Sechs neue Windräder sollen in Mühlenbach und Umgebung gebaut werden. Foto: Schrader (Archiv)

In Mühlenbach und Umgebung soll es schon bald deutlich mehr Windräder geben. Sechs neue Anlagen auf der Prechtaler Schanze und dem Finsterkapf sind geplant. Vertreter der Energieunternehmen stellten sich den Fragen der Bürger.

Mühlenbach - Auf der Prechtaler Schanze gibt es bereits sechs Windkraft-Anlagen, vier weitere sollen nun hinzukommen. "Als die ersten Windräder dort gebaut worden, gab es auch kritische Stimmen. Aber jetzt gehören die Windräder einfach dazu und sind sogar Ausflugsziele für junge Familien. Und natürlich sind es auch Einnahmequellen für Kommunen und Landwirte. In dem Bereich müssen wir auch noch einiges tun", betonte Bürgermeisterin Helga Wössner bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstag, bevor Stefan Böhler vom E-Werk Mittelbaden über den Projektstand informierte.

"Der Wind hat bei uns Nordsee-Niveau, was sehr gut ist. Und wenn er mal nicht weht, kann unser flexibles Energie-System direkt Strom aus einer anderen Quelle wie Solar oder Wasserkraft ziehen", so Böhler. Um genug Energie aus der Windkraft zu ziehen, bräuchte es allerdings 180 Windräder – nur in der Ortenau. Das sei laut Böhler wohl nicht zu realisieren.

Auerhühner stehen Projekt noch im Weg

Bislang wurde für die vier geplanten Windräder auf der Prechtaler Schanze noch kein Genehmigungsantrag eingereicht. "Derzeit steht uns noch im Weg, dass es sich dort um ein Vogelschutzgebiet handelt und dass der Auerhahn durch das Gebiet zieht, um zu seinen Brutplätzen zu gelangen. Mittlerweile sind an der Prechtaler Schanze aber schon lange keine Auerhühner mehr gesehen worden. Aber ein Windrad wird die Auerhühner auch nicht aufhalten, Straßen und Züge sind da problematischer", war sich Böhler sicher. Ziel des E-Werks sei es, für die neuen Windräder Ausgleichsmaßnahmen für die Auerhühner zu schaffen. "Da warten wir aber seit eineinhalb Jahren auf eine Antwort des Regierungspräsidiums, wie wir das machen können."

Markus Kissing stellte anschließend die Pläne für zwei neue Anlagen auf dem Finsterkapf vor. "Wir planen mit dem Bautyp E-160", so der Sprecher von "Windkraft Schonach", die das Projekt umsetzen wollen. Die Anlagen seien dann größer als auf der Prechtaler Schanze und würden auch deutlich mehr Energie im Jahr produzieren.

Auch bei diesem Windkraft-Vorhaben sei aktuell noch der Artenschutz der Knackpunkt. "Greifvögel wie der Wespenbussard sind dort sehr aktiv. In anderen Bundesländern wird dieser Bussard als gar nicht mehr so Windkraft-Sensibel bewertet, in Baden-Württemberg sind die Regeln aber sogar noch schärfer geworden. Da müssen wir noch mit dem Regierungspräsidium reden", erklärte Kissing. Der Genehmigungsantrag solle Anfang 2023 eingereicht werden und Ende 2024 soll der Bau starten. Die Genehmigung sei sehr komplex. "So ein Antrag umfasst knapp 1000 Seiten."

Bürger regt sich über zu viel Lärm auf

In der anschließenden Diskussion war es auch den vielen anwesenden Bürgern von Wössner erlaubt worden, sich auch außerhalb der Frageviertelstunde zu Wort zu melden. Ein Bürger gab an, schon seit längerem beobachtet zu haben, dass die Windräder dafür sorgen, dass kaum noch Gewitter niedergehen. "Wir prüfen zusammen mit dem TÜV, ob es da einen Zusammenhang gibt. Ich gehe aber davon aus, dass es keinen Einfluss auf Gewitter gibt", antwortete Böhler.

Ein anderer Bürger regte sich darüber auf, dass er bei sich aufgrund der hohen Lärmbelastung durch die Windräder gar nicht mehr auf der Terrasse sitzen könne. Die Feriengäste blieben aufgrund des Lärmes fern und er habe auch keine angemessene finanzielle Entschädigung für die Windräder erhalten. Abschließend forderte er ein neutrales Schall-Gutachten ein. Böhler bot ihm an, dass er einen eigenen Gutachter beauftragen könne. "Sie haben bei sich dort im Außenbereich die Hauptbelastung zu tragen", gab er gegenüber dem Bürger zu. Es habe ein Angebot für eine Entschädigung gegeben, aber man sei sich nicht einig geworden.

Klaus Armbruster (FW) erkundigte sich bei Stefan Böhler vom E-Werk Mittelbaden, wie die geplanten Windräder in einer Bürger-Energie-Genossenschaft eine Rolle spielen würden. "Die Windräder bringen Pacht, Gewerbesteuer und Winderträge ein. Es gibt eine Bürger-Energie-Genossenschaft, die schon in der Vergangenheit konstant Gewinne an die Bürger ausgeschüttet hat", so Böhler.