Wer drüber will, hat derzeit Pech: Der Steinsporensteg beim Forum am Rhein bei Altenheim ist auf unbestimmte Zeit gesperrt. Jederzeit könnte die Brücke laut Neurieder Bauamt einstürzten. Der Gemeinderat hat sich für eine zeitnahe Instandsetzung entschieden. Auf lange Sicht müsse über einen Neubau diskutiert werden. Foto: RS Ingenieure

Seit Jahren muss der Steinsporensteg bei Altenheim immer wieder saniert werden. Der Gemeinderat Neuried hat sich jetzt überlegt, was langfristig mit dem Brückenbau passieren soll, der derzeit wieder aufgrund morscher Holzpfähle voll gesperrt ist.

Die Fußgängerbrücke über den Altrhein nördlich des Forums am Rhein, auch Steinsporensteg genannt, wurde 1957 vom Wasser- und Schifffahrtsamt errichtet. Da sie in den 1970er-Jahren nicht mehr für die Schifffahrt benötigt wurde, übertrug das Amt am 6. April 1976 Neuried das Eigentum und die Unterhaltungslast an dem Steg. Bis heute hat die Gemeinde zahlreiche Sanierungen am Steinsporensteg vornehmen müssen (siehe Info). Auch derzeit ist die Brücke wieder gesperrt, da sie „jederzeit unangekündigt zusammenbrechen kann“, so Peter Steinert vom Tiefbauamt in der Gemeinderatssitzung. Bei einer Brückenprüfung 2022 erhielt der Steg die Note vier – ein ungenügender Bauwerkzustand.

Was mit der Brücke jetzt alles passieren könnte, das hat das Ingenieurbüro RS aus Achern ausgearbeitet. „ Für die weitere Schadensbeurteilung wurde ein Taucher beauftragt, der feststellte, dass die bestehenden Holzrammpfähle im Wasserbereich tragfähig sind. Nur der Wasserwechselbereich ist morsch“, erklärte Steinert.

Vier Varianten hat das Ingenieurbüro letztlich ausgearbeitet: Variante eins wäre der Abriss der Brücke ohne einen Ersatz. Die Kosten lägen dann bei rund 10 000 Euro.

Vier Varianten wurden erarbeitet

Variante zwei stellt eine Instandsetzung des Bauwerks im Bestand dar. Die morschen Holzteile würden durch feuerverzinkte Stahlteile ersetzt, was rund 30 000 Euro kosten würde und eine Restnutzungsdauer von 15 bis 20 Jahren schaffe. Die Brücke sei dann aber weiter nicht als Radweg nutzbar und auch nicht barrierefrei. Das wäre auch bei der dritten Variante nach wie vor der Fall, bei der alle Rammpfähle für 160 000 Euro durch feuerverzinkte Stahlstützen ersetzt würden. Genutzt werden könnte die Brücke dann weitere 30 Jahre. Letzte Variante – der Neubau des Stegs – würde die Barrierefreiheit bieten. Die Unterbauten würden aus Stahlbeton sein, der Überbau ein Stahllängsträger. Die Kosten liegen bei einem Neubau bei rund 1,1 Millionen Euro – „Zuschüsse vom Land seien hierfür mindestens 50 Prozent auf die Herstellungskosten möglich“, so Steinert. Die Nutzungsdauer würde dann rund 80 Jahre betragen, allerdings sei der Zeitplan bis zur Fertigstellung auch der längste – „zwei Jahre und mehr“.

Der Ortschaftsrat sprach sich im März für die dritte Variante aus, beim Steinsporensteg die maroden Holzstützen komplett durch feuerverzinkte Stahlstützen zu ersetzen und bittet den Gemeinderat, dafür eine überplanmäßige Ausgabe von 135 000 Euro zur Verfügung zu stellen. Die Verwaltung hat jedoch andere Pläne und schlug vor, zunächst eine zeitnahe Instandsetzung mit Variante zwei für 30 000 Euro anzunehmen. Langfristig wolle Neuried eine barrierefreie Rad- und Gehwegbrücke mit ausreichender Breite als Ersatzneubau an gleicher Stelle errichten. Dazu sollten erste Planungsskizzen entworfen und alle Zuwendungsmöglichkeiten abgeklärt werden.

Nicht alle Räte sind für den Erhalt des Stegs

„Die Brücke ist ein Fass ohne Boden. Wir sollten sie abreißen und gut ist“, startete Manfred Osswald (FWV) in die Diskussionsrunde. „Weg mit dem Ding, das ständig saniert werden muss“, fügte er hinzu und verärgerte damit Bernd Uebel (SPD): „Die Brücke bleibt, genauso wie sie ist“, sagte er mit lautem Ton. Schließlich werde der Steg gerne genutzt, nicht nur von Einheimischen, sondern auch von zahlreichen Touristen. Das bekräftigte auch Jochen Stosack (FWV): „Der Steinsporensteg befindet sich in einer landwirtschaftlich schönen Strecke.“ Bernd Reinholdt (FWV) sieht dem Ganzen kritisch entgegen: „Hier wird mal wieder ein Sparwahn gelebt. Dabei müssen wir ein Projekt wie dieses auf 30 bis 40 Jahre betrachtend sehen. Bei der zweiten Variante sehe ich die Kosten davonlaufen.“ Gerhard Moser (CDU) habe grundsätzlich nichts gegen Erneuerungsarbeiten – „aber ein Betonkonstrukt befürworte ich nicht, die Brücke, so wie sie besteht, hat schließlich auch einen historischen Wert.“ Außerdem prangerte er an, dass man mit dem neuen Vorhaben der Verwaltung den Beschluss des Ortschaftsrats damit übergehe.

„Demokratie ist uns wichtig“, sagte Bürgermeister Tobias Uhrich. Allerdings erschließe sich die Entscheidung des Ortschaftsrats der Verwaltung in dieser Sache nicht. Eine Barrierefreiheit und ein uneingeschränkter Radverkehr wären damit weiterhin nicht gewährleistet. Letztlich stimmte der Rat mit fünf Enthaltungen und einer Gegenstimme für den Verwaltungsvorschlag, also Variante zwei.

Sanierungen seit 2008

Im Jahr 2008 hat das Ingenieurbüro RS aus Achern im Zuge der Brückenuntersuchungen den Steinsporensteg erstmals für die Gemeinde geprüft. Diese Prüfung ergab, dass die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben war und der Steg gesperrt werden musste. 2009 kam es dann zu ersten Instandsetzungsarbeiten. Im Juni 2012 wurden die Betonfundamente sowie die Entrostungs- und Beschichtung des Überbaus saniert. Im Frühjahr 2019 wurde dann der Holzbrückenbelag erneuert. Bei der routinemäßigen Wiederholungsprüfung 2021 wurde der Zustand der Holzpfeiler bemängelt, woraufhin eine Bohrwiderstandsmessung veranlasst wurde. Die Untersuchung hat gezeigt, dass lediglich einer der zwölf Pfeiler einen gesunden Querschnitt zeigt. Ansonsten wurde eine Fäulnis zwischen 53 und 100 Prozent des Querschnitts festgestellt. Und auch an den Querträgern wurde teilweise Fäulnis festgestellt. Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Rammpfähle in der Wasserwechselzone nahezu vollständig zerstört sind. Die Tragfähigkeit des Bauwerks ist nicht mehr gegeben, weshalb der Steinsporensteg bis auf Weiteres gesperrt bleibt.