Die Elektro-Gewerke zur Sanierung des Steinacher Rathauses haben sich deutlich verteuert. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Rathaus: Ingenieur gerät wegen Verteuerungen ins Kreuzfeuer / Brandschutzschalter werden von Gutachter überprüft

Steinac h (stö). Die Nachtragsangebote im Gewerk Elektro-Installation des Steinacher Rathauses haben in der Gemeinderatssitzung für erhebliche Diskussionen gesorgt. Die Kernfrage, ob in dem denkmalgeschützten Gebäude Brandschutz-Schalter eingebaut werden mussten, wird nun von einem Gutachter zu bewerten sein.

Diplom-Ingenieur Meinrad Mickenautsch erklärte dem Gremium zunächst die entstandenen Mehrkosten mit Brandschutzschaltern, Verteilungen und abgekündigten Bauteilen im Nachtrag II. "Brandschutzschalter sind auch in der Elektro-Branche heiß diskutiert", schickte er voraus. Nach einer Risiko-Analyse durch eine Fachperson könnte auf den Einbau zwar verzichtet werden, allerdings wäre dann eine zusätzliche Anlage-Prüfung im Zweijahresrhythmus fällig. Die Kosten von jeweils etwa 4000 Euro würden bei einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren erhebliche Summen verursachen, argumentierte er.

Kämmerin Petra Meisters Einwand, dass das Denkmalamt den Einbau nicht für notwendig halte, wehrte Mickenautsch ab. Das Amt sei keine technische Behörde, weshalb er einen Elektro-Sachverständigen hinzugezogen und den Einbau entschieden habe. Gemeinderat Alexander Kern (CDU) ärgerte sich: "Die Vorschrift bestand und damit hätten die Brandschutzschalter im Leistungsverzeichnis enthalten sein müssen. Bisher ist jedes Elektro-Gewerk zehn Prozent teurer geworden." Björn Krugielka (FW) bemängelte, dass es zu keinem Zeitpunkt entsprechende Informationen in Richtung Bürgermeister Nicolai Bischler oder des Gemeinderats gegeben habe. Gregor Uhl (FW) zeigte sich sprachlos über die Vorgehensweise, bei geplanten 313 000 Euro seien mittlerweile 120 000 Euro an Mehrkosten entstanden.

Im Nachtrag III ging es dann ausschließlich um Mehr-Mengen von Leitungen, die sich während des Einbaus ergeben hatten. "Im Leistungsverzeichnis stehen 70 Positionen mit Kabeln", erklärte Mickenautsch. Zunächst habe man die Hoffnung gehabt, Mehrmengen durch wegfallende Positionen kompensieren zu können. Nach den ersten Arbeiten habe es sich gezeigt, dass die direkte Leitungsführung nicht möglich gewesen sei und viele Umwege in Kauf genommen werden mussten.

Vom ausführenden Unternehmen Elektro Heizmann erklärte Geschäftsführer Christopher Klein aus der Praxis: "Mit der genauen Leitungsführung mussten wir warten, bis die Lüftung eingebaut war. Das ging nicht anders." Die Abrechnung sei nach Aufmaß erfolgt.

Nach dem Austausch vieler Überlegungen und Argumente einigte sich der Gemeinderat schließlich bei fünf "Nein"-Stimmen auf die Zustimmung zu Nachtrag III über die Mehrmengen und die Vertagung der Entscheidung über den Nachtrag II. Bis zur nächsten Gemeinderatsitzung soll nun ein Gutachter eine Grob-Einschätzung über die Rechtmäßigkeit der einzelnen Positionen abgeben.

Die Mehrmengen an Leitungen wurden mit einem Gesamtaufwand von knapp 41 000 Euro vom Gemeinderat anerkannt. Davon entfallen 7140 Euro auf den Anschluss der Peripherie-Geräte für die Sauter-Steuerung im gesamten Gebäude. 7400 Euro werden für 111 Datenverbindungen angesetzt, die mit Umweg über den Dachspitz verlegt wurden. Die Leitungsverlegung in der Abhängdecke kostet 15 150 Euro mehr, die Umwege um Brüstungskanäle anzufahren werden 7576 Euro teurer und die Leitungen im Trauzimmer, Abstellraum und Archiv waren im nicht vorgesehen. Über den Nachtrag II in Höhe von 34 210 Euro wird noch entschieden.