Die Trachtenträgerinnen posieren vor und mit einem 1934er Lagonda M 35R Le Mans. Foto: Fotos: Dorn

Baiersbronn Classics: 123 Autoliebhaber machen Halt vor der Gemeindehalle / Viele Klassiker zu sehen

Bei Kaiserwetter führte die zweite Etappe der 8. Baiersbronn Classics am Samstag durch das Wolf- und Kinzigtal. Zahlreiche Autofreunde hatten sich dort versammelt, um ihre alten Oldtimer zu präsentieren oder die anderen Fahrzeuge zu bewundern.

Wolfach. Für die 123 automobilen Veteranen, angeführt von einem Bentley und einem Mercedes-Benz aus den Zwanziger Jahren, war auf dem Parkplatz vor der Gemeindehalle in Kirnbach eine Verpflegungs- und Stempelstelle eingerichtet.

Der bullige Stuttgarter Siebenliter-Reihensechszylinder mit der Startnummer 2 kündigte sich für die zahlreichen Schaulustigen akustisch schon einige hundert Meter talwärts an, ehe Robert Bayer zum Zelt mit der Streckenkontrolle gelangt.

Begrüßt wurden die Fahrer von den Trachtenträgerinnen Martha Leitl, Johanna Harter (beide in der Kirnbacher Bollenhut-Tracht) und Selina Kipp in Fürstenberger Tracht mit Schäppel, nach einem kurzen Schwatz mit den anderen Fahrern oder einem Foto-Shooting mit den Trachtenträgerinnen nahmen die Piloten den steilen Anstieg Richtung Moosenmättle auf sich.

Neben den formschönen Klassikern wie den Porsche 356 oder den Mercedes 190 SL zogen vor allem die puristischen Boliden aus der britischen Sportwagen-Schmiede Lagonda die Blicke der Fans an, unter der langgezogenen Motorhaube arbeitet laut und vernehmlich ein kompressor-verstärkter Reihensechszylinder, Stauraum sucht man in dieser Fahrzeugklasse vergeblich, die für die touristische Tour notwendigen Accessoires müssen im Fußraum oder einem auf die Karosserie geschnallten Rucksack Platz finden. in den Cockpits geht es entsprechend eng zu.

Auch Fragen werden beantwortet

Anzeiger für Öldruck, Öltemperatur und noch einige andere zu überwachende Motorfunktionen beherrschen das Armaturenbrett, dazu kommen zahlreiche Hebel, die in der richtigen Reihenfolge gestellt werden müssen, soll der Oldtimer in Gang gesetzt werden. Über allem thront das riesige Lenkrad, ohne Servolenkung müssen große Lenkradspeichen den Krafteinsatz des Fahrers unterstützen, im 1939er Railton Straight 8 Roadster von Emil Benz und Charlotte Bree ist das Volant abnehmbar, nur so kann sich der Fahrer überhaupt in das Cockpit zwängen.

Deutlich mehr Platz für Fahrer und Beifahrer(in) boten die großen Bentleys, "die Engländer haben einfach die schönsten Karossen", kommt Manfred Schafheutle als Vertreter des Wolfacher Tourist-Infos ins Schwärmen. Gegenläufige Türen, versenkbare Türgriffe, filigrane Kühlerfiguren, der Ingenieurskunst waren egal ob in England, Frankreich oder bei den deutschen Herstellern keine Grenzen gesetzt, mit viel Liebe kümmern sich die Besitzer der Fahrzeuge darum, genau diese Details zu pflegen.

Fragen zu den automobilen Schätzchen werden gerne beantwortet, nur über den Spritverbrauch wird unter Gentlemen nicht gesprochen. "Der Tankwart freut sich, wenn er uns sieht", verrät Heinz-Gerd Hengstermann. Für die Teilnahme an den Baiersbronn Classics rechnet Hengstermann mit gut 1500 Kilometern für seinen 1952er Bentley MK VI, "die Tankquittung wirft mein Mann dann immer gleich weg", schmunzelt Gattin Ursula.

Oldtimer fahren ist fast ausschließlich Männersache, erst mit Startnummer 41 röhrt mit Angela Sammer eine Amazone über den Parkplatz. Gierig hängt der 1957 Chevrolet Fuel Injection am Gas. So nimmt auch Sammer die Kurve über die Kirnbachbrücke und jagt den Chevy am Alten Rathaus vorbei, über Fohrenbühl, Landwassereck, Heidburg und Löcherbergwasen im Harmersbach-Tal warten noch zahlreiche knackige Anstiege, ehe es im Hotel Dollenberg eine ausgedehnte Mittagspause gegeben hat.