Antiker Stuck ziert den großen Speisesaal im Restaurant „Altes Rathaus“. Foto: Gottfried Stoppel

Klassiker aus der elsässischen und aus der schwäbischen Küche werden im Herzen Waiblingens serviert – und harmonieren wunderbar.

Die französische Küche zählt zu den besten der Welt – nur leider gibt es in der Region kaum Restaurants, die sich den Spezialitäten aus den verschiedenen Landstrichen verschrieben haben. Anders in Waiblingen: Dort hat, nach einer Renovierungspause, das Alte Rathaus mit elsässischer Küche neu eröffnet. Gastgeber sind seit 15 Jahren Marie-Laure Lentz am Herd und ihr Bruder Bertrand Lentz im Service – beide waschechte Elsässer. Keine schlechte Voraussetzung, Unverfälschtes aus der Gegend zwischen Vogesen und Rhein zu bekommen. Wohl als Tribut an zahlreiche Stationen in hervorragenden Häusern in Württemberg gehen die Geschwister kulinarisch eine Liaison zwischen Elsass und Schwaben ein. So weit hergeholt ist das nicht: Es gibt einige Parallelen. wie etwa das Sauerkraut.

Das Alte Rathaus erweist sich als Juwel: Seit 1928 steht das vor mehr als 500 Jahren erstmals erwähnte Gebäude unter Denkmalschutz. Damals wurde auch das Fachwerk freigelegt. Innen fällt der Blick sofort auf die prächtige Stuckdecke, den gediegenen Holzboden und den raumhohen Kachelofen. Man tafelt im Saal, der Geschichte und Geschichten erzählen könnte aus der Zeit des Hauses als Ratsstube, Knabenschule, Gewerbeschule, Volkshochschule und Gasthaus. Auch Sternekoch Vincent Klink hat es sich hier schon gutgehen lassen, wie eine Karte im Eingangsbereich dokumentiert.

Wir bestellen zum Aufwärmen elsässische Zwiebelsuppe mit Käsecroûton (4,90 Euro) und Schneckenrahmsuppe mit Sahnehaube (4,40 Euro). Beide sind schlicht ein Gedicht: die Zwiebeln nicht zu hart und nicht zu weich, die Brühe herzhaft. Im anderen Töpfchen wird ein perfekt abgeschmeckter sahniger Traum serviert. Hier zeigt sich das Elsass typisch gehaltvoll. Der Riesling dazu wird stilvoll im langstieligen Römerglas serviert. Auch beim Hauptgang setzen wir auf Klassiker – wie Baeckeoffe (16,80 Euro).

Traditionell werden Fleischstücke vom Kalb, Rind und Lamm mit Kartoffeln in Riesling angesetzt und stundenlang im Tontopf im Backofen gegart. Topf und Deckel werden mit Teig verschlossen. Im Tontopf wird der Eintopf auch serviert – mürbes Fleisch in würzigem Sud. Außen knusprig, innen zart schmelzend kommt eine andere Spezialität des Hauses, das Cordon bleu. Offenbar fällt es vielen Gästen schwer, sich für eine der sechs Varianten zu entscheiden. Deshalb gibt es ein Cordon-bleu-Trio (14,90 Euro) – klassisch, elsässisch mit Munsterkäse und toskanisch mit Pesto und Mozzarella.

Obwohl die Portionen sehr reichlich sind, können wir uns ein Apfelküchle mit Vanilleeis (4,90 Euro) nicht verkneifen: ein Genuss auch zum Schluss.