Tobias Gnacke konnte bei der „Tuttlinger Krähe“ Foto: Hörburger

Der Meißenheimer Parodist, Bauchredner und Musiker Tobias Gnacke hat sich bei dem Kleinkunstwettbewerb „Tuttlinger Krähe“ den Publikumspreis erspielt. Im Gespräch berichtet er, wie er die Zuschauer von sich überzeugen konnte.

Bauchreden, Singen, Parodien und Stand-up-Comedy: Seit 2004 steht der Meißenheimer Tobias Gnacke mit seinem abwechslungsreichen Programm auf der Bühne. Bei dem Kleinkunstwettbewerb „Tuttlinger Krähe“ hat sich der 47-Jährige am vergangenen Wochenende den Publikumspreis erspielt. Im Gespräch mit unserer Redaktion verrät er, wie er seine Zuschauer von sich überzeugen konnte und welche Auftritte in den kommenden Monaten anstehen.

Herr Gnacke, was bedeutet Ihnen die Auszeichnung?

Überhaupt bei der „Tuttlinger Krähe“ mit dabei zu sein, war eine große Sache. Es gibt jedes Jahr hunderte Bewerber und nur zwölf werden genommen. Den Publikumspreis zu erhalten hat mich sehr gefreut. Es ist eine Bestätigung, dass mein Publikum das, was ich mache, mag.

Wie lief der Wettbewerb ab?

An drei Tagen sind jeweils vier Künstler aufgetreten. Wir hatten je eine halbe Stunde Zeit zum Spielen. Überzieht man, gibt es Abzug. Die Jury hat sich anschließend beraten und uns dann mitgeteilt, ob wir einen Preis erhalten oder nicht. Für den Publikumspreis durften die Zuschauer ihre Stimmen abgeben. Welchen Preis man gewonnen hat, wurde aber erst bei der Verleihung bekanntgegeben. Neben dem Publikumspreis gibt es drei Preise, die durch die Jury vergeben werden.

Haben Sie geahnt, dass Sie den Publikumspreis erhalten?

Ja. Ich habe schon vermutet, dass es darauf hinausläuft. Ich mache gute Unterhaltung für alle und bin kein Mann des geschliffenen Wortes. Ich bin eher der Hallenabbrenner-Typ. Es war an dem Abend, an dem ich gespielt habe, absehbar. Die Stimmung war erst recht ruhig und verhalten. Der Abend ist so dahingeplätschert. Als ich dann dran war, brachen sprichwörtlich die Dämme.

Und wie haben Sie Ihr Publikum von sich überzeugt?

Mein Programm ist eine kunterbunte Unterhaltungsshow. So habe ich zum Beispiel das Volkslied „Ein Jäger aus Kurpfalz“ in verschiedenen Versionen – angelehnt an Reinhard Mey, die Toten Hosen oder Helene Fischer – vorgetragen. Ich mache viel mit meiner Gitarre, ähnlich wie Otto Waalkes früher. Außerdem habe ich eine Bauchrednernummer mit einem Pinguin und ich parodiere unterschiedliche Musikstars, indem ich im Minutentakt Accessoires austausche und dann als andere Person auf der Bühne stehe. Ich baue auch persönliche Geschichten mit ein, die ich als Mann oder Papa erlebe. Es ist schwer, mich und mein Programm in eine Schublade zu stecken.

Seit wann sind Sie in der Comedy-Branche tätig?

Ich bin von der Musik gekommen und langsam in die Comedy-Branche reingerutscht. Als Kind habe ich schon angefangen, Instrumente zu spielen. Nachdem ich lange im Musikverein Trompete gespielt habe, habe ich erst zusammen mit Mitgliedern meiner Familie in einer Band gespielt, bevor ich dann ab 2004 alleine auf der Bühne stand. Ganz von der Kunst leben kann ich aber erst seit 2018. Die Bühne war lange nur mein zweites Standbein.

Was haben Sienoch gemacht?

Ich habe in der Pflege gearbeitet. Diese Arbeit habe ich immer weiter reduziert, bis ich mich dann ab 2018 ganz auf die Bühne konzentriert habe.

Haben Sie die Entscheidung je bereut?

Nein. Vielleicht kurz im März 2020. Das war echt blöd. Während Corona habe ich gezwungenermaßen wieder in der Pflege gearbeitet. Das ging sehr schnell damals. Ich hatte bei meinem alten Arbeitgeber angerufen und mich um eine Stelle erkundigt. Erst war ich noch auf Tour und zwei Tage später stand ich an den Betten und habe Corona-Patienten betreut.

Läuft es mit der Kunstnun wieder besser?

Ja. Ich bin jetzt beschäftigter als vor der Pandemie. Ich hatte das Glück, an eine gute Agentur zu geraten. Die übernimmt das Booking und die Verhandlung von Gagen. Das erleichtert mir die Arbeit sehr und ermöglicht mir viele tolle Auftritte.

Welche Auftritte stehen bei Ihnen in den kommenden Monaten an?

Ich freue mich besonders auf „Das Fest“ in Karlsruhe, an dem ich in diesem Jahr auftreten werde. Außerdem habe ich viele Termine im Kabarett- und Kleinkunstbereich in ganz Baden-Württemberg, der Schweiz und Österreich. Ein weiteres Highlight ist mein Auftritt in Stuttgart im Theaterhaus. Das ist wirklich etwas Besonderes.

Verleihung seit 2001

Seit 2001 schreibt die Stadt Tuttlingen ihren Kleinkunstpreis die „Tuttlinger Krähe“ aus. Bewerbungen kommen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. 100 und mehr Bewerber streiten sich um die zwölf Plätze. Zu gewinnen gibt es bei dem mehrtägigen Festival neben den Preisgeldern auch eine Bronzeplastik des Bildhauers Roland Martin.