Unter anderem ein Männerballett begeisterte die rund 600 Gäste in Ettenheim. Foto: Decoux

Dass Ettenheimweiler ein bekanntes Narrendorf ist, hat sich erneut erwiesen. Die "Wielermer Welf" hatten anlässlich ihres 44-jährigen Bestehens zum Jubiläums-Zunftabend geladen. Fast 600 Gäste bevölkerten das Großzelt am Sportplatz.

Ettenheimweiler - Oberzunftmeister Jonas Hösel freute sich "als Leitwolf" über den riesigen Zuspruch und über gratulierende Vertretungen der Nachbarzünfte etwa der Hoorigen, Rämässer, Hanfrözi, Wälle-Bengel und Rhinschnooge. Dann führten das Narrensprecher-Duo Thomas Klein und Peter Seiler mit reichlichem Wortwitz durch das abendfüllende und dennoch kurzweilige Programm, nämlich als "Zirkusdompteure".

Zum quirligen Auftakt empfahlen sich ein Dutzend kleiner Jungwölfe, sechs pelzige Mädchen und zwölf langberockte Jungdamen mit einem Flashmob-Tanz im perfekten Wirbel-Takt. Auch die Wolfsgarde als gewohnte Zugnummer schwächelte nicht: Sieben Damen warfen ihre Can- Can-Beine mit rasantem Tempo und dennoch stets charmant lächelnd um sich. Auch bühnentechnisch fehlte zur großen Bühnen- Show nichts – von professionellen Lichteffekten über pünktliche Einspiel-Konserven bis zu Leinwand-Videos und Konfetti-Kanone.

Jungwölfe sorgen für Lacher

Zum Brüllen komisch: die Jungwölfe als "World Wide Wieler" mit einem Mix aus Internet-Blödsinn, skurrilen Werbeeinspielern und Sketchen. Etwa: "Scheibenschnitzen macht mich glücklich".

Im Wechsel wurden ein Sportreporter, Fernsehkoch und Spitzenfußballer durchs Programm gezappt mit köstlichen verbalen Brüchen zwischen Suppeneinlage und fragwürdigem Katarer Stadion. In einem anderen Sketch zerschlägt ein Karate-Kämpfer Holz und Betonsteine aus Styropor mühelos, doch an einer zusammengerollten Zeitung scheitert er jämmerlich: "Das ist härter als die Realität!"

Dazu ab es Männerballett vom Feinsten: Nämlich mit Protagonisten der letzten zehn Bühnenjahre in alten Kostümen etwa als Amadeus, Zombie, Top-Gun, Pippi Langstrumpf oder im Schottenrock. Auch sie bewältigten eine kraftraubende Wiederholung nahezu mühelos. Die Zirkusdompteure kommentierten trefflich: "Geschmeidige Bewegungen, Spiel der gewaltigen Muskulatur!"

Köstliche Mimik und Gestik

Die "Golden Girls" warfen sich nach einem Putzfrauen-Sketch teils tänzerisch als zehn Matrosinnen in ein Papp-Segelschiff, um heim zu steuern ("nur nicht über Ettenheim!"). Köstlich war allein schon die Mimik und Gestik der gestandenen See-Damen, aber auch ihr heftiger Disco-Tanz nach glücklicher Anlandung in Ettenheimweiler. Manege frei für "Akte XZ": Acht Opas mit Krückstock und Karohemden werden zu heftigen Hiphoppern ganz ohne Rheuma.

Schließlich traten elf "Altwölfe" auf: In Wellness-Bademänteln kalauerten sie und trällerten manch Liedlein, etwa frei nach Udo Jürgens: "Mit 44 Jahren isch‘s noch lang net rum!" Krönender Augenschmaus-Abschluss des bunten Bühnenspektakels: Acht glitzernde Phönixe zur perfekt choreografierten Tanz-Dynamik. Unter dem Strich rissen Einfallsreichtum, Tanzleistungen und Wortwitz das Zelt-Publikum fast von ihren Bänken.

Gut ein Drittel sind Narren

Just zur närrisch perfekten Zeit um 23.23 Uhr endete das offizielle Programm der Wölfe, bevor dann noch lange im Zelt weiter gefeiert wurde. Da konnten sich dann auch die Bühnenakteure nach dem obligatorischen Finale samt Schlusslied entspannen, ebenso die insgesamt rund zweihundert Jubiläumshelfer an der Theke und vor allem hinter den Kulissen. Und das, obwohl die Ettenheimweilerer Wölfe insgesamt "nur" 250 und dazu sämtlich aktive Vereinsnarren zählen, bei ungefähr 640 Dorf-Einwohnern.