Konstantin Schmidt zeigte im Blauen Salon nicht nur Fingerfertigkeit am Piano, sondern unterhielt das Publikum auch mit dem bissigen schwarzen Humor von Georg Kreisler. Foto: Schrader

Das anspruchsvolle Musik und schwarzer Humor zusammenpassen, zeigte Kabarettist und Musiker Konstantin Schmidt im Blauen Salon. Der Abend stand ganz im Zeichen von Georg Kreisler und dessen Sprach- und Liedkunst.

Wolfach - Mit Konstantin Schmidt kehrte ein bei den "Konzerten im Blauen Salon" gern gesehener Gast nach Wolfach zurück. Sein Liederabend im voll besetzten Rathaussaal stand dabei im Zeichen von Georg Kreisler, dem 2011 verstorbenen Großmeister des schwarzen Humors, der im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag hätte feiern können.

Einziger Wermutstropfen an diesem Abend, der selbstverständlich mit den "vergifteten Tauben" begann, waren technischer Natur: die Mikrofonübertragung der Singstimme über die Lautsprecher, die vor allem in den ersten Reihen für schmerzende Trommelfelle sorgte.

Kreisler-Lieder auf hohem Niveau

Musikalisch war die Darbietung von Schmidt kaum zu übertreffen. Den stets sehr anspruchsvollen Klavierpart der Kreisler-Lieder wusste er, von einem kleinen Aussetzer abgesehen, auf hohem Niveau zu präsentieren.

Insbesondere der Opern-Boogie mit seinen vielen kurzen Musikzitaten quer durch das Opernrepertoire von "Carmen" über den "Figaro" bis hin zum "Bajazzo" verlangte größte Fingerfertigkeit und ist zudem textlich mit vertrackten Wortspielen und Reimen unterlegt. Nicht fehlen durfte im Anschluss der "Musikkritiker", eine bissige Satire auf einen an sich doch recht ehrenwerten Beruf.

Auch wenn Schmidt oft ganz dicht an sein großes Vorbild in Gestik und Mimik heranreichte, vermissten doch einige eingefleischte Kreisler-Fans im Publikum manchmal ein wenig den "Wiener Schmäh" und die sprachliche Prägnanz des Originals. Alle großen Themen, die Kreisler zeitlebens beschäftigten, waren liedmäßig vertreten. So ging es vielfach um die Abgründe der Liebe, der Ehe und der Frauen, wobei letztere mitunter vorzeitig ablebten. Schön gruselig vorgetragen war das Lied über Lotte, die es sich in den Händen eines perversen Frauenmörders "bequem" machen sollte.

Zungenbrechende Sprachakrobatik

Der skurrile Wortwitz Kreislers tauchte im "Bluntschli" auf, der sich bekanntlich in der Schachtel des Herrn Wachtel befindet. Vorzüglich auch die Telefonbuchpolka mit ihrer zungenbrecherischen Sprachakrobatik und das Lied über die zwei alten Tanten, die das Tango tanzen inmitten surrealer binnenreimender Traumgespinste nicht lassen können.

Zu einem berührenden Kleinod mit einem Schuss Melancholie geriet das Lied vom Triangel-Spieler, der einsam im Orchester auf seinen Einsatz wartet.

So vieles an Köstlichkeiten auf dem schmalen Grat zwischen Lachen und Grauen wären noch zu erwähnen gewesen, vom mörderisch-heiteren "Biddla-Buh" über das "Arschkriechen" eines "Innenpolitikers" bis hin zur abschließenden Wanderniere.

Konstantin Schmidt nutzte die Gelegenheit, in diesem "tollen Saal", wie er es in seiner Einleitung formulierte, sein Programm auf Ton und Video aufzuzeichnen. Er lobte dabei insbesondere auch den exzellenten Flügel und das begeisterungsfähige Wolfacher Publikum, weshalb er gerade hier seinen Auftritt aufnahm.

Der Großmeister des schwarzen Humors

Der Satiriker, Kabarettist und Komponist Georg Kreisler, 1922 in Wien geboren, musste 1938 wegen seiner jüdischen Abstammung in die Vereinigten Staaten auswandern. Nach seinem Karrierestart in den Staaten wurde er in den 1950er Jahren auch in Deutschland für seine scharfsinnigen, schwarzhumorigen Lieder bekannt und prägte das deutschsprachige musikalische Kabarett nachhaltig.