Auf dem Waldmattensee soll Strom erzeugt werden. Foto: Martin Bildstein

Nicht nur auf dem Lahrer Flugplatz soll über Photovoltaik Strom erzeugt werden – auch für den Waldmattensee Kippenheimweiler gibt es solche Pläne. Bereits im Sommer 2024 sollen die Solarmodule in Betrieb gehen. Der Ortschaftsrat hat nichts dagegen.

Der Ausbau des Photovoltaik-Netzes nimmt an Fahrt auf. Doch Flächen sind kostbar, daher werden für Solaranlagen solche bevorzugt, die anderweitig kaum nutzbar sind: Dächer, Industriebrachen, landwirtschaftlich wertlose Grundstücke – in Lahr künftig auch der freie Bereich rechts und links der Flugplatz-Landebahn. Seit einigen Jahren tritt eine weitere Flächenkategorie in den Fokus: Baggerseen. Auf dem Wasser schwimmende Solarmodule, auch Floating PV genannt, sind dort möglich.

Nach Auskunft der Bundesnetzagentur sind PV-Anlagen auf Baggerseen allerdings noch nicht weit verbreitet. Die erste dieser Art in Deutschland wurde vor vier Jahren auf einem See bei Renchen installiert. Sie versorgt dort ein Kieswerk.

So eine Anlage will Vogel-Bau jetzt auf dem Waldmattensee bei Kippenheimweiler bauen. Sie soll dazu dienen, den Strombedarf des dortigen Kieswerks zu decken und überschüssige Energie in das öffentliche Netz einzuspeisen. Die erwartete Peak-Leistung bezifferte Vogel-Bau-Verkaufsleiter Bruno Schwendemann als Gast im Wylerter Ortschaftsrat auf 7,56 Megawatt. Der erwartete Jahresertrag soll bei rund acht Millionen kWh Strom liegen.

Der Jahresertrag ist fastso hoch wie bei einer modernen Windradanlage

Zum Vergleich: Das hochmoderne Windrad, das gerade auf dem Rücken des Kallenwaldes bei Seelbach gebaut wird, soll jährlich rund 9,3 Millionen kWh Strom produzieren. Dabei wird diese Windkraftanlage eine Gesamthöhe von 230 Metern haben – die schwimmende PV-Anlage in Kippenheimweiler wird dagegen weit weniger auffällig. Der Kieswerkbetreiber Vogel-Bau wird dadurch unabhängig, kann teure Stromkosten abfedern und gleichzeitig etwas für die Ökologie tun. Durch das Wasser des Sees werden die Paneele gekühlt, wodurch sie nicht so leicht überhitzen wie etwa auf einem Hausdach.

Konkret ist auf dem Waldmattensee eine 3,9 Hektar große Photovoltaikfläche geplant – das entspricht etwa der Größe von fünf Fußballfeldern. Die PV-Anlage soll dabei im mittleren Teil der Seefläche mithilfe von schwimmenden Unterkonstruktionen installiert werden. Der ganze See ist rund 24,6 Hektar groß, es wird also nur eine relativ geringe Wasserfläche belegt. Mehr wäre auch gar nicht erlaubt, da laut Gesetz maximal 15 Prozent einer Seefläche für Photovoltaik verwendet werden dürfen. Außerdem muss ein Mindestabstand von 40 Metern zum Ufer eingehalten werden.

Die PV-Anlage soll so platziert und verankert werden, dass der Kiesabbau nicht beeinträchtigt wird. Auch Schwimmer sollen nicht gestört werden – die Anlage ist ohnehin in einem Seebereich geplant, der für Badegäste gesperrt ist.

Schwendemann verdeutlichte im Ortschaftsrat, dass Vogel-Bau mit seinen Planungen schon weit gekommen ist. So ist man etwa im Austausch mit dem Fraunhofer-Institut, das zu solaren Energiesystemen forscht. Außerdem hat Vogel-Bau ein externes Planungsbüro mit dem Thema beauftragt. Im Detail geht es etwa darum, wie die Anlagen angeordnet werden, damit sie möglichst keine Nachteile für das Biotop See darstellen.

Da die für den Betrieb des Baggersees notwendigen Maschinen mit Strom betrieben werden, ist am Waldmattensee eine elektrische Infrastruktur bereits vorhanden. Im Zuge der Installation der schwimmenden PV-Anlage könnte außerdem die Übergabestation des Kieswerks erneuert werden, ist in der Sitzungsvorlage des Ortschaftsrats zu erfahren. Zu den nun noch ausstehenden Aufgaben gehört das Schließen eines Pachtvertrags mit der Stadt Lahr – denn die Wasserfläche ist städtisches Eigentum. Dieser Vertrag wird aber keine Hürde für Vogel-Bau darstellen – denn die Verwaltung unterstützt das Vorhaben ausdrücklich.

Jetzt geht es darum, Planungsrecht zu schaffen. Vom Wylter Ortschaftsrat gab es dabei keine Widerstände – das Gremium genehmigte einstimmig das Aufstellen eines Bebaungsplans.

Der Zeitplan

Geht es nach Bruno Schwendemann von Vogel-Bau, soll die  PV-Anlage auf dem Waldmattensee im Sommer 2024 in Betrieb gehen – ein durchaus ambitionierter Zeitplan, da zuvor noch der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden müssen. Doch der soll bei der Stadtverwaltung hohe Priorität haben, wie zu hören ist. Hans-Georg Lütkenhaus vom Stadtplanungsamt war zu Gast in der Sitzung des Wylerter Ortschaftsrats und sagte zu dem Ansinnen, die schwimmende PV-Anlage in weniger als einem Jahr in Betrieb zu nehmen: „Sportlich, aber machbar“.