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Sprecher der Initiative in St. Roman setzen auf konstruktiven Dialog

Im Naturpark-Hotel Adler haben die Sprecher der Elterninitiative "Buskinder St. Roman" die Ergebnisse ihrer Arbeit für die Zukunft der bedrohten Buslinien vorgestellt. Die Beteiligten blicken nun der Entscheidung des Kreistags entgegen.

Wolfach-St. Roman. Der Elternbrief der Stadtverwaltung zur Buszeitenverlegung, adressiert an die Eltern der Buskinder in dem Wolfacher Höhenstadtteil, hatte im Januar wie die sprichwörtliche Bombe in St. Roman eingeschlagen. Binnen einer Woche hatten die Betroffenen sich organisiert und Gespräche mit der Stadtverwaltung aufgenommen. Diese wurden inzwischen auf Kreistagsebene ausgeweitet und eine Einladung an den Landrat zu einem Gespräch ausgesprochen. Im Juli trat auch Stadtrat und "Lichtnachbar" Helmut Schneider der Initiative bei und half bei der Ausformulierung der Forderungen an den Kreistag.

Als finanziellen Eckpunkt fordern die Eltern den Kreistag auf, in der Sitzung am 20. November eine Erhöhung des in Paragraf 14 der "Satzung über die Erstattung der notwendigen Schülerbeförderungskosten" geregelten Höchstbetrags auf 1800 Euro pro Schüler und Jahr zu beschließen. Bei dem derzeit gültigen Höchstbetrag von 1200 Euro entsteht den von Fläche und Topografie respektive langen Seitentälern mit vielen Buskilometern betroffenen Gemeinden Wolfach, Hausach, Oberharmersbach, Zell und Mühlenbach ein finanzieller Nachteil, der sich alleine in Wolfach auf etwa 80 000 Euro jährlich beziffern lässt. Dieser hohe Betrag war es auch, der die Stadtverwaltung im Januar zum Mittel der Buslinien-Streichung hatte greifen lassen.

Ebenfalls in dem mit allen Kreistagsfraktionen vorbesprochenen Papier enthalten ist der Appell, den Ermessensspielraum für die in Paragraf 10 festgelegte "Zumutbarkeit" auszuschöpfen, also die Wartezeit, die Schulkindern vor oder nach dem Unterricht bis zur Abfahrt des Busses zugemutet werden kann.

Für das Unterrichtsende nach der fünften Stunde sehen die Eltern die Zumutbarkeit als gegeben und befürworten die von der Verwaltung zur Kostenersparnis angedachte Streichung der entsprechenden Buslinie.

Schüler müssten eine Stunde warten

Beim ebenfalls geplanten Wegfall des Busses zur zweiten Schulstunde müssten die Erstklässler aus St. Roman und Ippichen hingegen schon um 6.50 Uhr mit dem ersten Bus hinunter nach Wolfach fahren und in der Schule dann etwa eine Stunde auf ihren Unterrichtsbeginn warten – eine aus Sicht der Eltern für die Jüngsten unzumutbare Zeitspanne. Diese zweiten Busse müssten daher unbedingt erhalten bleiben und könnten dann auch für die Beförderung der Kindergartenkinder mitgenutzt werden, was die Wirtschaftlichkeit der Busse erhöhen würde.

Damit setzte die Elterninitiative auch ein Signal gegen das Auseinanderdividieren in Schulkinder – für deren Beförderung der Kreis zuständig ist – und Kindergartenkinder (siehe Info). In der Diskussion mit den Sprechern der Initiative wurde dazu auch der Bogen zu den großen Themen wie Offenhaltung, Hofübernahmen durch die Kinder und die Zukunft des sozialen Lebens in St. Roman geschlagen. Diese seien untrennbar mit der Frage verknüpft, ob jungen Familien die Aufgabe des Kindertransports zu den Kindergärten und Schulen bei einer Wegstrecke von 25 Kilometern hin und zurück von der Öffentlichen Hand abgenommen wird oder nicht.

Martin Sum warb um Verständnis für die wenigen Forderungen aus dem Höhenstadtteil: "Wir wollen eigentlich nur zwei Dinge: den Schulbus und den Schneepflug" und "beides habe bisher immer gut funktioniert". Für die Fahrten außerschulischer Teilhabe am kulturellen Leben in Wolfach fielen für die Familien schon so etwa 5000 Kilometer pro Kind und Jahr an.

Bürgermeister Thomas Geppert, mit seinem "Elternbrief" der eigentliche Auslöser der Diskussion, nahm an der Besprechung teil und freute sich darüber, dass mit der Elterninitiative eine Gruppierung aus der Taufe gehoben wurde, die sich der Probleme St. Romans aktiv annehme und mit Veranstaltungen wie dem Bürgerdialog im April, der Einladung an den Landrat – der Besuch wird im Januar 2019 in der Jahresterminplanung Berücksichtigung finden – und im Kontakt mit allen Kreistagsfraktionen dieses Thema nun "gesetzt" habe.

Gruppierung geht Probleme aktiv an

Alle Beteiligten zeigten sich zuversichtlich, was die Entscheidung des Kreistags am 20. November angeht. Dank der guten Vorarbeit könnten die für etwas handgreiflicheren Protest vorgesehenen Mistgabeln und Traktoren der Bergbevölkerung, so Helmut Schneider in seinem Fazit, im Schopf bleiben.

Von der Streichung der drei Buslinien im Außenbereich St. Roman beziehungsweise Ippichen wären aktuell 15 Familien mit insgesamt 26 Kindern zwischen 0 und 17 Jahren betroffen. Darunter sind sieben Kindergartenkinder bis fünf Jahre. Zehn Kinder sind zwischen sechs und 14 Jahren alt, neun Kinder zwischen 15 und 17 Jahren.