Direkt an der Herlinsbaschule haben Stephan Stäbler und Robert Würtz den toten Lachs gefunden. Fotos: Stäbler Foto: Schwarzwälder-Bote

Toter Fisch wird an der Herlinsbachschule in Wolfach angeschwemmt / Ansiedelungsprogramm aber erfolgreich

Von Markus Adler

Wolfach. Die Bemühungen des Landesfischereiverbands und der Akteure zeigen Wirkung: Erstmals seit mehreren Jahrzehnten ist an der Oberen Kinzig in Wolfach ein 82 Zentimeter langer Lachs entdeckt worden. Damit ist klar: Die Lachse kehren in ihre Laichgewässer zurück. Der Fisch wurde tot am Ufer entdeckt.

Sichtungen gab es bereits mehrere, doch das Problem daran ist, dass sich die Fische vom Ufer meistens nicht klar bestimmen lassen. So sah der Vorsitzende des Angelvereins Wolfach, Robert Würtz, bereits im Spätjahr vergangenen Jahres einen lachsähnlichen Fisch unterhalb des Wehrs der Firma Sachtleben, der nach seiner Einschätzung keine Forelle mehr sein konnte. Doch da der "Großsalmonide" (so der Fachbegriff) anschließend abtauchte, konnte er das Tier nicht sicher bestimmen. Das geht im Prinzip nur, wenn der Fisch aus dem Wasser gezogen wird oder – wie jetzt im Fall des toten Lachses – angeschwemmt wird.

Für den Fund hat sich der Fisch eine besonders geeignete Stelle gesucht, denn der ehrenamtliche Fischereiaufseher Stephan Stäbler zog ihn direkt an der Herlinsbachschule aus dem Wasser. Nach einer ersten Untersuchung stellte sich heraus, dass der männliche Lachs etwa fünf Kilogramm wog und stattliche 82 Zentimeter lang gewesen ist. Stäbler schätzt das Tier auf ein Alter von etwa fünf bis sechs Jahren, doch stehen entsprechende Untersuchungsergebnisse noch endgültig aus. Anhand der Schuppenstruktur und dem Nachweis von Strontium lässt sich nachweisen, wie alt der Lachs gewesen ist und ob er auch schon im Salzwasser unterwegs gewesen ist – so lässt sich beispielsweise die Dauer des Aufenthalts im Nordatlantik bestimmen. Über eine Genanalyse werden zudem die Herkunft und das Besatzgebiet ermittelt.

Für die Projektbeteiligten ist dieser Fund ein großer Erfolg des seit 2000 laufenden Wiederansiedelungsprogramms für den Lachs durch den Landesfischereiverbands Baden-Württemberg, das seinerzeit gemeinsam mit dem Unterstützungsfonds Kinzig begonnen wurde. Im Wolfacher Stadtgebiet befinden sich wichtige Laichplätze: unter anderem im Bereich von Möbel Vivell am Schmelzegrün. Bei Willstätt wurden bereits recht große Lachse von bis zu 1,07 Meter Länge gesehen, doch der Nachweis eines so großen Fisches bei Wolfach ist für die Beteiligten ein großer Erfolg des langfristig angelegten Besatzprogramms.

Der letzte große Lachs in Gengenbach wurde vor mehr als 62 Jahren gefangen: Richtig große Großsalmoniden können bis zu 1,50 Meter lang sein und bis zu 25 Kilogramm auf die Waage bringen. Aber für die Akteure des Landesfischereiverband steht bereits fest: "Nun wird durch den Fund mitten in Wolfach nochmals bestätigt, das dieser Langdistanzwanderer wider seine alte Heimat zurückerobert."

Diese Fortschritte werden durch den Umbau des Gießenteichwehrs in eine fischfreundlichen Rampe sowie den für das kommende Jahr vorgesehene Bau eines neuen Fischpasses am Sachtleben-Wehr weiter unterstützt, wie es weiter in der Pressemitteilung des baden-württembergischen Landesfischereiverbands heißt. An der Kontrollstation der Staustufe Iffezheim sind bis Ende August bereits 76 aufsteigende Lachse beobachtet worden – hier befindet sich eine automatische Zählanlage. "Diese Zahlen sind sehr ermutigend", freut sich Stephan Stäbler. "Wir können also davon ausgehen, dass sich zurzeit noch weitere Lachse in der Kinzig bei Wolfach tummeln", so der Fichereiverband weiter.