Die Stadt Ettenheim will die Innenstadt wieder attraktiver machen – und hat dafür nun einen Sieben-Punkte-Plan verabschiedet. Foto: Stadt Ettenheim

Um Wege zu finden, dem zunehmenden Schwächeln der Ettenheimer Innenstadt entgegenzuwirken, hat sich im März 2021 ein Aktionsbündnis Innenstadt gebildet. Das hat nun dem Gemeinderat seinen Abschlussbericht vorgelegt.

Maßgebend sind an der vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus geförderten Aktion für die Innenstadtbelebung beteiligt: die Stadt, das Unternehmen Ettenheim und vor allem auch die IHK Südlicher Oberrhein. Innenstadtberater Thomas Kaiser erläuterte Vorgehensweise und Erkenntnisse dem Gemeinderat.

Innenstadt hat nur kleinere Flächen zur Verfügung: Die Erkenntnisse gründen auf einem gemeinsamen Stadtspaziergang, Passantenbefragungen, Passantenfrequenzmessungen, einer Bestandsaufnahme von Zukunftsperspektiven und Leerständen, sowie einer Auswertung von Kaufkraft- und Übernachtungszahlen. Das IHK-Programm lenkte den Blick auf die personellen Zuständigkeiten des Stadtmarketings. Analysiert wurde der bekannte Fakt, dass für moderne Einzelhandelskonzepte in der Innenstadt die benötigten Flächen nicht zur Verfügung stehen und die Stadt deshalb seit Längerem zum Mittel der Umsiedlung innenstadtrelevanter Sortimente auf die grüne Wiese greift. Auf diesem Weg sind bekanntlich auch die beiden Geldinstitute Volksbank und Sparkasse.

Altstadtambiente allein reicht nicht aus: „Der Funktionsverlust in der Innenstadt konnte in den vergangenen Jahren noch nicht durch das herausragende Ambiente der Altstadt und eine stärkere Fokussierung auf dem Tourismus aufgefangen werden“, so die Analyse des amtlichen Innenstadtberaters. Zwei Kernprobleme sind dort festgehalten: Zum einen wird darin ein deutlicher Attraktivitätsverlust der Innenstadt im Angebotsmix festgestellt sowie die zunehmende Nutzung von ehemaligen Handelsflächen durch Dienstleistungen. Zum anderen fehle eine organisatorische Struktur zur Sicherung und Festigung der Innenstadt beispielsweise über einen Lenkungskreis oder eine Geschäftsstelle beim Gewerbeverein „Unternehmen Ettenheim“. „Bisher wird all das mitgemacht“, so die Feststellung der Analyse, was die Ressourcen der einzelnen Kümmerer überfordere.

Innenstadt-Entwicklung soll priorisiert werden: Die Grundvision einer Innenstadtentwicklung bis ins Jahr 2030 sollte sein: „Innenstadt first“. Bei der Aktionsanalyse wurde aufgeschlüsselt, was sich hinter Erkenntnissen und Leitsätzen wie „Ettenheim liebt seine Innenstadt“, „Ettenheim – immer gut erreichbar“, „Ettenheim hat mehr und zeigt dies auch“ sowie „Ettenheim ist zukunftsfit“ verbirgt. Sprich, inwiefern diese Sätze Aufschluss geben über politische Grundeinstellung, verkehrsmäßige Notwendigkeiten, konkrete Umsetzungen von besserer Vermarktung, Förderung des Spaß- und Erlebnischarakters, an Festigung von Ambiente und Aufenthaltsqualität, sowie an digitalen Zeiterfordernissen.

Sieben-Punkte-Plan für die Innenstadt wurde gefasst: Der Bericht schlägt folgende sieben Punkte vor: Die Gründung eines Stadtmarketing-Lenkungskreises mit organisatorischer Verankerung; die Gründung eines Netzwerks Junge Unternehmer; den Bau einer öffentlichen Toilette in der Unterstadt (Nähe Unteres Tor); die Installation von Spielmöglichkeiten in der Innenstadt; die Entwicklung und Umsetzung von Mikroevents, bevorzugt in der Innenstadt; eine Qualitätsverbesserung der bestehenden Park- und Abstellplätze (für Autos und Zweiräder) – und schließlich, eigentlich an vorderster Stelle: die Einrichtung einer Geschäftsstelle Stadtmarketing beim „Unternehmen Ettenheim“ mit professioneller Struktur.

„Stärken und Schwächen der Innenstadt halten sich die Waage“: Das stellte Kaiser nach seiner Auflistung fest. Mit hauptamtlichem Management könnte Ettenheim nach seinen Worten zum „Modellprojekt“ werden. Entsprechende Mittel für eine professionelle Leitung seien bereits im neuen Haushalt verankert, warf Wirtschaftsförderer Wolfgang Spengler ein. Auch Bürgermeister Bruno Metz ließ keinen Zweifel daran, dass die Stadt bereit sei, den vorgeschlagenen Weg zu gehen. „Die Leitplanken für weitere Schritte sind nun gegeben“, jetzt gelte es, die Zielsetzungen des Abschlussberichts, „den wir als Auftaktveranstaltung für neue Dimensionen begreifen“, anzugehen, erklärte er.

Gemeinderat steht hinter dem Vorschlag: Breiten Raum nahm nach Kaisers Analyse-Bericht die Aussprache im Gemeinderat ein. Mit Blick auf die vorgeschlagenen Kinderspielmöglichkeiten warf Marion Fleig (FLE) ein: „Solche Ideen haben wir teilweise schon vor langer Zeit entwickelt, es haperte bisher nur an der Umsetzung.“ Zudem sprach Fleig die Notwendigkeit weiterer Fahrradabstellplätze in der Innenstadt an. Von Wolfgang Mutter (SPD) wurde Kaiser bezüglich seiner Sichtweise angefragt, dass eine autofreie Innenstadt derzeit deren Tod bedeuten würde. Es gelte, die zukünftigen Entwicklungen im Auge zu behalten, erklärte der IHK-Experte Kaiser.

Beschluss

Einstimmig plädierte der Gemeinderat abschließend, das im IHK-Abschlussbericht vorgeschlagene Vorgehen im Bestreben um die Belebung der Innenstadt anzupacken.