Die Silbermann-Orgel in Meißenheim wird ab dem 12. September restauriert. Sie soll für ihren 250. Geburtstag im Jahr 2025 fit gemacht werden. Foto: Köhler

Die Restauration der Silbermann-Orgel in Meißenheim wird seit sechs Jahren vorbereitet. Am 12. September startet die Sanierung, 2025 soll das Instrument in neuem Glanz strahlen. Zahlreiche Anträge und Gespräche stehen hinter dem Projekt.

Meißenheim - Die Silbermann-Orgel in der evangelischen Kirche in Meißenheim gilt als Schmuckstück von historischem Wert. Eindrucksvoll thront das Instrument, das seit 1776 Gottesdienste in Meißenheim begleitet, auf einer Empore. Viele Teile sind noch original erhalten, so wie sie der Straßburger Johann Andreas Silbermann eingebaut hatte. Für ihren 250. Geburtstag im Jahr 2026 wird sie ab dem 12. September von Grund auf restauriert. Kantorin Susanne Moßmann blickt auf die Anlaufzeit für das Großprojekt zurück.

Erste Gedanken: "Die ersten Überlegungen gab es im Jahr 2016", schildert Moßmann im Gespräch mit unserer Redaktion. Damals feierte die Kirche ihr 250-jähriges Bestehen. Der Entschluss, die Orgel für ihr Jubiläum auf Vordermann zu bringen, war gefasst.

Viele Beteiligte: Konkreter sei es im Jahr 2018 geworden. "Wir wollen, dass die Orgel für den nächsten 250 Jahre erhalten bleibt", lautete die Zielsetzung. Dafür habe man weitere Beteiligte dazugeholt. So wurde der Orgelsachverständige der Landeskirche miteinbezogen, der Bürgermeister und der Kirchengemeinderat wurden ins Boot geholt und auch mit dem Denkmalschutz sei man in Kontakt gewesen. Das gemeinsame Fazit: "Die Orgel könnte strahlender und wärmer klingen", so Moßmann. Die Abstimmung des Instruments sei Millimeterarbeit.

Experten waren begeistert: "Um weitere Ideen zu sammeln, haben wir uns auf Orgelreise begeben", erzählt Moßmann. So habe man Silbermann-Orgeln im Elsass besucht und das Meißenheimer Instrument vom "Silbermann-Experten" Quentin Blumenröder untersuchen lassen. Eine zweite Meinung habe man sich von Andreas Schiegnitz eingeholt. "Beide waren begeistert – unabhängig voneinander", erklärt Moßmann. Die Akustik der Kirche habe sie ebenso fasziniert wie die vielen original erhaltenen Teile der Orgel. "Beide haben aber gesagt: ›Ihr könnt nicht nur reinigen. Wenn ihr es richtig machen wollt, müssen wir radikal ran‹", resümiert die Kantorin die Gespräche. "Da haben wir erst einmal geschluckt".

Kosten in Kauf genommen: "Eine komplette Reinigung hätte schon 120 000 Euro gekostet", berichtet Meißenheims Pfarrer Heinz Adler. Deshalb sei der Schritt zur Restauration nicht so schwer gefallen. "Schon bei der Erbauung waren die Meißenheimer mutig und nahmen die teure Variante", ergänzt Moßmann, die die heutige Generation in der Verantwortung sieht, die historische Orgel gut zu behandeln. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 329 000 Euro. "Der Großteil sind Personalkosten", erklärt die Kantorin. Der Materialwert sei "verschwindend gering". Deswegen glaubt sie nicht, dass die Kosten während der Sanierung dramatisch steigen.

Fördermittel beantragt: Rund die Hälfte der Finanzierung wird durch Fördermittel gestemmt. "Ich weiß nicht, wie viele Sitzungen, Protokolle und Anträge dahinter stehen", erinnert sich Moßmann an eine aufwändige Zeit. Zuschüsse gibt es unter anderem vom Land, vom Bund, von der Gemeinde und von der evangelischen Landeskirche. Rund 28 000 Euro seien bereits an Spenden zusammengekommen. 135 000 Euro muss die Kirchengemeinde noch an Eigenmittel aufbringen – und freut sich daher weiterhin über Spenden.

1336 Pfeifen werden restauriert: Kaputt ist die Silbermann-Orgel nicht. Schließlich spielt sie noch. "Es sind aber einige Mängel da", erläutert Moßmann. Diese würde man merken, wenn man das Instrument spielt. Andreas Schiegnitz hat mit seiner Firma den Zuschlag für die Restaurierung bekommen. "Der Orgelbauer hat die nötige Qualität", ist Adler überzeugt. Zu den Maßnahmen zählen eine Grundreinigung und eine technische Wartung. Darüber hinaus wird die Balganlage für die Windversorgung der Pfeifen durch die Rekonstruktion eines Silbermann-Balges ersetzt. "Die Orgel japst nach Luft, wenn sie laut gespielt wird", beschreibt die Kantorin die derzeitige Situation. Dass sich der Balg nicht richtig öffnet, zeigt sich, als Moßmann einen Blick ins Innere gewährt und sich dann an die Tasten setzt. Insgesamt 1336 Pfeifen, manche so klein wie ein Finger, andere so hoch wie ein Lastwagen, gilt es zu erneuern. Jene Pfeifen, die original von Silbermann stammen, werden auf Vordermann gebracht. Die restlichen Pfeifen werden im Sinne des Straßburgers rekonstruiert. Ein weiterer Blick ins Innere zeigt, dass Schläuche, die die Luft zu den Pfeifen leiten, porös sind. Auch die Verbindungsstücke zwischen Tastatur und Pfeifen benötigen eine Rundumerneuerung.

Instrument bleibt zunächst in Takt: Vollständig auf den Orgelklang müssen die Meißenheimer während der Restaurierung nicht verzichten. "Zunächst wird nur ein Manual abgebaut", schildert Moßmann. Damit könnte die Orgel weiterhin die Gottesdienste begleiten. Ist der erste Schritt abgeschlossen, "bleibt die Orgel für ein halbes oder ein Dreivierteljahr stumm". Im Jahr 2025 soll die Restaurierung fertig sein. Dann werden noch die Pfeifen aufeinander abgestimmt. "Auch Laien werden den Unterschied hören", ist sich Moßmann sicher, dass die Orgel deutlich besser klingen wird. Man werde Aufnahmen von vor und nach der Restaurierung vergleichen. "Es wird einen Ansturm auf die Orgel geben", hofft Moßmann, die sich auf das fertige Projekt bereits jetzt freut.

Konzert vor dem Abbau

Ein letztes Mal in vollem Umfang erklingt die Orgel vor ihrer Restauration bei einem Konzert am 11. September, dem Tag des offenen Denkmals. Ab 17 Uhr spielen die drei Meißenheimer Organisten Susanne Moßmann, Saskia und Frank Spengler sowie der neue Lahrer Bezirkskantor Johannes Eppelein Orgelwerke aus Barock, Romantik und Moderne, heißt es in der Ankündigung der Gemeinde. "Beim Konzert wird es eine Videoprojektion geben", erläutert Moßmann weitere Details. Die Konzertbesucher können dann nicht nur den Orgelklängen lauschen, sondern den Organisten zusehen, wie sie mit Händen und Füßen das Instrument spielen. "Das ist harte Arbeit", bestätigt auch Pfarrer Adler. Nach dem Konzert wird Bürgermeister Alexander Schröder Orgelwein ausschenken. Der Eintritt ist frei.