Der junge, regional bekannte Liedermacher Dominik Faitsch (links) konzertierte gemeinsam mit dem talentierten Jazz-Saxofonisten Moritz Grübel in der Flößerstube des "Museums im Schloss". Foto: Steitz Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Liedermacher und Jazz-Saxofonist beenden Kulturreihe "Mittwochs im Museum" / Zwei Zugaben

Zwei junge Künstler sind am Mittwoch auf der Bühne in der Flößerstube gestanden. Gut zweieinhalb Stunden bezauberten der Liedermacher Dominik Faitsch und Jazz-Saxofonist Moritz Grübel ihr Publikum. Zum Schluss gab es sogar stehend Beifall.

Wolfach . Gleichzeitig gab das musikalische Duo auch das letzte Konzert der heuer erstmals erprobten Veranstaltungsreihe "Mittwochs im Museum". Die gute Nachricht: Das Erfolgsformat wird kommendes Jahr auf jeden Fall fortgesetzt (siehe Info). "Wir möchten das zu einer festen Sache machen, die jedes Jahr im Museum stattfindet", gab Christian Oberfell, der Vorsitzende des Vereins "Kultur im Schloss" bekannt.

Der Saal des "Museums im Schloss" war sehr gut gefüllt. Rund 80 Zuhörer hatten Platz genommen. Das Publikum war vom Alter her bunt gemischt und äußerst humorvoll und singbereit gelaunt.

Beste Voraussetzungen Faitsch und Grübel: Sie hatten fast für jeden Musikgeschmack etwas parat. Ihre Bandbreite reichte von Rock, Ballade, Soul, Reggae, Rap, Walzer bis hin zu Pop. Die selbst geschriebenen Texte, gepaart mit Grübels außergewöhnlichem Talent, harmonierten perfekt.

Große Begeisterung

Nur die Akustik machte den beiden anfangs zu schaffen. Das feine Ohr konnte sich auf die etwas zu laut ausfallenden Saxofon-Soli kaum einzulassen. Nach der Pause hatte die Tontechnik dieses Problem aber behoben und so ließen sich die Darbietungen noch besser genießen. Dem Publikum machte das generell nicht viel aus. Schon in der ersten Stunde gab es während des Songs "Monster", der von Schlafstörungen handelt, anerkennende Pfiffe und großen Applaus für Grübels Part.

Bevor der Saxofonist und sein Kumpane den Schlussakkord des Lieds auskosteten, verharrten die beiden kurz in ihrer Position, fixierten sich mit einem Blick. Kurze Stakkati und Unterbrechungen waren Stilelemente, die sie im Laufe des Abends weiter ausprobierten und mit Intensität exzessiv sowie ausgelassen auf die Spitze trieben, um ihrer Leidenschaft für die Musik Ausdruck zu verleihen.

Nachdenklich, sarkastisch und niemals oberflächlich verpackte der Sänger und Songwriter Faitsch seine Gedanken in kluge Textzeilen. Ihre Botschaften reichten von pessimistisch, verstörend bis weise, sinnstiftend. Die ebenfalls selbst ausgedachten Saxofon-Soli von Grübel gaben dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit. Das trieb er bei seiner akustischen Coverversion von "Get Lucky" (2013), ein Lied der Gruppe Daft Punk, auf die Spitze. Faitsch hielt sich dabei bewusst mit der Gitarre zurück und überließ Grübel das Sagen.

Das i-Tüpfelchen

Faitsch erwies sich auch als charismatischer Moderator, der es verstand, sein Publikum zum Lachen und Mitsingen zu animieren. Er genoss es sichtlich, als er von der Bühne aus ein kräftiges "Uh la la" beim selbst komponierten, teilweise erotischen Liebeslied "Swimming-Pool" hörte.

Schon die Einführung durch das Saxofon simulierte dem Zuhörer fließendes Wasser, das in einem Becken gemächlich hin und her fließt. Weiche Gitarrenklänge kamen hinzu. Jemand sprang in den Pool, die Zeit rauschte still, imaginäre Küsse; die Person im Lied erfreute sich an der "einsamen Zweisamkeit". Die Klangfarben, die Grübel eröffnete, waren melodisch und zart zugleich. Sie gaben der Romanze das i-Tüpfelchen.

Ganz unprätentiös

Nach der Pause standen die Wolfacher wieder ganz unprätentiös auf der Bühne. Ihre Kleidung? Eher unscheinbar: ausgelatschte Turnschuhe, schwarze, enge Jeans, und gleichfarbiges T-Shirt. Faitsch trug lediglich einen peppigen Hut. Das war es dann aber auch mit der Extravaganz.

Unter dem Motto "Das darf man doch wohl sagen" ließ Faitsch im zweiten Konzertteil Kritik an der Gesellschaft und Politik anklingen. "So viel Applaus hat Donald Trump in Deutschland noch nie bekommen", sagte er beispielsweise. Der Wolfacher Musiker beschrieb auch starre Regeln und die Sehnsucht nach der Revolution. Sein für die "Mama-Generation" veränderter Song "Musik ist keine Lösung", der die Gedanken des von ihm vergötterten deutschen Rappers Alligatoah verkörpert, knüpfte daran an.

Optimistischer fiel "Die Hummel" aus, eine Anlehnung an den Lebensmottospruch einer Schulfreundin, den Faitsch in der Abizeitung gelesen hatte. So sang er voller Inbrunst den Refrain: "Laut Gesetz der Aerodynamik dürfte die Hummel gar nicht fliegen, das ist der Hummel scheißegal, sie fliegt." Ein Physiker hatte das entdeckt, ein anderer anschließend widerlegt. Faitsch wollte mit dem oft propagierten, entmutigenden Vorurteil aufräumen, dass Mögliches unmöglich ist.

Die Standing Ovations am Ende verwunderten nicht. Da die Künstler so nicht abtreten konnten, gab es zwei Zugaben "You Can Call Me Al" (1986) von Paul Simon und "Higher Ground" (1973) von Stevie Wonder. Faitsch gab noch einen politischen Seitenhieb auf den sich derzeit ausbreitenden Rechtsradikalismus. Eltern sollten dafür sorgen, dass ihre Kinder mit Musik in Berührung kommen, fand er. Wer tanze oder ein Instrument spiele, habe Besseres in seinem Wohnzimmer zu tun, als sich von solchen Ideen anstecken zu lassen.

Grübels fröhliche Aufmüpfigkeit gipfelte indes im spontanen Narren-Marsch – sehr zur Erheiterung der Anwesenden und des Narrenvaters Hubert Kessler. Mit dem Refrain von "You Can Call Me Al" zog das Duo aus. Der fast nicht abebbende Applaus dankte dem starken Team für deren betörende Soli und fantasievolle, poetische Musik.

Die weitere Planung:  Der Verein "Kultur im Schloss" möchte seine erstmals erprobte Veranstaltungsreihe "Mittwochs im Museum" auch 2019 fortsetzen. Sie beginnt mit einem Reisevortrag am 3. April. Dabei wird ein Bollenhut bei seinen Erlebnissen begleitet. Eine damit verbundene Vernissage ist auch vorgesehen. Am 2. Oktober bietet der Verein zunächst erst einmal eine Lesung und eine Filmvorführung im Rahmen der Flößerwoche an.

Die Spendeneinnahmen: Zwar verlangten die Organisatoren keinen Eintritt, aber die am Ende des Konzerts gesammelten freiwilligen Spenden kommen der künftigen Schlosshallensanierung zugute. Es soll das "gewisse Extra" der Planung und Umsetzung finanzieren und wird dem Förderverein Alter Bahnhof und Schlosshalle übergeben.