Niels Bauder (mit Mütze) arbeitete zwei Tage lang mit Schülerinnen und Schülern des Haslacher Bildungszentrums und schuf mit ihnen kleine „Stop-Motion“-Filme Foto: Störr

Im Rahmen der Interkulturellen Wochen hat es am Haslacher Bildungszentrum ein Stop-Motion-Filmprojekt zu Flucht und Migration gegeben. Für die Schüler ergab sich eine Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen auf neuer Ebene.

Im BK-Saal des Bildungszentrums fielen beim Besuch durch unsere Redaktion als erstes Lego-Bausteine und Figuren auf, mit denen sich die Jugendlichen aus der Vorbereitungs-Klasse (VKL) und mit Migrations-Hintergrund beschäftigten. Niels Bauder vom Erfurter Projekt „Don’t stop Motion“ ist studierter Medienpädagoge und sieht den Vorteil im Kennenlernen des Mediums „Film“ als Ausdrucks-Werkzeug der eigenen Erfahrung. Mit den Lego-Figuren lasse sich die eigene Biografie aufarbeiten oder aber eine neue Geschichte erzählen.

VKL-Lehrerin Juliane Kerll erklärte: „Es hat eine Weile gedauert, bis das Eis gebrochen ist.“ Das Arbeiten wäre ganz anders als im üblichen Unterricht und die Schüler aus Syrien, Afghanistan, Polen, Kasachstan, der Türkei und der Ukraine hätten sich vorher nicht gekannt. Außerhalb des Unterrichts gebe es nun die Möglichkeit, die eigene Geschichte und die damit verbundenen Gefühle zu reflektieren. „Im Alltag der Familien bleibt bei den täglichen Herausforderungen die Reflexion der Gefühle oft auf der Strecke“, wusste Kerll aus Erfahrung.

Die Kleingruppen für das Projekt hätten sich spontan zusammengefunden und dann angefangen, Ideen zu entwickeln. Es sei erstaunlich gewesen, wie Schüler sich entgegen dem Unterricht geöffnet hätten und in welch kurzer Zeit Geschichten entstanden wären. Dabei würde jeder seine eigenen Erfahrungen einbringen, von traumatischen Fluchterfahrungen bis zum Verlassen der Heimat aufgrund der neuen Arbeitsstelle der Eltern reiche das Spektrum.

Die kleinen Filme mit Inhalten wie den Gedanken während der Flucht, der jüngsten Klassenfahrt, dem Camping-Urlaub oder dem ersten Schultag werden am Ende eine gute Minute lang sein. „Pro Sekunde Film benötigt es fünf Fotos“, erklärte Niels Bauder. Für eine Minute Film würden bereits sehr viele Bilder nötig sein. Außerdem gebe es die Möglichkeit, den Film mit Musik, Geräuschen oder der eigenen Stimme zu hinterlegen. Am Ende sollen die Clips auf der Internetseite der Schule präsentiert werden.

Das sagt der Schulleiter

Christof Terglane verwies auf Haslachs Integrations-Beauftragte Tabitha Eisenmann, die auf das „Don’t stop motion“-Projekt aufmerksam gemacht habe. Krankheitsbedingt hätten einige Schülerinnen und Schüler ihre Teilnahme kurzfristig absagen müssen. Andere hätten sich nicht am Projekt beteiligen wollen, weil für sie das Kapitel „Flucht“ abgeschlossen sei. Am Ende bescheinigte er dem Projekt einen therapeutischen Charakter, weil die Jugendliche über die Aufgabe, das Material und die Gruppe ins Gespräch über die eigenen Erfahrungen kämen.