Die Bürgerinitiative Bahnlärm Mahlberg/Orschweier hat sich in ihrer Hauptversammlung mit den Ausbauplänen der Rheintalbahn und den Folgen für die Gemeinde beschäftigt. Vor allem die drohende Streckensperrung sorgt für Ärger bei der BI.
Derzeit beschäftigt sich die BI-Bahnlärm mit den Planungen zum Neubau der Rheintalbahn-Bestandsstrecke und zusätzlichen Gleisen parallel zur Autobahn.
In einer ersten Variante soll die Strecke von Offenburg bis Riegel vollständig gesperrt werden, mit Schienen-Ersatzverkehr von 2036 bis 2041. Das hieße dann: Sechs Jahre lang auf Busverkehr umsteigen. Variante zwei sieht, auf neun Jahre verteilt, nur eine Strecken-Teilsperrung vor, dennoch ebenfalls nicht ohne Schienen-Ersatzverkehr, berichtet der Vorsitzende Dietmar Kraske.
Kürzlich hatte die BI einen neuen Info-Flyer an die Mahlberger Haushalte verteilt. Diesem ist zu entnehmen, dass zwischen Offenburg und Riegel sämtliche bestehenden Gleise herausgerissen werden müssen, um dort den Untergrund für 250 Stundenkilometer schnelle ICE-Züge zu stabilisieren. Die seien bei dieser Geschwindigkeit genau so laut wie bisherige Güterzüge, mit mehr Erschütterungen.
Finanzierung der Brückenbauwerke unklar
Zu Lösungsmöglichkeiten gehört für die BI, keine mehrjährige Vollsperrung der Rheintalbahn in Kauf zu nehmen, überdies könnten die ICE 230 statt 250 Stundenkilometerfahren, samt zusätzlichen Lärmschutzmaßnahmen. Mahlbergs Bürgermeister Dietmar Benz berichtete von aktuellen Stand zum geplanten Ausbau der Rheintal-Magistrale zwischen Lahr und Mahlberg/Orschweier. Dort sei noch nicht geklärt, in welchem Maße sich die Stadt an den neuen Brückenbauwerken am Schmiedeweg und der Feldstraße finanziell beteiligen muss. Für die trage sie bislang eine Baulast. Zwar sind beide Brücken in absehbarer Zeit sanierungsbedürftig, werden jedoch schätzungsweise ab 2040 abgerissen und neu gebaut.
„Die Bahn sagt nicht, was da finanziell auf uns zu kommt“, klagt Benz. Da stünden laut Benz siebenstellige Beträge im Raum. In Orschweier werde allein die zu sanierende Fußgängerbrücke in Bahnhofsnähe nach derzeitigem Stand rund 400 000 Euro kosten.
Besonders ärgert Benz, dass nach dreijährigem hartem Kampf die Bahn auf 1,4 Kilometern Länge der Gemeinde endlich Schallschutzwände zugestanden hatte, die mittlerweile im Bau sind.
Es sei nach den aktuellen Bahnplanungen zu befürchten, dass die Wände bei der Bestandsertüchtigung der Bahnstrecke (2036 bis 2041) komplett entfernt und dann später nicht mehr neu errichtet werden. Die Bahn argumentiere, dass dort der Güterverkehr künftig an die Autobahnparallele verlagert werde und somit an der alten Bestandsstrecke kein Lärmschutz aufgrund des geringeren Güterzug-Lärms mehr nötig – trotz insgesamt mehr Bahnverkehr. Auch die BI hat dazu weiteren Klärungsbedarf.
Mahlberg droht ein Verkehrskollaps
Aktuell werde, so Bürgermeister Benz, die später auf sechs Spuren auszubauende Autobahn A 5 erst mal saniert. Dabei wurden jetzt der Mittelstreifen schmaler und Standspuren breiter ausgebaut. Benz befürchtet: „Mit den vorgenommenen Sanierungsarbeiten könnte es möglich werden, auch die Seitenstreifen bei hoher Verkehrsdichte temporär als Fahrbahn zu nutzen, was dann später einen weiteren Ausbau auf sechs reguläre Spuren eventuell gar nicht mehr notwendig macht.“
Fazit des Bürgermeisters bei der BI: „Wir werden im Verkehrschaos ersaufen, wenn die Bestandsstrecke ertüchtigt und der Nahverkehr über Jahre per Schienenersatzverkehr abgewickelt werden soll“. Es sei wichtig und begrüßenswert, dass auch die Bürgerinitiative an der Sache dran bleibe, so der Bürgermeister.
Die Bürgerinitiative
Wesentliche Ausgaben hatte die BI-Bahnlärm im ablaufenden Jahr bis auf einen Info-Flyer nicht zu verzeichnen. Schatzmeisterin Susanne Zetting berichtete von einem kleinen Einnahmeplus zugunsten der bescheidenen Rücklagen. Derzeit zählt die BI 131 Mitglieder, darunter 29 Familien.