Die Dahlien, die Hansjörg Haas auf dem Foto gießt, gehören zu den Pflanzen, die mit dem Sommer gut klar kamen. Foto: Göpfert

Die heißen, trockenen Temperaturen haben selbst Profigärtner wie Hansjörg Haas vor Herausforderungen gestellt. Im LZ-Gespräch erklärt er, wie es ihm gelang, seinen üppigen Garten bei der Herrenmühle Bleichheim über den Sommer zu retten.

Bleichheim - Wenn man sich dem Garten an der Herrenmühle nähert, wird man schon vom Duft nach reifen Äpfeln und Blumen empfangen. Durch den sorgsam angelegten Garten zu laufen, in dem in jeder Jahreszeit andere Pflanzen blühen und hervortreten, hat etwas Meditatives. Die Anlage über den Sommer zu retten, hatte seinem Besitzer einiges abverlangt.

Regen sei diesen Sommer sehr unterschiedlich gefallen, berichtet Haas. Ein paar Kilometer Luftlinie hatten oftmals schon einen entscheidenden Unterschied gemacht. Insgesamt sei es ein sehr trockenes Jahr gewesen. Das habe sich im August gezeigt, aber auch das Frühjahr hatte nur wenig Regen gebracht.  "Ich schätze, dass in der Jahressumme höchstens 65 Prozent des Niederschlags gefallen ist, der für diese Zeit normal wäre", sagt er im LZ-Gespräch. Dazu kamen ungewöhnlich viele warme und heiße Tage hintereinander und ein warmer Wind, der den Boden zusätzlich ausgetrocknet hatte. Da halfen nur zwei Dinge: gießen und schattieren.

20 bis 25 Liter pro Gießgang auf den Quadratmeter mussten es sein, weniger hätte nichts gebracht. "Oberflächliches Gießen nützt den Pflanzen nicht viel. Es ist besser weniger, dafür aber durchdringend zu gießen, damit die Feuchtigkeit zu den Wurzeln der Pflanzen gelangt", gibt er als Tipp. Und natürlich sollten man den Garten niemals tagsüber gießen, denn sonst verdunstet die Hälfte des Wassers, bevor es überhaupt bei den Pflanzen ankommt.

Wasser musste eingeteilt werden

Das Wasser zum Gießen bekommt Haas von einer eigenen Quelle, die zum Bleichheimer Schloss gehört. Aber auch diese hatte dieses Jahr weniger Wasser als sonst. "Das heißt man muss es sich einteilen und überlegen, welche Pflanzen am dringendsten Wasser brauchen. Denn auch die Lebewesen in meinem Teich brauchen ja Wasser", erklärt er. So hat er ein Stück Rasenfläche durch Gießen gerettet, den Rest aber trockenfallen lassen.

Die. Einem großen alten Nussbaum hat er einmal geschätzte 1000 bis 2000 Liter zulaufen lassen, ob ihm das zum Überleben gereicht hat, wird sich noch herausstellen. Er und ein weiterer Baum des Gartens haben aufgrund der jahrelangen Trockenheit Stress. "Wichtig ist, nicht am Stamm zu gießen, sondern am Außenbereich der Krone, denn dort sind die Feinwurzeln eines Baumes", betont er.

Zusätzlich zum Wassermanagement hat Haas die Erde aber auch bedeckt. So wollte er verhindern, dass der Boden unnötig austrocknet und unerwünschte Samen-Beikräuter – der Laie würde sie "Unkraut" nennen – sich ausbreiten.

Was man durch Gießen aber nicht verhindern kann, sind die Verbrennungen an den Pflanzen, die durch die lange Hitze entstanden sind. "An Johanni hatte es fast 40 Grad, das war für die Pflanzen sehr fatal, weil es auch noch der längste Tag des Jahres war, die Pflanzen der Sonne also sehr lange ausgesetzt waren", erinnert er sich. Einige Pflanzen hatte er mit einem Schattenvlies abgedeckt. Schattenliebenden Pflanzen wie Farnen, Funkien und Hortensien hatte die Hitze aber trotzdem stark zugesetzt, auch Schäden an den Brombeeren ließen sich trotz Gießens nicht vermeiden. Auch die 16 bis 18 Sorten Holunder, die Haas liebevoll pflegt, kamen an ihre Grenzen.

Viele Früchte hatten zudem "Sonnenbrand" bekommen – sprich waren auf einer Seite verbrannt –, waren kleiner oder wurden vom Baum frühzeitig abgeworfen. Aus seiner Arbeit als Obst- und Gartenbauberater beim Landwirtschaftsamt Ortenaukreis weiß er, dass bei großen Apfelbäumen, die Stress haben, sich der schwarze Rindenbrand immer weiter ausbreitet und zum Absterben der Bäume führt. "Das ist ein Pilz, den kannte man früher gar nicht", erklärt er.

Garten wird ans Klima angepasst

"Ich will nicht schimpfen, irgendwie geht es noch", zieht er trotz aller Schwierigkeiten als Fazit für dieses Jahrs und fügt hinzu: "Gärtner sind ja grundsätzlich optimistisch. Ich bin froh, dass der Garten so da steht, wie er da steht. Aber natürlich wird man nach einem solchen Sommer auch nachdenklich." Er plant nun, seinen Garten nun ein Stück weit umbauen.

"Pflanzen, von denen ich sehe, dass sie regelmäßig leiden wie die Bauern-Hortensie sollen denen Platz machen, die mit der Trockenheit und den langanhaltenden hohen Temperaturen besser klarkommen." Zu diesen zählen etwa Dahlien, Prachtkerzen, die es in nahezu allen Farben gibt, Wolfsmilchgewächse und Salbei. Auch soll beim Anlegen der Beete der Wasserverbrauch der Pflanzen berücksichtigt werden. Das heißt, Pflanzen, die nur wenig Wasser brauchen, sollen gemeinsam angepflanzt werden. Denn die "durstigste Pflanze" im Beet bestimmt die Gießmenge.

Was jedoch nicht funktionieren würde, betont Haas, sei einfach wärmeliebende Gewächse in den Garten zu holen – denn nicht jede von ihnen käme mit dem nichtsdestotrotz in Deutschland immer noch kaltem Winter klar. Der Olivenbaum, der sich an einem sonnigen, geschützten Ort in seinem Garten wohlfühlt, ist da die Ausnahme.

Garten ist dieses Jahr noch zwei Mal geöffnet

Der Garten von Hansjörg Haasam Schloßplatz 2 in Herbolzheim-Bleichheim ist dieses Jahr noch am Sonntag, 11. September, von 13 bis 18 Uhr und am Freitag, 23. September, von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet fünf Euro für Erwachsene, Kinder sind frei. Fachfragen rund um den Garten werden gerne beantwortet. Weitere Auskunft gibt es bei Haas unter Telefon 07643/4 01 37, per E-Mail an haas.dergarten@t-online.de oder im Internet unter www.herrenmuehle-bleichheim.de.