Die Klause St. Jakob ist ab dem 1. Mai wieder bewohnt. Der Eremit Bruder Otto wird sich auch um die Kapelle kümmern. Foto: Beule

Eremit Bruder Otto zieht ein und freut sich auf Menschen im Schwarzwald. Engagiert in Altenpflege und Suchtberatung.

Wolfach - In die Klause St. Jakob kehrt wieder Leben ein: Der Eremit Bruder Otto wird zum 1. Mai dort einziehen. Der 60-Jährige freut sich bereits auf seine neuen Aufgaben und vor allem die Menschen im Schwarzwald.

"Am Wochenende geht es los", erzählt Bruder Otto geschäftig. Derzeit ist er noch in seiner jetzigen Wirkungsstätte in Gangkofen dabei, die Kisten zu packen. Die Vorfreude ist ihm deutlich anzuhören. In der Klause in Wolfach zu wohnen sei sein Wunsch gewesen, seit er Eremit ist, erzählt er im Gespräch mit dem Schwabo.

Der 60-Jährige gehört seit rund sechs Jahren der Klausnervereinigung in Frauenbründl an, die älteste noch bestehende Klausnervereinigung in Deutschland. Mittlerweile ist er stellvertretender Vorsitzender des Konvents, dem 15 Eremiten angehören. "Jeder Eremit ist ein bisschen anders", erzählt Bruder Otto. Einige lebten sehr zurückgezogen, aber es gebe auch andere, die wie er gerne und oft unter Menschen sind. "Als ehemaliger Franziskaner lebe ich nach dem Grundsatz ›Erst kommt der Andere, dann ich‹", erklärt er. Damit sei er nicht der klassische Eremit. "Ich bin schon sehr offen", sagt er über sich selbst. In seiner jetzigen Klause in Heiligenbrunn seien oft Wanderer oder Handwerker auf der Walz vorbeigekommen, die dort übernachtet haben. "Ich koche zum Beispiel auch immer für mehr Leute", sagt der Klausner.

Unterhalt muss selbst verdient werden

Er sei viel in der Altenpflege und als ehrenamtlicher Suchtberater tätig. "Bei uns ist das so: Jeder muss sich seinen Unterhalt selbst verdienen", erklärt er. Und auch die Arbeiten rund um die Klause muss der Klausner erledigen. In Wolfach will er zudem bei der Caritas halbtags im Ambulanten Pflegedienst arbeiten. Er ist überzeugt: "Jeder Mensch sollte so lange wie möglich zu Hause leben dürfen."

Aber wie ist er Eremit geworden? Ursprünglich hat Otto Stahl Buchdrucker, Schriftsetzer und Buchbinder gelernt. Lange Zeit war er in der Freiburger Punk-Szene aktiv, hat unter anderem Häuser besetzt – und eine Menge Alkohol konsumiert, sagt er rückblickend. Nach der Begegnung mit einem Zen-Meister wird er Zen-Mönch in Japan. Nach seiner Rückkehr und einigen Urlauben in Klostern wird er Franziskaner, schließt sich später dem Lazarus-Orden an.

In dieser Zeit habe er viel im Krankenhaus gearbeitet und eine Ausbildung zum Sterbebegleiter gemacht, erzählt er. "Da habe ich gemerkt, dass Altenpflege meine Berufung ist und ich älteren Mitmenschen mein Gehör schenken möchte", sagt er.

Nachdem der Orden sich auflöste, sei es in seinem Leben bergab gegangen. Dann erfuhr Bruder Otto von der Klausnervereinigung in Bad Abbach bei Regensburg – und trat ihr bei. "So habe ich mein Leben wieder in den Griff bekommen", sagt er. "Das war gottgewollt." Nun sei er bereits seit sechs Jahren Eremit.

Wolfach kenne er gut, erzählt Bruder Otto. Er ist in Vöhrenbach im Schwarzwald-Baar-Kreis aufgewachsen. Er sei in den vergangenen Jahren mit der Diözese in Gespräch gewesen, eventuell Schwester Redempta zu pflegen, die die Klause zuvor bewohnt hatte. Diese habe aber abgelehnt, sagt er. "Damals war mir aber schon klar, dass ich irgendwann zurückkehre", erzählt der Eremit. Schließlich sei St. Jakob die erste Klause gewesen, die er sich angeschaut habe.

In Wolfach freue er sich in erster Linie auf die Menschen. "Ich bin einfach ein Schwarzwälder", sagt er. An seiner jetzigen Wirkungsstätte sei er mit den Menschen leider nicht so richtig warm geworden. "Nun ist meine Zeit hier zu Ende", sagt er. Und die Menschen im Schwarzwald seien mitnichten Sturköpfe. Er sei schon ein paarmal auf St. Jakob gewesen und die Menschen seien sehr offen auf ihn zugekommen. Mit einigen habe er bereits intensive Gespräche geführt. "Ich freue mich, dass ich wieder zu diesem Menschenschlag gehöre", sagt der Klausner und lacht. Dem Pfarrgemeinderat und Pfarrer Hannes Rümmele habe er sich auch bereits vorgestellt.

Während seiner Arbeit in der Altenpflege habe er Rücken-Kurse und Zen-Meditationen für die Kollegen angeboten. Das wolle er auch in Wolfach einführen. "Außerdem möchte ich den Pfarrer unterstützen, wo es geht", sagt er. Auch wolle er sich um die Webseite und den Facebookauftritt der Seelsorgeeinheit kümmern. "Einfach da mit anpacken, wo meine Hilfe gebraucht wird", so Bruder Otto.

Sein Tag beginnt früh, erzählt Bruder Otto. Bereits um 3.30 oder 4 Uhr stehe er auf, um mit den Stundengebeten zu beginnen. Normalerweise seien das sieben über den Tag, aufgrund des Jobs aber meist nur drei bis vier. Nach der Arbeit folge ein Mittagessen. "Ich bin ein guter Koch", sagt er über sich selbst. Danach ruhe er etwas, bevor er sich den Arbeiten rund um die Klause widme. "Ich bin für die Menschen da, sie dürfen mich gerne besuchen", betont er. Zudem will er wieder ehrenamtlich in der Sterbebegleitung und Suchtberatung arbeiten.