Viele »gute« Gründe Foto: Melanie Geitlinger

Die Masken sind gefallen, es gibt keine Zugangsbeschränkungen mehr, wir dürfen uns wieder in unbegrenzter Zahl nahe kommen und seit Donnerstag ist auch die Impfpflicht vom Tisch. Da liegt der Schluss nahe zu sagen: »Endlich! Das Schlimmste scheinen wir überstanden zu haben.« Oder etwa doch nicht?

Zweifel nähren sich montagabends in der Lahrer Innenstadt. Auch diese Woche zogen rund 100 sogenannter Spaziergänger still protestierend durch die Fußgängerzone. Ob es dafür jetzt überhaupt noch einen Grund gibt, das hintersinnen die Marschierenden selbst.

Nach guter demokratischer Sitte war zuvor online abgestimmt worden. Die Frage: »Soll der Montagsspaziergang weiterhin stattfinden, auch wenn nun spürbar die meisten Maßnahmen beendet werden?« Allein die Erkenntnis unter den selbst ernannten Corona-Rebellen, dass uns »die da oben« tatsächlich unsere Grundrechte wiedergewähren, wir womöglich also doch nicht in einer Diktatur leben, beeindruckt. Indes: Immer noch antwortete mehr als die Hälfte mit Ja.

Es gibt scheinbar weiterhin viel, wofür es sich auf die Straße zu gehen lohnt, wie den Diskussionen unter den »Rebellen« zu entnehmen ist. Da wäre etwa der angebliche Saharastaub, der in Wirklichkeit ein Chemieangriff aus der Luft ist. Oder der Krieg in der Ukraine, der inszeniert wurde, um die Inflation anzutreiben und uns so kurzzuhalten. Die Liste der kursierenden Verschwörungstheorien ließe sich über viele Zeilen fortsetzen, allein mir fehlt die Lust. Wem das anders geht, der kann sich mehr davon heute auf dem Museumsplatz anhören. Dort ist wieder die samstägliche Demo der Alles-Kritiker angemeldet. Vergangene Woche war an ihrer statt die Puppenparade über die Bühne gegangen. Realitätssinn und Wahrheitsgehalt bleiben also konstant – niedrig.