Daheim zu duschen sei energieeffizienter als in der Sporthalle, erklärte die Ettenheimer Verwaltung. Foto: von Ditfurth

In Ettenheim wird in den öffentlichen Einrichtungen nur noch kalt geduscht: Angesichts der Gasmangellage im kommenden Winter hat der Ettenheimer Gemeinderat ein dreistufiges Maßnahmenkonzept beschlossen.

Ettenheim - 21 Sofortmaßnahmen sind von der Verwaltung sofort in die Wege zu leiten. Weitere Schritte bei einer möglichen Ausrufung der Notfallstufe oder bei komplettem Ausfall der Gaslieferungen sind bereits formuliert. Das beschloss der Gemeinderat nach vielschichtiger Aussprache mit großer Mehrheit. Allein Klaus Vögele (SPD) stimmte gegen den Maßnahmenkatalog, die andern Gemeinderäte stimmten zu.

Die Stadt betreibt einen Großteil der Heizungen ihrer öffentlichen Gebäude mit Gas. Jährlich werden dort etwa 3,6 Millionen Kilowattstunden Gas verbraucht. Aber auch 27 Prozent der Privathaushalte und Unternehmen in Gesamt-Ettenheim werden mit Gas beheizt. Die verbrauchte Gasmenge liegt dabei bei insgesamt rund 35 Millionen Kilowattstunden. Da bundesweit zehn bis 15 Prozent des Stroms durch Gas erzeugt werden, sind auch Stromsparmaßnahmen zu prüfen.

Folgende Sofortmaßnahmen in den städtischen Einrichtungen und Gebäuden hat die Verwaltung nach ausgiebiger Vorarbeit vor allem von Klimaschutzmanager Udo Benz vorgeschlagen und wurden vom Gemeinderat einhellig beschlossen:

Wasserverbrauch: In allen öffentlichen Einrichtungen und Gebäuden gibt es ausschließlich kaltes Wasser (Legionellen-Schaltung bleibt aktiv). Sämtliche dezentrale Warmwasserspeicher/-erzeuger zum Händewaschen werden ausgeschaltet Ausnahmen sind Kitas und betriebliche Duschen.

Raumtemperatur: Die Raumtemperatur in Verwaltungen wird auf 19 Grad abgesenkt. Ein Grad wärmer ist es in Schulen, Kindergärten, Vereinshäusern und bei der Kulturnutzung von Hallen. 15 Grad sind bei der Hallen-Sportnutzung angesagt. Gemeinschaftsflächen wie Treppenhäuser oder Flure gar nicht beheizt. Eine Ausnahme sind Schulen und Kitas. Das Betreiben mobiler Heizgeräte ist in den öffentlichen Einrichtungen untersagt. Zur Selbstkontrolle werden einfache Thermometer ausgegeben. Die Heizungen temporär ungenutzter Räume wie des Bürgersaals im Rathaus sollen auf Frostbetrieb schalten – und nur bei Nutzung geheizt werden (zum Beispiel Bürgersaal) 

Überprüfungen: Die Einstellungen der Heizanlagen (zum Beispiel Nacht- und Wochenabsenkung) werden überprüft, ebenso wie die Gasheizungsanlagen. Auch die Fensterdichtungen sollen durch die Hausmeister überprüft und gegebenenfalls instandgesetzt werden. 

Kommunikation: So viele Mitarbeiter wie Geräte zur Verfügung stehen sollen ins Homeoffice. Die Nutzer sollen für die Einschränkungen sensibilisiert werden. Brückentage sollen zur Schließung öffentlichen Einrichtungen genutzt werden. Für Veranstaltungen sollen alternative Formate geprüft werden. Auch Dienstreisen sollen reduziert werden. 

Stromverbrauch: Nachtschaltung und Stand-by-Betrieb soll vermieden werden. Stromverbraucher sollen auf Energieeffizienz geprüft, gegebenenfalls soll Ersatz beschafft werden. Mobile Luftreinigungsgeräte werden abgeschaltet.

Straßenbeleuchtung: Die Straßenbeleuchtung wird ab 21 Uhr zu 50 Prozent gedimmt. Die Weihnachtsbeleuchtung wird reduziert.  

Im Notfall: Bei Ausrufung der Notfallstufe sieht die Stadt die Schließung öffentlicher Gebäude wie Hallen oder Vereinshäuser vor. Bei konkretem Ausfall von Gaslieferungen als schlimmstem Fall ist die Schließung weiterer öffentlicher Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder Rathaus angedacht. Zudem denkt die Stadt dann an die Einrichtung einer Wärmehalle (Stadthalle oder Halle Altdorf) oder die Einrichtung der Stadtverwaltung in einer Halle an.  Kritik: Nicht zuletzt gab es Anfragen von Vereinsvertretern in der einleitenden Frageviertelstunde, ob in den Hallen nach Trainingsbetrieb nicht weiterhin warm geduscht werden könnte, standen in der Aussprache von Gemeinderat und Verwaltung in der Diskussion. Nicht minder großen Raum nahm die Frage nach der Weihnachtsbeleuchtung ein. Mehrfach wurde aus dem Ratsrund artikuliert, dass es Sportlern durchaus zuzumuten sei, daheim zu duschen. Dort würden die Boiler ohnehin laufen, während die großen Boiler in den Hallen und die langen Leitungen enorm viel Energie verbrauchen würden. 30 Prozent Energieeinsparung in den Hallen haben die Experten bei Abschalten des warmen Wassers hochgerechnet. Nicht gänzlich verzichtet werden soll auf die Weihnachtsbeleuchtung, aber es gibt nur einen Weihnachtsbaum pro Teilort und reduzierte Leuchtzeiten der LED-Kerzen an Christbäumen und der Weihnachtsbeleuchtung über den Straßen.

Wut über fehlende Windräder

Carina Kratt (FWV) gemahnte, dass der Verzicht auf derlei "Komfort" in diesem Jahr ganz sicher zuzumuten sei, wenn man bedenke, worauf andere Länder derzeit verzichten müssen. Bürgermeister Metz bekannte, dass ihn angesichts der vielfältigen Strom-Einsparanstrengungen und der damit verbundenen Einschränkungen für die Bürger die Wut überkomme, wenn er bedenke, wie viel Strom gewonnen werden könnte, wenn die geplanten Windräder gebaut werden könnten.