In dieses Haus in der Unterdorfstraße 8 in Wittelbach sollen Flüchtlinge einziehen. Foto: Gemeinde

Der Kauf eines Wohnhauses zur Unterbringung von Flüchtlingen in Wittelbach hat in der Sitzung des Ortschaftsrats für Diskussionen gesorgt. Zuvor hatten Einwohner in einem Brief an die Seelbacher Gemeindeverwaltung kritisiert, dass sie vor vollendete Tatsachen gestellt wurden.

Nachdem die Wittelbacher im vergangenen Jahr den Bau eines Flüchtlings- und Obdachlosenheims abgelehnt hatten, wurde jetzt eine andere Lösung gefunden: Die Gemeinde Seelbach hat Anfang des Jahres ein leerstehendes Mehrfamilienhaus in der Unterdorfstraße 8 für diesen Zweck gekauft (wir haben berichtet). Allerdings haben sich nun 25 Einwohner in einem Schreiben an die Verwaltung beschwert, dass sie vor vollendete Tatsachen gestellt worden seien. Auch einige Ortschaftsräte haben die aus ihrer Sicht mangelnde Kommunikation kritisiert.

Dazu erklärte Ortsvorsteher Werner Göhrig, dass der Verkäufer um Vertraulichkeit gebeten hatte. Deshalb habe man mit der Nachricht nicht schneller an die Öffentlichkeit gehen können.

In ihrem Schreiben betonen die Unterzeichner, dass sie nicht die Unterbringung von Flüchtlingen an sich ablehnen, sondern dass es ihnen darum geht, wer dort einzieht. Vorzugsweise sollten Familien und nicht Einzelpersonen das Haus beziehen, wünschen sich die Anwohner. Denn Familien seien ruhiger und würden sich besser integrieren, wohingegen das Zusammenleben von Einzelpersonen oft von Konflikten begleitet sei.

Hauptamtsleiterin Amelie Rosewich erklärte dazu, dass die Gemeinde „einen gewissen Einfluss“ habe, welche Flüchtlingsgruppen aufgenommen werden. Eine hundertprozentige Garantie dafür gebe es aber nicht. Mit seinen drei Wohnungen sei das Haus sehr gut für Familien geeignet. Allerdings gibt es in zwei Stockwerken im Treppenhaus jeweils ein außenliegendes Zimmer, dass von Einzelpersonen belegt werden kann.

Ortschaftsrat Josef Haas äußerte Kritik, dass die Räte den Bürgerbrief erst am Vormittag vor der Sitzung erhalten hatten. „Wir haben davon nichts gewusst, vielleicht hätten wir sonst in den vergangenen Wochen Fragen beantworten können“, so Haas. Martin Kopf kritisierte indes die Informationspolitik der Verwaltung. Eine Bürgerveranstaltung wäre aus seiner Sicht angemessen gewesen, „um Bedenken auszuräumen und die Einwohner frühestmöglich mitzunehmen“.

Insgesamt begrüßten die Räte aber die Entscheidung. „Wir sind eigentlich froh, dass wir so ein Objekt gefunden haben“, sagte Haas. Auch Christian Faisst befürwortete diese Lösung. Das Haus zu kaufen, statt ein neues zu bauen, sei ein weiser Schritt. „Mit dem Gemeindehaus schaffen wir die Möglichkeit, unseren Anteil an gesamtgesellschaftlichen Aufgaben wahrzunehmen“, ergänzte Thomas Himmelsbach.

Derzeit leben in Seelbach zwölf Flüchtlingsfamilien – insgesamt 47 Personen. Dazu kommen 45 Ukrainer, die in der Gemeinde untergebracht sind. Gemäß der aktuellen Quotenberechnung für das Jahr 2023 ist die Gemeinde verpflichtet, noch weitere 27 Personen aufzunehmen. Im Rahmen der Ukraine- Quote sollen drei Personen untergebracht werden.