Bäderchef Bob Jones und OB Markus Ibert zeigten Sandra Boser am Donnerstagmittag das Terrassenbad. Foto: Schabel

Sandra Boser informierte sich in der Freizeiteinrichtung, in der verkürzte Öffnungszeiten aus Mangel an Mitarbeitern kein Thema sind. Auch Randale hat es im Lahrer Freibad nicht gegeben. Ein wichtiges Thema beim Besuch der Staatssekretärin im Kultusministerium waren Schwimmkurse.

Bei der Terminvereinbarung hatten Bosers Büro und die Stadtverwaltung ein gutes Gespür gehabt, denn die Grünen-Landtagsabgeordnete im Lahrer Wahlkreis besuchte das Terrassenbad am Donnerstag – da war das Wetter noch sommerlich, sodass sie das Bad bei vollem Betrieb erlebte. Rund 500 Gäste tummelten sich auf der 4,5 Hektar großen Anlage, als Betriebsleiter Bob Jones, Ralph Brucker, Leitung Liegenschaften und Verwaltungsservice, sowie OB Markus Ibert mit der Staatssekretärin im Kultusministerium einen kleinen Rundgang machten.

Jones hatte gute Nachrichten: Im Terrassenbad habe man „keine Berliner Verhältnisse“. Dagegen haben in Hauptstadtfreibädern junge Männer, häufig mit Migrationshintergrund, in diesem Sommer immer wieder randaliert – bis einzelne Bäder sogar vorübergehend dicht gemacht wurden. Dagegen ist im Lahrer Terrassenbad alles friedlich geblieben Gleichwohl hat auch Jones Veränderungen im Besucherverhalten festgestellt. „Früher war der Respekt größer“, so der Betriebsleiter, eine Entwicklung, von der zum Beispiel auch Rettungskräfte oder Polizisten betroffen seien, wie er bedauerte.

Die zweite gute Nachricht betraf das Personal – denn in dem Bereich gibt’s in Lahr keine Probleme, wie zu hören war. Alle Stellen sind besetzt – mit sechs Fachangestellten für Bäderbetriebe und zwei Rettungsschwimmern. Im Sommer helfen zusätzlich drei weitere Rettungsschwimmer im Terrassenbad aus. Anders als so manche kleine Kommune könne man den Bad-Mitarbeitern in Lahr Ganzjahresarbeitsplätze bieten, da sie in der kalten Jahreszeit ins Hallenbad wechseln, sagte Brucker. Verkürzte Öffnungszeiten aus Personalmangel seien in Lahr deshalb kein Thema, freute er sich. Tags zuvor war bekannt geworden, dass das Seelbacher Familienbad vorerst nur noch bis 14 Uhr geöffnet ist, da ein Mitarbeiter erkrankt ist. Doch in Lahr ist der Personalplan bei Weitem nicht so eng gestrickt.

Bob Jones hat es im Lahrer Bäderbetrieb vom Azubi zum Chef gebracht

Den Nachwuchs ziehe man selbst heran, die Ausbildung werde großgeschrieben, betonte Brucker. Das beste Beispiel dafür sei Bob Jones. Der Lahrer hatte seine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe 1999 in Lahr begonnen, 2015 den Meistertitel erworben – und seit dem 1. Juni ist er nun Bäderchef in Lahr, als Nachfolger von Claude Woitschitzky.

Es sei ein schöner Beruf, man sei im Kontakt mit Menschen, auch das Binnenklima im Lahrer Bäderteam sei sehr gut, sagte Jones. Viele Stammgäste würden ihre Dankbarkeit für die gute Atmosphäre im Terrassenbad zeigen.

Generell gibt’s in der Branche aber durchaus Nachwuchsprobleme, wie Brucker nicht verhehlte. Denn der Beruf sei nicht allzugut bezahlt – deutlich schlechter als zum Beispiel der Beruf der Erzieherin. Dabei müssten Fachangestellte für Bäderbetriebe sich in Chemie auskennen, aber auch in Medizin, um bei einem Notfall sofort helfen zu können. Sie müssten auch gute Schwimmer sein, darüber hinaus „eine Art Sozialarbeiter“ – da sie es am Beckenrand mit ganz unterschiedlichen Menschen zu tun bekommen, dabei aber allgemeine Verhaltensregeln durchsetzen müssen.

Es kommt auch in Lahr vor, dass Badbesucher über die Stränge schlagen. Ein typisches Vergehen bestehe darin, vom Beckenrand zu springen, so Jones. Wer die Ermahnungen des Personals beharrlich ignoriert, fliegt raus und erhält gegegebenfalls ein Hausverbot, das mehrere Tage gelten kann, so Brucker. Besonders renitenten Badegästen habe man den Zugang auch schon eine ganze Saison lang verwehrt.

Pläne, das Terrassenbad wintertauglich zu machen, zerschlugen sich

Das Terrassenbad wurde 1957 erbaut und 1988 groß saniert – damals wurden die Fliesenbecken durch Edelstahlbecken ersetzt. Das Hallenbad stammt aus den 1960er-Jahren. Der Aufwand, beide Bäder zu betreiben, sei hoch, so Brucker.

2013 hatte es Überlegungen seitens der Stadt gegeben, das Terrassenbad in ein Allwetterbad zu verwandeln. Dazu hätte ein Teil des Schwimmerbeckens überdacht werden sollen, für errechnete Kosten von damals 15 Millionen Euro. Doch aus den Plänen wurde nichts, der Gemeinderat war dagegen. Doch Ibert betonte nun, man dürfe bei den Lahrer Bädern „nicht einfach alles weiterlaufen lassen“. „In den nächsten zwei, drei, vier Jahren ist das noch kein aktuelles Thema“, so der OB, doch langfristig müsse man sich überlegen, wie es mit dem Terrassenbad und dem Hallenbad weitergehen soll.

Gleichwohl sagte Ibert, dass Lahr „praktisch eine Bäderstadt“ sei, da man ja auch das Suzer Naturbad und das Reichenbacher Familienbad habe. Die Trägervereine würden sehr gute Arbeit leisten, wofür er dankbar sei, so der Rathauschef. Ein Lob hatte er auch für das städtische Hallenbad- und Terrassenbadteam um Bäderchef Jones, die diese für Lahr wichtigen Freizeiteinrichtungen am Laufen halten würden.

Sandra Boser bekannte, dass sie selbst seit jeher ein Freibad-Fan sei, lobte das Terrassenbad, freute sich, dass es in Lahr keinen Personalmangel gibt und kam besonders auf das Thema Schwimmkurse zu sprechen. Das Kultusministerium setze in diesem Jahr zwei Schwimm-mobile ein – voll ausgestattete Lehrschwimmbecken auf sechs Rädern, die in ausgedienten Schubboden-Auflieger eingebaut wurden. Sie fahren dorthin, wo Kinder schwimmen lernen sollen, meist im ländlichen Raum, und entlasten so Schulen und Kindertageseinrichtungen mit langen Anfahrtswegen zum nächsten Bad.

Boser freute sich zu hören, dass auch das Lahrer Bäderteam um Bob Jones zahlreichen Kindern das Schwimmen beibringt. Im kommenden Herbst werde man im Hallenbad wieder bis zu 25 Kurse veranstalten, versprach Jones. Die Kurse, die für jeweils acht Kinder gedacht sind, gehen über ein Dutzend Einzeltermine. Danach könnten viele der jungen Absolventen das erste Schwimmabzeichen machen – das Seepferdchen –, und alle anderen Kursteilnehmer sich auf jeden Fall über Wasser halten – das sei das Wichtigste.

Die Anmeldungen für die diesjährigen Kurse laufen vor Ort im Hallenbad, sobald dort im Herbst die Saison beginnt.