Der Lahrer Nabu hat alle Hände voll zu tun: Die Amphibien haben früher als gewohnt mit der Wanderung zum Hohbergsee begonnen. Die Leiteinrichtung dort ist noch nicht fertig – das führt zu Problemen.
Es ist ein Paradies für Frösche, Kröten, Mulche und Co.: der Hohbergsee im Lahrer Osten. Jährlich nutzen ihn Tausende Amphibien als Laichgewässer. Stets im Frühjahr wandern sie teils mehrere Kilometer dorthin, um ihre Eier abzulegen. Unterstützt werden sie dabei von der Lahrer Nabu-Gruppe. Doch „die Wanderung gestaltet sich in diesem Jahr ein bisschen schwierig“, sagt Tanja Frey, Amphibienbeauftragte der Lahrer Umweltschützer. Und damit untertreibt sie noch.
Eigentlich sollte eine neue Leiteinrichtung die Tiere zu einer Unterführung lenken und so eine sichere Reise zum Gewässer ermöglichen. Deren Bau hat der Gemeinderat im Herbst beschlossen, Regenfälle verhinderten die geplante Fertigstellung vor Weihnachten. Nun laufen die Arbeiten wieder. Das Problem: „Die Wanderung ist eher losgegangen als normalerweise“, sagt Frey. Bereits seit etwa 14 Tagen würden sich die Tiere auf den Weg zum Hohbergsee machen.
Das bedeutet für den Nabu, dass die Helfer wieder mit dem Eimer anrücken müssen, um die Amphibien sicher zu befördern. „An einem Abend haben wir 120 Tiere eingesammelt“, berichtet Frey. Die Wanderung sei bereits massiv im Gange, man finde auch Pärchen. „Der Einsatz war sehr zeitintensiv, vieles mussten wir kurzfristig stemmen.“ Bis zu acht Helfer sind in der Dämmerung– oft im Regen, wenn sich die Amphibien besonders wohl fühlen –, im Einsatz – und stoßen dabei auf Schwierigkeiten.
„Die Tiere sind ins Wohngebiet eingewandert“, berichtet Frey weiter. Die derzeit laufenden Baumfällarbeiten seien ein Grund dafür. Dadurch fehlten mobile Zäune und die Amphibien würden von den sicheren Pfaden abweichen. „Wir hatten schon einige Verluste“, bedauert die Amphibienbeauftragte. Einige Tiere seien auf der Langenhardstraße und um die Villen herum überfahren worden. Andere wurden von Joggern zertreten oder von Radfahrern überrollt.
Ein weiteres Problem: Kleinere Exemplare fallen um die Wohngebäude herum in Lichtschächte. Besonders für die Jungtiere, wenn diese zurück in den Wald wandern, bedeuteten Lichtschächte eine große Gefahr. Andere Tiere würden sich, da sie „irgendwo herauskommen“, so Frey, an der alten, kaputten Leiteinrichtung sortieren. Diese sei jedoch eine Sackgasse und die Helfer müssten die Tiere mühsam dort heraus holen. „Es war ein bisschen viel“, bilanziert Frey, die teilweise noch in der Nacht Helfer organisierte. Ihre Hoffnung: Die neue Leiteinrichtung soll am heutigen Donnerstag fertig werden. „Darauf freue ich mich schon“, sagt sie.
Doch nicht nur die Leiteinrichtung könnte dazu beitragen, dass die Amphibien sicherer sind. „Es wäre schön, wenn die Menschen den Parkplatz in der Kurve, in der es hinauf zum Langenhard geht, in der Dämmerung meiden könnten“, appelliert Frey. Dieser Parkplatz, den viele für einen abendlichen Spaziergang mit dem Hund ansteuerten, liege nämlich mitten im Krötenwandergebiet. Auch Jogger und Radfahrer bittet sie um Rücksicht in den entsprechenden Gebieten. „Viele wissen das sicher nicht“, macht Frey auf die Amphibien aufmerksam.
Sie wünscht sich auch, dass die Eigentümerversammlung im dortigen Wohngebiet noch einmal über Abdeckungen für ihre Lichtschächte nachdenkt, um vor allem die Jungtiere zu schützen. Mit solchen Maßnahmen – und einer funktionierenden Leiteinrichtung – könne den Amphibien ein sicherer Weg zu einem der bedeutendsten Laichgewässer in Baden gewährt werden.
Probleme in Ettenheim
Die Ettenheimer Gruppe des BUND appelliert an alle Autofahrer, zwischen Wallburg und Münchweier besondere Vorsicht walten zu lassen und langsam zu fahren. Dort überqueren Amphibien die Straße, eine Leiteinrichtung zeigt vermutlich nicht den gewünschten Effekt, wie der BUND bereits im vergangenen Jahr beklagte. Die Tiere können auch getötet werden, wenn sie zwar den Reifen entkommen, das Auto aber schnell über sie oder an ihnen vorbeifährt. Der Luftdruck könne die inneren Organe der Tiere zum Platzen bringen, so die Naturschützer.