Manchmal war man dann in neuerer Zeit doch noch im Schnee unterwegs.Archivfoto: Haas Foto: Schwarzwälder Bote

Sport: Oberwolfacher "Fazinettle-Wanderung" fällt wegen Corona-Pandemie aus / Seit 50 Jahren Tradition

Die traditionelle "Fazinettle-Wanderung" im Advent erfreut sich in Oberwolfach großer Beliebtheit. Corona verpasst der Veranstaltung nun eine Zwangspause.

Oberwolfach. Alljährlich im beginnenden Advent brachen die Wanderer des Oberwolfacher Schwarzwaldverein seit nun fast 50 Jahren zur originellen "Fazinettle-Wanderung" auf. Diese aus kleinem Anfang entstandene regelmäßige Tour in den Oberharmersbacher Zuwald erfreute sich um die Jahrtausendwende mit bis zu 40 Teilnehmern allergrößter Beliebtheit. Einige meinten schmunzelnd, dass man zumindest einmal im Jahr, eben bei dieser Gelegenheit, "den Mitgliedsbeitrag abwandern" wolle. Auch in neuerer Zeit war nach dem Absinken auf ein gutes Dutzend "Winterwander-Freudige" wieder eine zunehmende Beliebtheit festzustellen.

Nun sorgte in diesem Jahr Corona für eine abrupte Zwangspause, aus der heraus sich die Veranstaltung im kommenden Jahr hoffentlich wieder aufrappeln wird.

Im Wandel der Tour von der Skiwanderung in einen Fußmarsch ist auch die klimatische Veränderung zu erkennen. Ursprünglich waren di e Teilnehmer Anfang Dezember mit den Skiern unterwegs, aber der die bis dahin übliche Schneefall blieb ab den neunziger Jahren immer öfter aus.

So wandelte sich das Unterfangen immer mehr in eine Art Jahresabschlusswanderung des Schwarzwaldvereins Oberwolfach. Diese wurde wegen der nach wie vor sturmwetter- und glatteisbedingten prekären Zufahrt zum Kreuzsattel oder auch in den Kurzenbach in den vergangenen Jahren ins Tal mit Ziel Walke (Landeckweg mit Ziel "Hirschen"/"Walkenstein") verlegt.

Für die Skitouren der 80erJahre meldete sich jeweils kurzfristig ein Wanderwart, der die Wintersportfreunde über eine Mitteilung im Vereinskästle beim "Posthörnle" informierte. Als Tourenführer engagierten sich in jenen Jahren vor allem der damalige Vorsitzende Egon Rauber, Erwin Gieringer, der vielfältig in der Vereinsführung engagierte Adolf Hauer junior und Kurt Fritsch.

Nach anstrengender Tour über die Kammhöhe zwischen Wolf- und Harmersbachtal freuten alle sich über die gute Bewirtung im gemütlichen "Zuwälder Stüble". Wirt und Wirtin empfingen die stets fidele Gesellschaft. Sie servierten als Zugabe recht großzügig die ersten selbstgebackenen "Busserle" und ein "Schnäpsle" als "Verrißerle" nach der üppigen Mahlzeit. Mitunter war anschließend noch große Eile zum Aufbruch geboten, um an den kürzesten Tagen im Jahr noch vor Dunkelheit über Jägerbrünnele, Hark und Kreuzsattel und meist durch den Gelbach zurück ins Dorf zu kehren. Die Ski-Abfahrt auf der halbvereisten Gelbachstraße erfolgte mitunter funkensprühend, weil die Straße im Laufe des Tages geräumt worden war. Die Stahlkanten der zu Langlaufskiern "umfunktionierten" mehr als zwei Meter langen Abfahrtsskier sorgten auf dem Teerbelag für enorme Reibungshitze.

Der Mundart-Begriff "Fazinettle" ging auf die originelle Taschen- und Schweißtücher des oftmaligen Wanderführers Erwin Gieringer zurück. Sie waren von dessen Frau Hildegard als versierte Näherin aus bunten Stoffresten gefertigt worden waren.