Vegetationsbrände wie der in Kirnbach im vergangenen Jahr stellen für die Feuerwehren eine große physische Herausforderung dar. Foto: Archiv/Feuerwehr

Viele Kinzigtäler Feuerwehren machen die Bevölkerung auf die Gefahr von Waldbränden aufmerksam. Nicht ohne Grund: Solche Vegetationsbrände stellen bei der Löschung eine besondere Herausforderung dar.

Die sommerlichen Trockenperioden werden länger und intensiver – und damit steigt auch die Waldbrandgefahr. In den vergangenen Jahren hat deren Zahl zugenommen. Vegetationsbrände erfordern nicht nur ein spezielles Vorgehen, sondern auch eine spezielle Ausrüstung.

Welche Herausforderungen bringt ein Waldbrand bei der Löschung mit sich?

„Die meist hohen Außentemperaturen zusammen mit dem Gewicht der Ausrüstung und dem oft steilen Gelände sind für die Mannschaft sowohl psychisch als auch physisch eine Herausforderung“, erklärt Simon Jan Springmann von der Wolfacher Wehr, oder wie es sein Hausacher Kollege Sascha Kleindienst ausdrückt: „Die Einsatzkräfte sind schneller ausgelaugt.“ Ein Vegetationsbrand habe zudem eine ganz andere Dynamik als ein Hausbrand, sagt Markus Halter von der Steinacher Wehr. „Die Gefahr, dass die Umgebung ebenfalls Feuer fängt, ist hier viel größer. Wechselnde Windverhältnisse erfordern ein schnelles, äußerst flexibles Reagieren.“ Eine weitere Herausforderung bestehe in der Bereitstellung von Löschwasser, welches oft über mehrere Kilometer im Pendelverkehr zur Einsatzstelle in den Wald gebracht werden muss.

Welche Konsequenzen haben die Feuerwehren aus ihren Erfahrungen mit Vegetationsbränden gezogen?

Kleindienst informiert, dass sieben Gemeinden, darunter auch Wolfach, interkommunal neue, leichtere Einsatzkleidung, welche den Anforderungen bei Wald- und Vegetationsbränden gewachsen ist, beschafft haben. Des Weiteren wurden zusätzliche Löschrucksäcke und spezielle Rucksäcke mit Waldbrandausrüstung beschafft. Einige Fahrzeuge wurden für die neuen Anforderungen modifiziert und die ortsansässigen Landwirte haben in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr ihre Pumpfässer umgebaut, so dass die Anschlüsse nun auf die Anschlüsse der Feuerwehr passen. Ähnlich sieht es in Oberwolfach aus: Auch dort stellen Landwirte ihre Güllefässer zur Verfügung „Wir haben schon seit Jahrzehnten eine Telefonliste die kontinuierlich aktualisiert wird. Seit 2022 können wir die Landwirte auch per Whats App alarmieren“, so Spinner.

Was für Herausforderungen stellen Waldbrände an das Feuerwehr-Equipment?

Auch bei Wald- und Vegetationsbränden müssen die Schlauchleitungen meist im Gelände verlegt werden. „Es ist selten so, dass man den Brandherd direkt neben einem Waldweg hat. Daher sollte das Schlauchmaterial entsprechend kleiner und leichter dimensioniert sein“, erklärt Markus Spinner. Die betreffe auch den Rest des Equipments. „Es muss kompakt sein, damit wir wendig und flexibel agieren können“, fasst Halter zusammen. „Bei der Neubeschaffung haben wir darauf geachtet, dass die Werkzeuge robust, feuerfest sind und im steilen Gelände ein gutes Handling besitzen“, führt Kleindienst aus. Des Weiteren seien geländegängige Fahrzeuge unerlässlich, um Mannschaft, Material und Löschwasser an die Einsatzstelle zu befördern, ergänzt Springmann.

Wie gut sind die Kinzigtäler Wehren ausgestattet, um Waldbrände zu bekämpfen?

Mit neuen Lösch- und Waldbrandrucksäcken und leichterer Einsatzbekleidung sei die Feuerwehr Wolfach mittlerweile gut ausgestattet, meint Springmann. Die Oberwolfacher Wehr besitzt neben Löschrucksäcken seit Sommer 2022 zwei sogenannte Waldbrandpatschen, mit denen Einsatzkräfte das Feuer und Glutnester mechanisch ausstreichen können sowie vier Spezialhacken für die Geländebearbeitung. Auch interkommunal ist bei der Feuerwehren einiges am Laufen: In den kommenden Wochen werden zwei Rollcontainer samt Equipment zur Waldbrandbekämpfung geliefert die Wehren Oberwolfach, Wolfach, Gutach, Hornberg und Hausach gemeinsam angeschafft haben. Diese können bei Bedarf von den jeweiligen Gemeinden und Feuerwehren angefordert werden.

Was wäre noch verbesserungswürdig?

„Wenn ich für unsere Gemeinde und unsere Topographie und den entsprechenden Waldanteil spreche, dann wäre ein Tanklöschfahrzeug TLF 4000 der nächste Schritt“ sagt Markus Spinner. Dieses ist auf den Einsatz bei Waldbränden sowie auf Brandeinsätze in abgelegenem Gelände konzipiert. „Auf Kreisebene würde ich mir noch mehr Ausbildungsunterstützung wünschen“, so Spinner. Auch Markus Halter aus Steinach würde sich ein solches, interkommunal beschafftes Fahrzeug wünschen. Ein sensiblerer Umgang der Bevölkerung mit der Waldbrandproblematik wünscht sich Sascha Kleindienst von der Hausacher Feuerwehr. Die Bevölkerung solle aufmerksamer sein in Hinblick auf oftmals weggeworfene Gegenstände wie Zigaretten, Glasflaschen, Müll und brennbarer Materialien nach dem Grillen, gerade in den Trocken- und Hitzeperioden im Sommer“, sagt er. „Wir würden uns wünschen, dass ein Schadfeuer durch Fremdeinwirkung erst gar nicht entsteht“, meint auch Springmann.

Notruf bei Waldbrand

Wichtig ist laut der Feuerwehr Hausach beim Absetzen eines Notrufs über die kostenfreie, europaweite 112, den Ort des Brand möglichst genau zu beschrieben. „Uns helfen hier oft markante Punkte oder Wegweiser. Wünschenswert wäre auch die Feuerwehr an einem Punkt, außerhalb des Gefahrenbereich, in Empfang zu nehmen und der Feuerwehr den Weg zu erklären“, sagt sie.