Foto: Eyckeler

Sommerserie: Besuch um 13 Uhr beim "Bademeister"

Das Thermometer zeigt 23 Grad an. Hier und da liegen Gäste auf der Liegewiese. Im Wasser werfen sich zwei Jugendliche den Ball zu, während ein junges Mädchen ungestört zwischen den beiden Jungs durch schnorchelt. Am Beckenrand sitzen ein Mann und eine Frau, beide mit einem blauen T-Shirt bekleidet. Die Aufschrift: "Freibad Steinach".

Meister für Bäderbetriebe Andreas Kienzle und Fachangestellte für Bäderbetriebe Kathrin Bau überblicken mit wachsamen vier Augen das Geschehen in und rund um das große Becken. "Die Berufsbezeichnung ›Bademeister‹ gibt es eigentlich so gar nicht", klärt Kienzle auf. Ihm mache es aber auch nichts aus, als Bademeister bezeichnet zu werden.

Während seine Kollegin weiter das Freibadgelände im Auge behält, macht sich der 42-Jährige bewaffnet mit Messbecher und einem handelsüblichen Thermometer auf dem Weg zum Beckenrand. 25,8 Grad Wassertemperatur zeigt das Gerät an. Kienzle ist zufrieden. Er füllt den Messbecher auf und geht damit ins Büro, um den Chlorgehalt und den pH-Wert zu messen. Der Chlorgehalt liegt im grünen Bereich und der pH-Wert des Wassers liegt exakt bei sieben. "Solche Wasserwerte zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht", sagt der "Bademeister" sichtlich zufrieden. Anschließend wiederholt er die Prozedur am Kinderbecken. Sein Gesichtsausdruck verrät, dass auch hier die Werte so sind wie sie sein sollen. "Dreimal täglich testen wir die Wasserqualität", erzählt der 42-Jährige. Die Messungen trägt er noch schnell in ein Buch ein, und dann geht es auch schon weiter mit dem Technikcheck.

Kienzle öffnet eine unscheinbare blaue Tür und betritt einen Raum, den Badegäste normalerweise nie zu sehen bekommen. Mitten in diesem Raum steht ein riesiger silberner Kessel. Sofort erklingt das monotone Surren der verschiedenen Filter- und Säuberungsanlagen in den Ohren. An der Wand leuchten rote und grüne Lichter und Bildschirme zeigen Schaubilder und Zahlenwerte an. Andreas Kienzle geht durch den Raum, checkt die Anzeigenwerte und wirft einen Blick in den riesigen Kessel, in dem sich die Filteranlage befindet. Alle Geräte arbeiten zu seiner Zufriedenheit.

Wieder im Freien läuft der Betriebsleiter einmal das gesamte Gelände ab. Drei Kinder toben sich auf dem Spielplatz aus. Nur wenige Badegäste sind auf der Liegewiese zu erkennen. Die zwei Beachvolleyballfelder sind ebenfalls noch unberührt. "Heute ist es eher ruhig. Rund 120 Gäste haben wir bisher auf dem Gelände", so Kienzle. Doch das ändere sich, sobald die Temperaturen wieder nach oben schnellen, versichert der "Bademeister".

Seit 2013 ist Andreas Kienzle wieder in seiner Heimatstadt tätig – in dem Freibad, in dem er selbst das Schwimmen gelernt hat. Davor war der Steinacher bei den Lahrer Bäderbetrieben tätig. "Da kam es öfters vor, dass ich zehn Badegäste an einem Tag vom Gelände verwiesen habe", erzählt er. Hier in Steinach musste er in den vergangenen drei Jahren kein einziges Mal jemand rauswerfen. "Es ist sehr familiär hier und wir haben einen bunten Mix aus Einheimischen und Urlaubern bei uns", sagt Kienzle und zieht sich kurz zurück, um sich auf seinen Kinderanfängerschwimmkurs vorzubereiten.

Währendessen übernimmt Kathrin Bau wieder die Überwachung des Beckens. Plötzlich steht sie auf, läuft zum Becken und ruft einem kleinen Mädchen zu, das gerade mit Taucherflossen die Rutsche runtergeschossen kam. Mit Händen und Füßen macht Bau der kleinen holländischen Urlauberin auf möglichst nette Art klar, dass das hier nicht geht. "Wir pflegen hier einen freundlichen Umgangston, da wir nicht als Beckensheriffs gesehen werden wollen", sagt Kienzle, der mittlerweile mit dutzenden Schwimmnudeln zum Becken kommt. Kurz darauf trudeln die Kinder des Schwimmkurses ein. Der 42-Jährige geht kurz die Anwesenheitsliste durch, dann macht sich die Gruppe im Gänsemarsch auf zum Schwimmbecken.

Bevor es ins 25,8 Grad warme Nass geht, wird am Rand noch einmal die exakte Technik geübt, bis der Kursleiter zufrieden ist und die Kids ins Wasser schickt. "Jetzt schauen wir noch, wer am längsten die Luft anhalten kann", sagt Kienzle und die acht Kinder verschiwinden am Beckenrand unter der Wasseroberfläche. Am längsten hält es Lukas aus, der als letztes wieder auftaucht. Mit Schwimmnudeln pflügen die Fünf bis Neunjährigen durch das Wasser, immer unter dem wachsamen Auge des Kursleiters. "Die Schwimmnudeln unterstützen die Kinder lediglich beim Erlernen der Technik. Nachher schwimmen sie ganz ohne Hilfe", sagt Andreas Kienzle.

Er freut sich, den Teilnehmern hier in Steinach das Schwimmen bei zu bringen, wo auch er als Kind seine ersten Versuche im Wasser gestartet hat.

Von Cornelius Eyckeler

INFO

Serie

Unsere 24-Stunden-Sommer-Serie erscheint dreimal wöchentlich. In dieser begleiten wir verschiedene Betriebe, Dienstleister und Personen aus dem Kinzigtal zu verschiedenen Tageszeiten. Die Serie geht bis September.