Preisübergabe des Mundartwettbewerbs "Lahrer Murre" (von links): Jürgen Sutter, Jörg Bertsch, Schirmherr Guido Schöneboom, Kathrin Ruesch und Stefan Böhm Foto: Haberer

Schirmherr Guido Schöneboom spendierte zum Zehnjährigen eine Torte, die vier Preisträger des Mundartwettbewerbs gestalteten einen launigen Abend. Am Mittwoch wurden in der Mediathek die diesjährigen "Murre"-Gewinner vorgestellt.

Lahr – "Der Wettbewerb hat sich als einziger jährlich ausgelobter Preis für Mundartliteratur in ganz Baden-Württemberg etabliert, die Gründerphase ist mit dem Zehnjährigen endgültig vorbei", betonte Bürgermeister Guido Schöneboom. Tom Jakob hatte mit seinem "Lahr-Verlag" das Format ins Leben gerufen, um die Mundartliteratur zu fördern.

Helmut Dold alias "Hämme" gestaltete am Mittwoch das Rahmenprogramm, die Moderation übernahm Heinz Siebold. In der Jury sitzen mit Ulrike Derndinger, Ludwig Hillenbrand und Stefan Pflaum drei Schwergewichte der alemannischen Mundartszene und prüfen die eingereichten Beiträge auf Herz und Nieren. Um dem Ansatz, den literarischen Nachwuchs zu fördern, gerecht zu werden, wurde mittlerweile sogar eine künstliche Hürde eingebaut. Die jeweiligen Preisträger sind im Folgejahr vom Wettbewerb ausgeschlossen.

Mehrfach-Preisträger

Am Ende reihten sich am Mittwochabend trotzdem zwei "Mehrfachtäter" in die Liste der bisherigen Gewinner der "Lahrer Murre" ein. Kathrin Ruesch, aus Buggingen im Markgräfler Land, konnte selbst nicht genau sagen, ob es für sie die vierte oder fünfte Auszeichnung war. Für ihr Liebesgedicht "Obend mit Goldrand", eine naturverliebte Schwärmerei, die in unregelmäßigen Verszeilen von einem Sonnenuntergang am Meer erzählt, wurde sie mit dem ersten Preis der Sparte Lyrik ausgezeichnet. Der zweite Preis ging an Stefan Böhm, der 25 Jahre lang als Abgeordneter der grünen Fraktion dem Offenburger Gemeinderat angehörte. Inspiriert von der baden-württembergischen Werbekampagne "The Land", hat er Woody Guthries Ballade "This Land is your Land" in eine in zehn Strophen gegliederte Liebeserklärung an die Ortenau verwandelt.

Schräge Wortschöpfungen

Es gibt zehn Verse über besondere Orte im Kreis, viele Anglizismen und schräge Wortschöpfungen. Sein von Michael Hitzel auf der Gitarre begleiteter Vortrag begeisterte das Publikum. In der Sparte Prosa wurden in diesem Jahr zwei erste Preise vergeben. Jörg Bertsch aus Basel erinnerte an "d‘ Emmi Gotte" seine längst verstorbene Patentante.

Jürgen Sutter, in Freiburg aufgewachsen und seit mehr als zehn Jahren in Darmstadt zu Hause, wurde am Mittwoch bereits zum zweiten Mal ausgezeichnet. Sein Beitrag, die Kurzgeschichte "Aifach mol e Paus mache", erzählt von einem Paketboten, der immer mehr arbeitet, um sich und seine Familie über die Runden zu bringen. Eine anrührende Geschichte, die unter die Haut geht.

Die Kriterien

In Kooperation mit der Muettersproch-Gsellschaft ruft die Mediathek seit 2013 jedes Jahr alle, die alemannische Texte schreiben, zur Teilnahme am Mundartwettbewerb auf. Prämierungskriterien sind die literarische Qualität, die authentische Verwendung des Dialekts sowie die Originalität der Arbeiten. In den Sparten Prosa und Lyrik gibt es ein jeweils einen ersten Preis (300 Euro) und einen zweiten Preis (200 Euro).