Vor dem Eingang zum Notariat Wolfach stand kurz vor der heutigen Schließung auch am gestrigen Donnerstag ein Transporter des Umzugsunternehmens Bähr aus Oberkirch. Die Mitarbeiter Sebastian Mellert (von links) und Helmut Jaekel verluden die letzten Möbel und Dokumente aus dem Wolfacher Bestand und fuhren sie anschließend zum Amts- und Landgericht Offenburg. Foto: Steitz

Justiz: Letzter Tag für das Notariat in Wolfach / Ab Januar wegen Reform nur ein Ansprechpartner im Haslach

Wolfach - Das Notariat Wolfach schließt zum Jahresende. Grund ist eine landesweite Reform. Am heutigen Freitag wird das vierköpfige Team zum letzten Mal im Schloss arbeiten. Ab 8. Januar übernimmt der freiberufliche Notar Thomas Vogt deren urkundlichen Aufgaben.

Sehr gefasst wirkten die Mitarbeiter des Notariats Wolfach am gestrigen Donnerstag. Oberjustizrat Werner Kadel blickte dennoch mit Wehmut auf das Standortende, nach fast 212 Jahren in Wolfach. "Also es tut schon ein bisschen weh – als ›Fürst im Fürstenberg‹ im Wolfacher Schloss zu gehen. Insofern beerdigen wir wirklich das Amtsnotariat."

Arbeitslos wird damit aber keiner: Alle Angestellten haben eine andere Weiterbeschäftigung gefunden, sowohl in der Justiz, als auch beim Freiberufler Vogt. Die Räume könnten weitergenutzt werden; sie sind im Besitz des Landes Baden-Württemberg. Das Amtsgericht Wolfach, das bereits das Gebäude nutzt, ist laut Kadel sehr interessiert, diese zu übernehmen.

Kadel selbst wechselt nach 18-jähriger Tätigkeit in Wolfach zurück zum Landgericht Offenburg. Dort wird er als Vorsitzender Richter zwei Zivilkammern führen: eine für Handelsangelegenheiten und die andere mit Schwerpunkt Baurecht. Diese Entscheidung habe er aus Altersgründen gefällt – Kadel ist 57 Jahre alt. Er möchte nicht aus dem Staatsdienst ausscheiden und sich selbstständig machen. Außerdem habe er mit seiner Frau ein Haus in Hausach und fühle sich als "Kinzigtäler mit Migrationshintergrund" voll integriert. Auch in Wolfach habe er sich "pudelwohl" gefühlt und erinnert sich gern an Anektdoten während seiner Zeit als Notar zurück.

Ein Kelch ist nun an den Bürgern aber vorbeigezogen: Sie müssen nicht bis nach Lahr, Offenburg oder Schramberg pendeln, um Notariatsdienste in Anspruch zu nehmen. Der ländliche Raum bleibt damit nicht auf der Strecke, findet Kadel. Dies ist der Überzeugungsarbeit von ihm, Bürgermeistern und weiteren Akteuren zu verdanken, die sich dafür eingesetzt haben, dass zumindest Haslach einen Notar behält.

Die Notariats- und Grundbuchamtsreform schafft das besondere, badische Notariatssystem ab 2018 wegen landesweiter Digitalisierung und Vereinheitlichung der Strukturen ab. Der Europäische Gerichtshof hatte 2002 und 2007 beklagt, so Kadel, dass die notarielle Praxis in Baden-Württemberg gebührenrechtlich nicht einwandfrei ist.

Die hauptsächliche Arbeit bestand beim badischen Notariat im Beurkunden. Zu 30 Prozent hat sich Kadel aber auch mit richterlichen Aufgaben wie dem Grundbuchwesen und Nachlassrecht beschäftigt. Diese Nachlassarbeit wird fortan den Familiengerichten untergliedert sein. Für die Wolfacher bedeutet dies: Die nächste Anlaufstelle ist das Amtsgericht Offenburg. Grundbuchsachen betreut das Amtsgericht in Achern. Im Schloss werden heute jedenfalls endgültig die Schlüssel umgedreht.

Die neue Notariatsniederlassung befindet sich in Haslach. Der Freiberufler Thomas Vogt öffnet ab Montag, 8. Januar, Am Marktplatz 6. Erreichbar ist Vogt unter Telefon 07832/99 29 80, per Fax an 07832/9 92 98 99 oder per E-Mail an zentrale@notar-vogt.de.

Mal kurz eben zum Notariat ins Schloss zu gehen und etwas beurkunden zu lassen, ist ab 2018 nicht mehr möglich. Und das tut vielen im "Städtle" sicherlich weh. Was der Oberjustizrat Werner Kadel als Staatsdiener auch informell beantwortet hat – ohne dass es eine vollumfängliche Beratung war – werden freiberufliche Notare nun bestimmt nicht mehr leisten: Zu viele Aufträge werden bei ihnen infolge der Reform eintrudeln. Wolfacher und Kinzigtäler haben dennoch Glück im Unglück: Die Anlaufstelle Haslach bleibt erhalten. Sogar die Räume sind dieselben. Viel Umstellung ist also nicht nötig.