Die Darsteller zeigten bei „Ikarus“ die Geschichte der Menschheit und führten dabei die Besucher über fünf Stationen durch die Auen-Wildnis. Die letzte Station war das Forum am Rhein. Foto: Köhler

Bei dem Projekt „Ikarus“ hat das Eurodistrikttheater Baal etwas Neues ausprobiert: Schauspiel inmitten des Auen-Wildnis-Pfades. Im Gespräch mit unserer Redaktion zieht Intendant Edzard Schoppmann Bilanz.

Ein Schauspiel, das die Geschichte der Menschheit erzählt, aufgeführt inmitten der Natur des Auen-Wildnis-Pfades: Mit dem Projekt „Ikarus“ hat Intendant Edzard Schoppmann vom Theater Baden-Alsace (Baal) etwas Außergewöhnliches ausprobiert.

Die Besucher wurden eingeladen, von Ende Juli bis Mitte August nach Neuried zu kommen und dem Ensemble in kleinen Gruppen von je 25 Personen bei ihrem Spiel über mehrere Stationen durch die Wildnis zu folgen – soweit der Plan. Doch die Natur hat diesem einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht: „Das Wetter war bis auf wenige Tage die ganze Zeit miserabel“, berichtet Schoppmann im Gespräch mit unserer Redaktion. Dementsprechend hätten auch die Besucherzahlen nicht den Erwartungen entsprochen. „Wir hatten um die 500 Zuschauer, haben aber eigentlich mit 1000 bis 2000 gerechnet“, erklärt der Intendant. „Es fiel auch viel aus, bei Wind und Sturm mussten wir einfach absagen.“ So hätten von den insgesamt 42 angedachten Vorstellungen acht bis zehn nicht stattfinden können. „Das war schon ein bisschen traurig, aber wir erzählen ein Stück über die Natur und müssen dann auch akzeptieren, wie die Natur ist“, betont er.

Auch finanziell sei durch die fehlenden Zuschauer ein Loch entstanden, zu wenig eingenommen worden. „Das Eintrittsgeld war mit sechs Euro zwar nicht hoch, aber es ist schon ein Minus von 5000 bis 8000 Euro zustande gekommen“, sagt Schoppmann. Bei einem Sommertheater müsse man mit so etwas rechnen. „Es war für die Zuschauer immer schwer abzuschätzen, findet es statt oder nicht“, so Schoppmann.

Auch für die Darsteller sei es frustrierend gewesen: „Morgens kamen immer alle an und man hat überlegt: Geht es oder geht es nicht“, berichtet er. „Es war einfach toll, wenn ein Tag mal gut lief.“

Das Konzept an sich ist sehr gut angekommen

Dabei sei das Konzept bei den Zuschauern, die dort gewesen seien, sehr gut angekommen. Viele hätten ihm rückgemeldet, dass das Stück etwas ganz Besonderes und Einzigartiges sei. „Es war besonders schön zu sehen, dass es generationsübergreifend ankam“, sagt Schoppmann. So seien sowohl Kinder ab sechs Jahren und auch ältere Menschen im Wald unterwegs gewesen. Die Besucher hätten berichtet, dass sie richtig in die Welt reingezogen worden seien. Dazu habe gerade die besondere Umgebung – die Auen-Wildnis – ihren Teil beigetragen. „Künstlerisch ist mein Fazit sehr gut. Man hat gesehen, dass es funktioniert“, zieht der Intendant aus seinem Experiment Bilanz. Deshalb würde er das Konzept auch gerne ein weiteres Mal erproben: „Wir überlegen, ob wir es im nächsten Frühling bei besserem Wetter wiederholen“, kündigt er an.

Im Stück ging es dem Intendanten darum, ein „realistisches Problem auf poetische Art und Weise“ darzustellen. Die Darsteller zeigten die Menschheitsgeschichte vom „Goldenen Zeitalter, in dem Mensch und Natur im Einklang waren“ über die Entwicklung der Maschinen bis hin zu einem Finale – dieses wurde als letzte der insgesamt fünf Stationen im Forum am Rhein gezeigt –, in dem Mensch und Natur wieder zueinander finden. Das Stück wurde immer im Wechsel auf Französisch und auf Deutsch aufgeführt – jeweils mit drei Darstellern und einem Puppenspieler, der die Großpuppen – ein „Erdenkind“ und eine „Maschine“ – zum Leben erweckte.

Neues Stück in Arbeit

Aktuell arbeitet Intendant Edzard Schoppmann am Theater Baden-Alsace in Neuried an einem neuen Stück: „Es basiert auf dem Roman ,Alte Sorten’ von Ewald Arenz“, berichtet er im Gespräch mit unserer Redaktion. Dieses sowie alle weiteren Stücke der kommenden Spielzeit im Theater sollen jedoch noch offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt werden