Julien Hoffbeck (im Vordergrund) zeigt, was er in seiner Ausbildung bisher gelernt hat. Im Hintergrund schaut Fleischermeister Gerhard Kaiser zu. Foto: Tenz Foto: Lahrer Zeitung

25-Jähriger absolviert den theoretischen Part seiner Lehre im Elsass und den praktischen Teil bei der Metzgerei Kaiser

Von Simon Tenz

Rheinhausen. Die Metzgerei Kaiser bildet seit November einen jungen Mann aus dem Elsass aus. Der 25-jährige Julien Hoffbeck absolviert auf der deutschen Rheinseite den praktischen Teil seiner Metzgerausbildung.

Anlässlich der bundesweiten "Woche der Ausbildung" wurde das Kooperationsmodell des Familienbetriebs am Donnerstag der vergangenen Woche im Zuge einer Betriebsführung vorgestellt.

Hoffbeck ist durch eine Internetanzeige auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, in Deutschland den praktischen Teil seiner Metzgerausbildung zu absolvieren. Davon wird in beiden Ländern profitiert: Im Elsass liegt die Jugendarbeitslosigkeit teilweise bei über 20 Prozent, in Baden werden Fachkräfte gesucht. Dass in der Ausbildung deutsch-französische Kooperationen noch immer die Ausnahme sind, liege vor allem an der sprachlichen Hürde, betonte Ute Köstner, Teamleiterin des Arbeitgeberservices der Agentur für Arbeit Freiburg. Ein weiteres Problem seien die unterschiedlichen Ausbildungsverordnungen beider Länder.

Leidenschaft fürs Handwerk ist wichtiger als die Sprache

Hoffbeck nutzte dennoch seine Chance und bewarb sich bei der Metzgerei Kaiser. Juniorchef Philipp Kaiser zögerte nicht lange, zumal Hoffbeck bereits Erfahrungen als Koch mitbringt. "Am Anfang war die Kommunikation etwas schwierig, mittlerweile versteht er aber das meiste", erklärt Inhaber Gerhard Kaiser. Es sei vorteilhaft gewesen, dass der Franzose elsässisch sprechen kann, was mit dem Alemannischen eng verwandt ist. Eine hohe Hürde stellen besonders die Fachbegriffe im Metzgerhandwerk dar, denn niemand aus dem Betrieb könne Begriffe wie "Rinderleber" und "Schweinehüftsteak" ins Französische übersetzen.

Auf die Frage, ob er auch Azubis aufnehmen würde, die schlecht deutsch sprechen, antwortete Kaiser: "Es kommt weniger auf die Sprache, sondern mehr auf die Leidenschaft für das Handwerk an." Das Ausbildungsprogramm "Mobipro EU" der Handwerkskammer Freiburg fördert entsprechende Projekte, etwa durch das Übersetzen von Ausbildungsverordnungen in die jeweils andere Sprache. Dennoch blieben gewisse Differenzen bestehen, weil die Berufe in Deutschland und Frankreich grundsätzlich unterschiedlich seien. Hoffbeck ist froh, die theoretische Prüfung in seiner Muttersprache absolvieren zu können, nur den praktischen Teil tätigt er bei der Metzgerei Kaiser.

Um die deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Ausbildungsmarkt weiter voranzutreiben, betreibt der Landkreis Emmendingen eine Praktikumsbörse, außerdem geht die Arbeitsagentur in elsässische Berufsschulen und wirbt für praktische Tätigkeiten in Deutschland. Ansprechpartnerin für interessierte Unternehmen ist Ute Köstner.

Die Metzgerei Kaiser beschäftigt 37 Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende, und ist einer der ersten Betriebe im Landkreis, die einen elsässischen Azubi für eine Ausbildung aufgenommen haben.