Nach drei Warnstreiks und zähen Verhandlungen sind sich Gewerkschaft und Unternehmesführung einig. Foto: Reinhard

Die Geschäftsführung des Hausacher Unternehmens Richard Neumayer und die IG Metall haben bei der Konkretisierung der Tarfibedingungen einen Durchbruch erzielt. Neben einer neuen Entgelttabelle soll sich auch bei den Arbeitszeiten etwas tun.

Nach drei Warnstreiks, betrieblichen Aktionen und zähen Verhandlungen hatten die Gewerkschaft und Geschäftsführung in der vergangenen Woche eine Einigung erzielt und eine Tarifbindung für das Unternehmen beschlossen. Deren Inhalt hat nun Formen angenommen, wie die IG Metall Offenburg in einer Pressemitteilung berichtet. „Die Tarifbindung ist bald Realität bei Richard Neumayer. Nach einem zehnstündigen Sitzungsmarathon konnte nun ein Verhandlungsergebnis zwischen IG Metall und Arbeitgeberseite erzielt worden“, heißt es. Wesentliche tarifliche Errungenschaften werden bald verbindlich gelten.

Die IG Metall ist mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden. „Es lässt sich sehen, denn es enthält nicht nur finanzielle, sondern auch qualitative Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für die gut 450 Beschäftigten.“ Wesentliche Inhalte seien unter anderem eine neue Entgelttabelle und die Einführung eines neuen Entgeltsystems (ERA) zum 1. Januar 2025.

Garantiertes Weihnachts- und Urlaubsgeld

Das Unternehmen verpflichte sich zudem, zukünftige Tariferhöhungen in der Metall- und Elektroindustrie an ihre Beschäftigten weiterzugeben. Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld würden garantiert. Bei der Arbeitszeit hätten die Beschäftigten jetzt eine 37 Stundenwoche und eine Wahlmöglichkeit auf eine 40 Stundenwoche. Für ältere Beschäftigte beinhalte der Tarifvertrag einen Kündigungsschutz eine Aufstockung zur Altersteilzeit und eine Entgeltabsicherung. Laut Katrin Mayer von der IG Metall beinhaltet diese eine Sicherung der Gehaltshöhe, wenn ein Arbeitnehmer aus Alters- und gesundheitlichen Gründen intern auf einen anderen Poste übernimmt. Die Übernahme der Azubis sei ebenfalls geregelt.

„Das ist ein Riesenerfolg für die Belegschaft. Wir sind beeindruckt von deren Geschlossenheit und ihrem Durchhaltevermögen“, meinte Katrin Mayer von der IG Metall. „Das Beispiel Richard Neumayers zeigt, dass ein 156 Jahre tarifloser Zustand nicht so bleiben muss und verändert werden kann, wenn Beschäftigte zusammenhalten.“ Die Mitglieder der IG Metall bei Richard Neumayer zeigten sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden und stimmten bei einer Mitgliederversammlung geschlossen dafür.

Eugen Bilke, früherer Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Offenburg kommentierte: „Der nun gelungene Tarifkompromiss stellt ein mittleres Erdbeben im Kinzigtal dar. Die Seismographen werden in der ganzen Region ausschlagen.“

Richard Neumayer setze damit als Arbeitgeber in der Region ein Zeichen, dass Tarifverträge ein wichtiger Faktor für die Arbeitsplatz-Attraktivität darstellen und Sicherheit sowie Planbarkeit für Beschäftigte wie Arbeitgeber bedeuten. Auch Thomas Armbruster, Geschäftsführer bei Richard Neumayer, bewertet das Verhandlungsergebnis positiv: „Aus meiner Sicht haben wir ein gutes und passendes Paket für Richard Neumayer verhandelt und es freut uns, dass dies bei der Mitgliederversammlung auch so gesehen wurde“, erklärt er gegenüber der Redaktion.

Viele Punkte, die bei Richard Neumayer bislang ohne Tarif gelebt wurden, hätte die Geschäftsführung im Haustarif angeboten. Die Mitarbeiter seien bereits am Montag intern über die wichtigsten Eckpunkte informiert worden. „Insbesondere die Einigkeit, dass nichts den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens gefährden darf, hat dafür gesorgt, dass wir trotz anfänglich erheblicher Differenzen Einigung in vielen Punkten erreichten“, freut Armbruster sich.

Klimaschutz

Das Unternehmen und die Gewerkschaft würden nun gemeinsam prüfen, wie die IG Metall die Maßnahmen der Firma für den Klimaschutz und gegen die Abhängigkeit von Energiekosten politisch unterstützen kann, um einen weiterer Beitrag zur zukünftigen Arbeitsplatzsicherung zu leisten.