Schrader dem Schwabo seine Erkenntnisse über die Namensgebung des Flusses, der heute gemeinhin als "Wolf" bezeichnet wird, zur Verfügung gestellt. Schrader sieht es ähnlich wie Paul ("Wolfach") und Hans Harter.

Letzterer, regional bekannter Heimatforscher und im Historischen Verein Schiltach aktiv, konnte hingegen mit Pauls Erkenntnissen nichts anfangen (wir berichteten). Harter widersprach beispielsweise der Deutung des Etymologen Hans Bahlow, auf die sich Paul stützt. In dieser Hinsicht stimmt Schrader mit dem Schiltacher überein. "Ich bin hier ganz auf der Seite von Herrn Harter", bekennt er. "Vor 15 Jahren hatte ich einen interessanten Briefwechsel mit dem Germanisten Professor Paul Derks an der Uni Essen, einem der bedeutendsten Fachleute auf dem Gebiet der Namensforschung", erzählt er. Derks bezeichnete die Forschungen Bahlows stets als "blanken Unsinn", mit dem er sich immer wieder herum ärgern müsse, so Schrader. Laienforscher bezögen sich aber darauf.

Urkunden als Zeugnis

Seit dem 16. Jahrhundert wird das Gewässer auf Landkarten und in schriftlichen Quellen als "Wolfach" und niemals als "Wolf" bezeichnet, argumentiert Schrader. Deshalb müsste der Eintrag in Wikipedia selbstverständlich "Die Wolfach, auch Wolf genannt" heißen, stimmt er mit Pauls Ansicht überein.

Der Redaktion liegen zwei Ausschnitte aus der berühmten Mentzinger-Karte von 1655 vor, die den Fluss als "Wolfach" betiteln. Als Beleg fügt Schrader auch einen Ausschnitt aus der Württemberg-Karte (1579) von Abraham Ortelius (1527-1598) bei (siehe Foto) sowie Kopien aus dem Fürstenbergischen Urkundenbuch (1389) bei.

Johann Jakob Mentzinger befand sich 1650 mehrfach selbst in Wolfach, um die Daten für seine Karte der fürstenbergischen Herrschaft Kinzigtal zu sammeln. "Er bekam die Informationen also vor Ort aus erster Hand", schlussfolgert Schrader.

Schriftliche Quellen

Schrader hat auch sieben schriftliche Beweise sichergestellt. 1643 hieß es in "Topographia Sveviæ": "Wolfach / Stättlein und Schloß im Kintzgerthal / an dem Wasser Kintzich / darein daselbst die Wolfach kompt."

Etwas später, 1743, schreibt das "Allgemeine hydrographisches Lexicon": "Wolfach, ein Flüßgen in Schwaben und zwar im Brißgau, entspringt im Fürstenthum Fürstenberg, und fließt aus einem hohen Bergsee herunter ins Schwabacher Thal". Eine weitere Quelle stellt das "Geographische Statistisch-Topographische Lexikon von Schwaben" dar. In der Auflage von 1792 heißt es: "Wolfach, kleine Stadt an der Wolfach und Kinzig im Schwarzwalde." 1800 steht darin: "Die Stadt [Wolfach] liegt ganz eben, aber sehr enge, zwischen steilen Bergen eingeschlossen, an dem Zusammenfluß der Wolfach und Kinzig."

Der fünfte Beleg wurde 1823 veröffentlicht. "In diesem Thale liegt das Städtchen Wolfach, von jähen Bergen eingeschlossen, am Zusammenflusse der Kinzig und Wolfach" ("Badisches Volksleben"). 1881 wird das Gewässer im "Plan der Stadt Wolfach aus dem staatlichen Katasterwerk" ebenfalls als "Wolfach" erwähnt, so Schrader. Hinzu kommt "Meyers Konversationslexikon" (1888/90). "Wolfach, Bezirksamtshauptstadt im bad. Kreis Offenburg, an der Mündung der Wolfach in die Kinzig", geht daraus hervor.

Weitere Stimme: "Ob Wolf oder Wolfach? Größere Sorgen haben wir wohl nicht", so Manfred Schmider per E-Mail.

  Wer weiß noch etwas über die Namensgebung? Kontakt unter Schwarzwälder Bote, Hauptstraße 41, 77716 Haslach, oder per E-Mail an redaktionkinzigtal@lahrer-zeitung.de