Das Team der Sozialarbeiterinnen im Caritas-Baby-Hospital um Leiterin Lina Raheel (Zweite von rechts) Foto: Schwarzwälder Bote

Engagement: Mitarbeiterinnen des Caritas-Baby-Hospitals in Bethlehem berichten über ihren Alltag

Das Coronavirus hat auch das Westjordanland erreicht. Besonders stark betroffen sind Bethlehem und die umliegenden Städte. Und damit ist auch das Caritas-Baby-Hospital (CBH) betroffen, für das sich das Ehepaar Renate und Diakon Willi Bröhl einsetzen.

Wolfach/Bethlehem. Welche Auswirkungen das Coronavirus und insbesondere der Shutdown Bethlehems haben, ist derzeit noch nicht abzusehen. Die Situation der Menschen in der Westbank (Trennmauer beziehungsweise israelische Sperranlage und Besatzung) ist ohnehin prekär und geprägt durch hohe Arbeitslosigkeit. Durch das Einreiseverbot bleiben zudem die Pilger und damit die Spenden vor Ort aus, betont Renate Bröhl. Das palästinensische Gesundheitsministerium hat jetzt das CBH mit den Coronatests für die Region betraut. Die Diagnosetests erfolgen in speziellen vom Krankenhaus getrennten Labor-Räumen und unter strengen Auflagen, heißt es in einer Pressemitteilung des CBH. Das Krankenhaus funktioniere aber trotz der Ausnahmesituation weiterhin gut, heißt es.

Auch die Arbeit des Sozialdienstes, an den die Spenden aus den Aktionen in Wolfach gehen, läuft weiter. Die vier Mitarbeiterinnen beschreiben, wie ihr Tagesablauf aussieht. In der Regel beginne der Tag um 8 Uhr, schreibt Sozialdienstleiterin Lina Raheel.

Seite an Seite mit dem medizinischen Personal

Eine Kollegin nimmt an der morgendlichen Visite mit den Ärzten teil, bevor sich alle im Team über das Nachverfolgen der psychosozialen Situation von Patienten und deren Familien austauschen.

Im weiteren Tagesverlauf trifft eine Sozialarbeiterin die neuen Patienten und arbeitet Seite an Seite mit dem medizinischen Team, um den Aufenthalt der Patienten zu erleichtern. Eine weitere Kollegin bereitet sich auf die Hausbesuche vor. Zudem ist eine weitere Sozialarbeiterin für den Bereich ambulante Klinik und die finanzielle Unterstützung der Familien zuständig. "Wir behalten die Mission des Krankenhauses im Blick: ›Kein krankes Kind soll abgewiesen werden aufgrund der Unfähigkeit, die Krankenhauskosten zu bezahlen. Jedes Kind hat das Recht, behandelt zu werden‹", schreibt die Leiterin.

In Unterstützungsgruppen werden außerdem Kinder und Mütter, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder an ähnlichen Krankheiten leiden, zusammengebracht. Diese fülle oft die Lücke zwischen der medizinischen Behandlung und dem Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung, berichtet Sozialarbeiterin Hiba.

Ihre Kollegin Rabab, die als Sozialarbeiterin für die Intensivstation zuständig ist, berichtet ebenfalls von ihrer Arbeit mit den Eltern. Diese beginne, sobald bei den Kindern eine tödliche Erkrankung festgestellt werde. "Wir bieten Besprechungen, Beratungen und Unterstützungssitzungen mit Eltern, Geschwistern und – wenn notwendig – Großeltern an", schreibt sie. "Wir begleiten die Familie, bis sie das Krankenhaus verlässt. Kurze Zeit später machen wir einen Hausbesuch, um unser Beileid auszusprechen und um herauszufinden, ob die Familie in Frieden durch die Phasen der Trauer geht."

Psychologische Hilfe ist eine wichtige Aufgabe

Auch die psychologische Unterstützung der Mütter ist ein wichtiges Aufgabengebiet, schreibt Hazar. "In Sitzungen zeigen wir kurze Filme mit einer bedeutsamen Botschaft und geben jeder Mutter die Gelegenheit, in einer angenehmen und sicheren Atmosphäre zu erzählen, ihre Gefühle auszudrücken und über ihre Lebenserfahrungen zu sprechen." Die Krankheit des Kindes und der Aufenthalt im CBH stelle oftmals eine Stressquelle für die Mütter dar.

"Wir brauchen stets jemanden, mit dem wir unsere Trauer, unsere Schwäche und unsere schwierigen Zeiten teilen können und deshalb sind wir hier", meint Jessica. Als Beurteilerin für die Sozialhilfe sei es ihre Aufgabe, die finanzielle Situation von Familien zu evaluieren und ihnen Unterstützung hinsichtlich der Behandlungskosten zu bieten, wenn diese nicht im Stande sind, zu bezahlen – sodass ihr Baby dennoch die Behandlung erhalten kann.

Das Caritas-Baby-Hospital im Westjordanland ist in Zeiten der Corona-Pandemie besonders auf Spenden angewiesen. Wer das CBH unterstützen möchte, kann unter Angabe des Kennworts "Caritas Baby Hospital" auf das folgende Konto spenden: Katholische Kirchengemeinde An Wolf und Kinzig, Sparkasse Wolfach, IBAN: DE 6066 4527 7600 0001 8863. Ansprechpartner für weitere Informationen ist das Ehepaar Bröhl unter Telefon 07834/86 79 35.

Wolfach. Mit Pfandbons Gutes tun: Im vergangenen August startete das Ehepaar Bröhl mit dem Wolfacher Edeka-Markt Armbruster eine Spendenaktion. Den seither zusammengekommen Betrag haben Bernd und Bettina Armbruster nun mit 1500 Euro aufgestockt.

Die Aktion sei weiterhin ein voller Erfolg und die Spendenbereitschaft sei nach wie vor ungebrochen, sind sich die Beteiligten sicher. Ins Leben gerufen hat die Spendenaktion für das Caritas-Baby-Hospital (CBH) in Bethlehem das Ehepaar Renate und Diakon Willi Bröhl – Bettina und Bernd Armbruster waren gleich mit an Bord und brachten die Spendenboxen im Markt neben den Leergutautomaten an (wir berichteten). "Wir sind immer wieder überrascht", sagt Renate Bröhl, "es werden immer wieder kleinere, aber auch größere Summen gespendet." Sie dankt allen Kunden und auch den Marktleitern, die sich dazu bereiterklärt haben, die Spendenboxen anzubringen. Sie habe zuvor keine festen Erwartungen gehabt, aber "die Hoffnung, das etwas Größeres daraus wird", erklärt Renate Bröhl im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Bereits kurze Zeit, nachdem die Aktion gestartet war, hatte Marktleiter Bernd Armbruster angekündigt, am Jahresende die Spendensumme auf den nächst höheren Betrag aufzurunden. "Wenn es weiterhin so gut läuft, werden wir das auch Ende diesen Jahres tun", stellt er in Aussicht. Auch sie sei positiv überrascht vom Erfolg der Aktion, sagt Bettina Armbruster. "Jeder kann geben, so viel er will – das reicht von 25 Cent bis hin zu Beträgen von 15 Euro", erklärt sie.

Das Prinzip der Aktion ist einfach: Nachdem der Kunde sein Leergut abgeben und den Pfandbon ausgedruckt hat, kann er ihn neben dem Automaten in eine Spendenbox stecken. Die Spenden gehen zu 100 Prozent an das Caritas- Baby-Hospital (CBH). Auch im "Nah und Gut"-Markt in Oberwolfach sowie im Markt in Schiltach befinden sich entsprechende Boxen. Mit an Bord bei der Aktion ist auch der Haslacher Edeka-Markt Lehmann.

Da die Spenden aus der Aktion zweckgebunden für den Sozialdienst des CBH sind, berichten wir in einer kommenden Ausgabe über den Tagesablauf der Sozialarbeiterinnen vor Ort.