Bürgermeister Kai-Achim Klare (von links), Manfred Leibing vom DRK-Ortsverein Rust, Feuerwehrkommandant Florian Bachmann und Notfallmanager Alexander Schindler freuen sich über die Kooperation. Foto: Göpfert

Die Feuerwehr und der DRK-Ortsverein Rust wollen enger zusammenarbeiten. Dafür werden sie innerhalb der Feuerwehr Rust eine neue Sondereinheit aufbauen: die Feuerwehrsanitäter. Das gibt es es bisher nur einer weiteren Gemeinde Baden-Württembergs.

Mehrere Jahre Vorarbeit hat es gebraucht, um diese Strukturänderung bei Feuerwehr Rust und DRK-Ortsverein zu ermöglichen. Bereits vor Beginn der Corona-Pandemie hatte man das Projekt gestartet, berichteten Bürgermeister Kai-Achim Klare, Feuerwehr-Kommandant Florian Bachmann sowie Manfred Leibing, Rechner beim DRK, beim Pressegespräch im Rathaus.

Eng zusammen arbeiten die beiden Institutionen schon lange. Seit 1993 sind sie beide im Feuerwehrgerätehaus Rust angesiedelt. Seit vielen Jahren hat man gemeinsame Übungen und Einsätze. Vor vier bis fünf Jahren stellte man sich dann die Frage, wie man noch enger zusammenarbeiten könnte. Dabei ging es darum, den sich verändernden Anforderungen im DRK- und im Feuerwehrwesen gerecht zu werden. „Man wollte effektiver und ressourcenschonender unterwegs sein. Wir wollten den Aktiven den immer größer werdenden Verwaltungsaufwand abnehmen und ihnen mehr Zeit für den Einsatz am Menschen geben“, so Klare.

Auch Jugend wird nun zweigleisig ausgebildet

In dieser Hinsicht scheuten sich die Verantwortlichen auch nicht, Neuland zu betreten. Den Sanitätsbereich als eigene Einheit der Feuerwehr ist in Baden-Württemberg eigentlich nicht vorgesehen. Nur im Rhein-Neckar-Kreis gibt es ein Modellprojekt, in dessen Rahmen seit 2014 Feuerwehrsanitäter ausgebildet werden.

Da für die Feuerwehr sehr klare rechtliche Rahmenbedingungen gelten, galt es die Neugründung einer solchen Einheit innerhalb der Feuerwehr zunächst mit den feuerwehrtechnischen Aufsichten abzustimmen, berichtet Klare. Diese haben vergangene Woche ihr Okay gegeben. Auch der DRK-Kreisverband befürwortet die Kooperation.

Die Feuerwehrsanitäter werden eine eigene Einheit innerhalb der Feuerwehr sein, die nach innen selbstständig ist. Sie wird eigenständig ausgebildet werden und sich selbst organisieren. Formal und rechtlich wird sie aber der Feuerwehr untergeordnet sein – „mit allen Rechten und Pflichten, die Mitglieder der Feuerwehr haben“, erklärte Klare. Dafür werden sie einen Funkempfänger und hochwertige Schutzausrüstung erhalten. Zudem sind sie beim Ausscheiden aus dem Dienst Teil der Alterskameraden.

Sondereinheit soll Erkrankte und Verletzte versorgen

Ihre Aufgaben werden etwa die Versorgung von Erkrankten und Verletzten sein sowie der Aufbau eines Versorgungsplatzes und die Verpflegung. Zudem werden sie Sanitäterdienst bei Sport- und Gemeindeveranstaltungen leisten sowie Aufgaben des Bevölkerungsschutzes übernehmen. Aber auch Jugendarbeit sollen sie wahrnehmen.

Wie bei den Aktiven wird es auch bei den Jugendlichen in Zukunft zwei Einheiten geben, eine Einheit für die Jugendfeuerwehr und eine für die Jugendsanitäter.

„Es ist ein Transformationsprozess, um sich in der heutigen Zeit effizienter aufzustellen. Damit wollen wir zugleich auch den steigenden Anforderungen an die Feuerwehr gerecht werden. Wir sind dadurch viel enger vernetzt und stellen uns agiler und besser auf – zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger und der Gäste unserer Gemeinde“, erläutert Kommandant Bachmann. „Wir haben schon jahrelang zusammen gearbeitet. Die Kameradschaft ist da, nun arbeiten wir direkt zusammen und sind flexibler“, betont auch Leibing die Vorteile der Kooperation.

Ruster DRK wird sich aufs Blutspenden konzentrieren

Derzeit hat der DRK-Ortsverein Rust etwa 20 Mitglieder und die Ruster Feuerwehr 70 Aktive. Die DRK-Aktiven werden die neue Feuerwehreinheit überführt. Das bedeute aber nicht die Auflösung des DRK-Ortsvereins Rust, machte Klare deutlich. Die Feuerwehrsanitäter könnten dort weiterhin Mitglieder bleiben. Der DRK-Ortsverein Rust werde sich in Zukunft auf das Thema Blutspende konzentrieren, die dort verortet bleibt, sowie auf die Vernetzung mit den DRK-Kreisverbänden. „Es geht nicht darum, etwas zur Seite zu legen, sondern neue, ressourcenschonende Strukturen mit Entwicklungspotenzial zu etablieren“, so Klare.

So soll das DRK bei größeren Einsätzen auf der Gemarkung Rust sukzessive in die Ausrückeordnung integriert werden. Sei es etwa bei Bränden, bei Verkehrsunfällen oder im Taubergießen, berichtet Kommandant Florian Bachmann. „Wir werden Verletzte betreuen, bis der Rettungsdienst da ist, oder ein Zelt aufbauen, in dem sich die Feuerwehrleute ausruhen können“, erklärt Leibing. „Diese neue Sondereinheit ist eine Win-Win-Situation, zumal Freundschaften zwischen den beiden Organisationen bereits bestehen“, betont Alexander Schindler, der sowohl stellvertretender Feuerwehr-Kommandant als auch in der Gemeinde Rust für das Notfall- und Krisenmanagement zuständig ist.

So geht’s weiter

Die DRK-Aktiven sind bereits über die Änderung informiert, erklärte Klare. Am Freitag, 5. Mai, ab 19 Uhr im Bürgersaal des Alten Rathauses soll bei der Hauptversammlung des DRK-Ortsvereins Rust das Thema aber noch einmal angesprochen werden. Der Gemeinderat Rust ist über die Änderung der Feuerwehrsatzung bereits informiert. Er soll sie am Montag, 8. Mai, ab 19 Uhr bei der öffentlichen Sitzung im Bürgersaal des Alten Rathauses verabschieden. Anschließend wird der interne Transformationsprozess beginnen, erklärte Klare. So wird das Kommando der Feuerwehr Rust zusammen mit der DRK-Bereitschaftsleitung eine gemeinsame Ausrückeordnung für die Sondereinheit erstellen. In weiteren Schritten wird die Ausbildung der Feuerwehrsanitäter besprochen. Zudem werden Kreisbrandmeister, die DRK-Geschäftsführung und die Gemeinde über ein entsprechendes Fahrzeug für diese diskutieren.