Oft verfallen die Zeugen der Industriekultur. Uwe Merz setzt sie in seinen Fotografien eindrucksvoll in Szene. Fotos: Merz Foto: Schwarzwälder Bote

Fotografie: Uwe Merz setzt Industriekultur in Szene / Vernissage findet am Montagabend statt

Zeitzeugen deutscher Industriekultur stehen im Mittelpunkt einer Fotoausstellung mit Werken von Uwe Merz. Die Vernissage findet am Montag, 2. März statt.

Steinach (red/lmk). Der in Welschensteinach lebende Künstler stellt die Fotostrecke "Static but alive" bis zum 29. Juni bei Friseur Matt in der Steinacher Hauptstraße 27 aus. Die Vernissage beginnt am Montag um 18 Uhr.

"Im Vordergrund der Fotostrecke ›Static but alive‹ stehen die stummen Geschichten morbider Zeitzeugen deutscher Industriekultur. Verwitterte Gemäuer, längst ausgediente Maschinen, Werkzeuge, Geräte oder Apparaturen erleben ihre Renaissance als ›Fotomodell‹ außer Betrieb", heißt es in einer Pressemitteilung über die Ausstellung.

Der Friseursalon Matt um Inhaber Armin Matt sei vielen Kunstliebhabern aus der Umgebung als kleiner, aber feiner Veranstaltungsort ein Begriff.

Der Reinerlös aus der Ausstellung geht an den Förderverein der Parkinson-Klinik Ortenau.

Es ist der Charme der Vergänglichkeit, der den Künstler Uwe Merz inspiriert: "Leider steht das vermeintlich Verrottete für Abfall oder Schrott, an dem wir achtlos vorübergehen. Leerstehende, oft würdevoll historische Gebäude fallen der Abrissbirne zum Opfer, nachdem sie oft durch Vandalismus ihres einstigen Glanzes beraubt wurden", wird Merz in der Mitteilung zitiert. Und weiter: "Charakterstarke Bauwerke verschwinden innerhalb von Tagen vor unseren Augen, um modernen Wohnanlagen oder üppigen Parkhäusern Platz zu machen. Was uns bleibt, sind verblichene Abbildungen und die Erinnerung an alte Zeiten. Sehr schade, denn manche Objekte und deren Ausstattung sind so kraftvoll, dass man sich ihrer energetischen Ausstrahlung nicht entziehen kann."

Neben optimaler Technik werde ein gutes Raumgefühl, einen Blick für Ausgewogenheit und Theatralik sowie die Fähigkeit, sich auf das Objekt "einzuschwingen", benötigt, um darin "einzutauchen", heißt es über die Herangehensweise. Einfallswinkel, Licht und Schattenwürfe seien ebenso wichtig wie die Perspektive, aus der "geschossen" wird. 

Künstler "taucht" in das Objekt ein

"Achtsam nähere ich mich der Szenerie, die sich der Linse offenbart und geduldig darauf wartet, ›wachgeküsst‹ zu werden. Fast mystisch ist schließlich der Moment, wenn die ›Schlafende Schönheit‹, die leblos in der Vergessenheit vor sich hin rottete, mit einem Klick des Kameraverschlusses wieder zum Leben erweckt wird. Genau diese Atmosphäre sollte auch den Betrachter berühren, die zu einem geistigen Spaziergang – der Fantasie folgend – durch die Szenerie und zur Eigenreflexion einlädt", so Merz.

Während seiner Arbeit achte Merz sehr genau auf den ästhetischen Anspruch der Bildkomposition, heißt es. Das jeweilige Motiv solle in seiner Ausgewogenheit ganzheitlich als Gesamtwerk erfasst werden, ohne dabei unharmonisch oder konfus zu wirken.

Neben Perspektiven-, Szenen- und Beleuchtungsauswahl unterstreicht ein dramaturgischer Aufnahmestil sowie mögliche farbliche Verfremdungen das Objekt letztendlich in seiner neuen "Lebendigkeit". Stürzende Linien oder störende Elemente werden beim anschließenden digitalen Composing im Bildbearbeitungsprogramm korrigiert beziehungsweise optimiert.

Im Handel erhältlich ist der gleichnamige Wand-Tischkalender 2020 in DIN A5, A4, A3 oder A2: "Außer Betrieb" – Industriekultur mit PopArt-Einflüssen. Erschienen ist er im Calvendo-Verlag.